Training.
Das ÖFB-Abschlusstraining am Donnerstag.
APA/GEORG HOCHMUTH

Liveticker zu den Spielen am Freitag ab 15 Uhr

Das Berliner Olympiastadion hat etwas Bedrückendes und zugleich Faszinierendes. Es ist die größte Bühne der EM, 70.000 Fans passen rein, am Freitag (18 Uhr, Servus TV) werden sie vornehmlich aus Polen und Österreich stammen. Österreich ist als Zweitgenannter der Gast, die Polen durften sich die Wäsche aussuchen, sie entschieden sich für ganz in Weiß. Die ÖFB-Auswahl trägt Rot-Schwarz-Rot.

Die Ausgangslage ist klar: Beiden Teams hilft nach den Niederlagen zum Auftakt nur ein Sieg, um in der Gruppe D noch eine tragende Rolle einzunehmen. Der Tag vor dem Showdown war insofern beachtenswert, als es in Berlin nicht geregnet hat. Die Österreicher wickelten das Abschlusstraining im Stadion "Auf dem Wurfplatz" ab, ihnen reichte dann um 13.30 Uhr ein Pitch-Walk im Olympiastadion, also eine Platzbegehung. Die Polen, sie starteten in Hamburg mit einem 1:2 gegen die Niederlande, trainierten am späten Nachmittag in der Spielstätte.

Warum das Teamchef Ralf Rangnick so handhabt, ist sein Kaffee, auch in Düsseldorf, am Tag vor dem 0:1 gegen Frankreich, sind sie nur über den Platz gegangen. Wahrscheinliche Erklärung: Er möchte den gewohnten Rhythmus beibehalten, zudem sind Spione nahezu auszuschließen, sie würden den Wurfplatz kaum finden.

Veränderungen

Rangnick und Kapitän Marcel Sabitzer saßen um 14 Uhr in den weitläufigen und unterkühlten Katakomben des Olympiastadions, die Abschlusspressekonferenz ist verpflichtend wie das Autofahren mit Schein. Es wird wohl Personalrochaden geben, DER STANDARD der nicht alles, aber doch einiges weiß, geht von zwei Veränderungen aus. Gernot Trauner und Patrick Wimmer ersetzen Maximilian Wöber und Florian Grillitsch. Das Abwehrzentrum könnten also Trauner und Kevin Danso bilden.

Rangnick am Trainingsplatz.
Her mit den großen Polen! Teamchef Ralf Rangnick will spätestens mit dem Anpfiff im Olympiastadion Aggressivität und Freude auf dem Platz sehen.
APA/GEORG HOCHMUTH

Wöber schoss gegen die Franzosen ein spektakuläreres Eigentor, die Ausbootung hätte damit aber nichts zu tun, er ist ein guter Kicker und nie und nimmer der Dodel der Nation. Rangnick spielte das Spielchen natürlich nicht mit, er lehnt Naivität strikt ab. Wird es Veränderungen geben? "Nächste Frage."

Er ist überzeugt, dass Robert Lewandowski mitmacht. "Das ändert nicht viel an unserer Grundordnung." Über die Bedeutung müsse man nicht diskutieren, "es hat Playoff-Charakter, wer gewinnt, hat gute, ja alle Chancen, weiterzukommen." Einer von Rangnicks Lieblingsätzen: "Es liegt an uns." Ergänzung: "Wir müssen Aggressivität und Freude auf den Platz bringen."

"Fantastische Stimmung" erwartet

Rangnick hat ans Olympiastadion positive Erinnerungen. Mit Leipzig hat er hier gegen die Hertha praktisch immer Spaß, mit Schalke holte er 2011 den deutschen Pokal (5:0 gegen Duisburg). "Es wird eine fantastische Stimmung sein. Wir müssen unseren Teil dazu beitragen, um mit unseren Fans Doppelpass spielen zu können."

Rot-weiß-roter Österreich-Sektor.
Österreich-Fans gegen Frankreich.
IMAGO/Kieran McManus/Shutterstoc

Sabitzer hat angekündigt, dem Trend der EM zu folgen, es auch mit Schüssen aus der Weite zu versuchen. "Der Druck ist immer da, den kannst du dir auch selber machen. Wir haben eine Art und Weise in der Mannschaft, wie wir mit Situationen umgehen, wie wir zueinander sind. Wir sind ehrlich und sprechen alles an. Gegen Frankreich waren wir nicht auf Top-Level gegen den Ball. Wenn wir das ändern, haben wir gute Chancen zu gewinnen."

Polen-Team erwartet "viel Kampf und Aggression"

Die Polen gehen von einer Härteschlacht aus, es werden martialische Töne angeschlagen. "Es wird ein Match mit viel Kampf und Aggression", sagte Mittelfeldkraft Przemyslaw Frankowski. Teamchef Michal Probierz habe betont, dass man gegen die hart einsteigenden Österreicher nicht nachgeben dürfe. "Es wird in einigen Momenten auch brutal sein, aber damit haben wir kein Problem. Wir werden mit unserem Stil dagegenhalten."

Lewandowski am Trainingsplatz.
Polen hofft auf Torjäger Robert Lewandowski.
AFP/JOHN MACDOUGALL

Für Stil könnte Lewandowski sorgen. Der fast 36-Jährige hatte die Partie gegen die Niederlande aufgrund einer Muskelverletzung versäumt, nun ist er bereit. Lewandowski hat in bisher 150 Länderspielen 82 Tore erzielt. Allerdings werden die guten Tage rarer, das hat nicht zuletzt physische Gründe. Der Respekt vor dem Kapitän bleibt. Sabitzer: "Er kann aus fast keiner Situation ein Tor schießen."

Das Spiel wird vom türkischen Schiedsrichter Halil Umut Meler geleitet. Der 37-Jährige aus Izmir wurde im Dezember bei einem Ligaspiel vom völlig durchgeknallten Ankaragücü-Präsidenten Faruk Koca zusammengeschlagen. Meler trug ein Schädeltrauma und Verletzungen am Auge davon, der Ligabetrieb wurde für eine Woche ausgesetzt. Meler hat sich bestens erholt. Vom ÖFB-Präsidenten Klaus Mitterdorfer hat er gar nichts zu befürchten. (Christian Hackl aus Berlin, 20.6.2024)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen zum Fußball-EM-Spiel Polen gegen Österreich am Freitag in Berlin:

Gruppe D, 2. Runde:

Polen - Österreich (Berlin, Olympiastadion, 18.00 Uhr/live ServusTV und ARD, SR Meler/TUR)

Polen: 1 Szczesny (Juventus Turin/83 Länderspiele) - 5 Bednarek (Southampton/58/1 Tor), 3 Dawidowicz (Hellas Verona/11/0), 14 Kiwior (Arsenal/24/1) - 19 Frankowski (RC Lens/42/3), 8 Moder (Brighton/24/2), 10 Zielinski (SSC Napoli/91/12), 13 Romanczuk (Jagiellonia Bialystok/4/1), 21 Zalewski (AS Roma/19/1) - 9 Lewandowski (FC Barcelona/150/82), 7 Swiderski (Hellas Verona/32/11)

Ersatz: 12 Skorupsi (Bologna/10), 22 Bulka (Nizza/1) - 2 Salamon (Lech Posen/15/0), 4 Walukiewicz (Empoli/4/1), 15 Puchacz (Kaiserslautern/14/0), 18 Bereszynski (Empoli/56/0), 6 Piotrowski (Ludogorez Rasgrad/7/2), 11 Grosicki (Pogon Szczecin/93/17), 24 Slisz (Atlanta United/10/0), 17 D. Szymanski (AEK Athen/18/2), 20 S. Szymanski (Fenerbahce/35/3), 16 Urbanski (Bologna/3/0), 16 Buksa (Antalyaspor/16/7), 23 Piatek (Istanbul Basaksehir/29/11), 25 Skoras (Club Brügge/8/0)

Österreich: 13 Pentz (Bröndby IF/7) - 5 Posch (Bologna/33/1), 4 Danso (RC Lens/21/0), 3 Trauner (Feyenoord Rotterdam/12/1), 16 Mwene (FSV Mainz/13/0) - 6 Seiwald (RB Leipzig/25/0), 9 Sabitzer (Borussia Dortmund/79/17) - 20 Laimer (Bayern München/37/4), 19 Baumgartner (RB Leipzig/39/15), 23 Wimmer (VfL Wolfsburg/13/1) - 11 Gregoritsch (SC Freiburg/56/15)

Ersatz: 1 Lindner (Union Saint-Gilloise/37), 12 Hedl (SK Rapid/1) - 2 Wöber (Borussia Mönchengladbach/26/0), 14 Querfeld (SK Rapid/2/0), 15 Lienhart (SC Freiburg/21/1), 21 Daniliuc (Red Bull Salzburg/3/0), 8 Prass (Sturm Graz/6/0), 10 Grillitsch (TSG Hoffenheim/44/1), 17 Kainz (1. FC Köln/28/1), 18 Schmid (Werder Bremen/12/0), 22 Seidl (SK Rapid/4/0), 24 Weimann (Bristol City/24/2), 26 Grüll (SK Rapid/5/0), 7 Arnautovic (Inter Mailand/113/36), 25 Entrup (TSV Hartberg/3/1)