Am Freitag ging der Prozess gegen den "Breaking Bad"-Burschenschafter und seinen Komplizen im Grazer Landesgericht für Strafsachen zu Ende. Der Mann (54) wurde zu fünf Jahren unbedingter Haft verurteilt, sein Komplize zu vier Jahren. Beide Angeklagten waren geständig, synthetische Drogen hergestellt und verkauft zu haben. Zusätzlich wurde der Komplize (51) wegen Vergewaltigung verurteilt. Beide legten Berufung ein, die Urteile sind nicht rechtskräftig.

Burschenschafter als Koch

Gleich am Anfang ihres Schlussplädoyers brachte die Staatsanwältin die US-Serie Breaking Bad ins Spiel. "So wie es Medien auch schon gemacht haben." Es habe "sehr viele Parallelen gegeben", sagte sie. Der Erstangeklagte, ein ehemaliger Burschenschafter aus einer FPÖ-Politiker-Familie, betrieb ein Drogenlabor in einer Wohnung mitten in der Grazer Innenstadt, in dem er Crystal Meth und andere Drogen produzierte. Er war der "Koch", wie ein Zeuge sagte. Der "Koch" ließ sich Chemikalien und Geräte aus Polen und anderen Ländern kommen. Für die Herstellung der Suchtmittel besorgte ihm sein mitangeklagter "Geschäftspartner" eine Wohnung, in der er nach Angaben der Staatsanwältin mindestens 1340 Gramm Mephedron, 307 Gramm Crystal Meth und 20 Gramm Amphetamin hergestellt haben soll.

Crystal Meth Kristalle in einer Schale
Mitten in der Grazer Innenstadt wurden Mephedron, Crystal Meth und Amphetamin hergestellt.
IMAGO/Teun Voeten

Für die Staatsanwaltschaft war er das "Mastermind", der Zweitangeklagte sein Gehilfe, der das Meth verkaufte. So wie die beiden Charaktere Walter White und Jesse Pinkman in Breaking Bad. Beide gaben dies auch zu, der Erstangeklagte bestritt aber die von der Anklage angeführten Mengen. Dies glaubte ihm das Gericht nicht.

Am Freitag wurde jener Zeuge vom Gericht befragt, der das Verfahren 2023 ursprünglich ins Rollen und die beiden Angeklagten in U-Haft gebracht hatte. Der Mann sagte aus, dass er von beiden Männern gekauft hatte. Darunter Ecstasy und Meth, Letzteres "in guter Qualität", wie er sagte. Dafür hat er bis zu 100 Euro pro Gramm bezahlt. Insgesamt hat er in den Jahren 2020 und 2022 rund 20.000 Euro ausgeben.

Neben Geld nahm der Zweitangeklagte auch sexuelle Handlungen als Bezahlung, wie der Hauptbelastungszeuge berichtete, er sagte auch aus, dass er Angst habe. Er habe erlebt, wie der Zweitangeklagte wegen einer Kleinigkeit ausgezuckt sei, und dass er aussage, sei keine Kleinigkeit. Die Richterin versuchte zu beruhigen: "Er ist in U-Haft." Ein weiterer Zeuge gab an, Drogen von den Angeklagten gekauft bzw. bekommen zu haben. Auch in seiner Aussage kamen "Sexpartys" zur Sprache, das meiste wurde aber unter Ausschluss der Öffentlichkeit erläutert.

Sexpartys und Holundersaft

Während der Verhandlung gab der Erstangeklagte den Nerd, der aus dem Chemiebaukasten plauderte und Sachverständige korrigierte. Dies wurde von der Staatsanwältin als Verwirrungstaktik angesehen. Die Richterin sah das ähnlich. Freigesprochen wurde er von dem Vorwurf, eine unter Drogen stehende Frau sexuell missbraucht zu haben.

Der Zweitangeklagte wurde wegen Drogenverkaufs und der Vergewaltigung eines durch Drogen im Holundersaft betäubten Mannes verurteilt. Beide bleiben in U-Haft. Der Zweitangeklagte brachte nach der Urteilsverkündung den Bruder des Erstangeklagten ins Spiel, der FPÖ-Politiker soll ihm "Afghanen" auf den Hals gehetzt haben. Dem widersprach der Anwalt des Erstangeklagten vehement. (Markus Sulzbacher, 21.6.2024)