"School-Nurses" sind an sechs Wiener Schulen im Einsatz. Sie unterstützen oder ersetzen dort ärztliches Personal und Lehrkräfte.
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Das Wiener Pilotprojekt "School-Nurses" soll Vorbild für ganz Österreich sein. Im Sommersemester 2022 setzt die Stadt Wien erstmals ausgebildete Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger mit Berufserfahrung in sechs Schulen in der Hauptstadt ein, um den Schulärztemangel auszugleichen und Schulkinder gesundheitlich zu unterstützen. Nun, nach einer Evaluierung, fordern Mediziner und Pädagogen, dass schnellstmöglich jede Schule Österreichs eine "School-Nurse" bekommt.

"School-Nurses" sind diplomierte Gesundheitspflegepersonen, die sich mit der gesundheitlichen Betreuung der Schülerinnen und Schülern als Ergänzung zu Schulärztinnen und Schulärzte beschäftigen. Sie kümmern sich unter anderem um Notfälle, beispielsweise Bauchschmerzen oder Schürfwunden, aber auch um die Prävention und Information zu wichtigen Gesundheitsthemen.

Außerdem sind sie Ansprechperson für Schulkinder und ihre Erziehungsberechtigten."School-Nurses" sind zwischen 20 und 40 Wochenstunden vor Ort und sollen gemeinsam mit Schulärztinnen, Pädagogen, Schulpsychologen oder Therapeutinnen für einen besseren und sicheren Schulalltag für alle Kinder und Jugendlichen sorgen.

2260 Einsätze im ersten Halbjahr

Als Aufschluss über den Mehrwert von "School-Nurses" wurde eine Evaluierung vor und nach Durchführung des Projekts veranlasst. Diese zeigt, dass positive Erfahrungen gesammelt werden konnten. Der Beitrag, den diese Pflegekräfte leisten, sei an ihren Einsatzorten nicht mehr wegzudenken und entlaste das Lehrpersonal vor Ort, sagt Michaela Bilir vom Berufsverband Kinderkrankenpflege Österreich (BKKÖ). "Lehrer konnten durch ihren Einsatz oftmals den Unterricht für die anderen Schüler fortsetzen, was insbesondere bei Stürzen und anderen Notfällen normalerweise nicht möglich ist."

Schon im ersten Halbjahr des Pilotprojekts (Mai bis Dezember 2022) wurden 2260 Einsätze der "School-Nurses" dokumentiert, berichtete Hans-Peter Hutter vom Zentrum für Public Health der Medizinischen Universität Wien. 642 Mal schritten sie zum Notfallmanagement und zur Erstversorgung, 1287 Mal gab es gesundheitsfördernde Maßnahmen inklusive Prävention von Krankheiten, 164 Mal betreuten sie Kinder und Jugendliche mit chronischen Krankheiten und 167 Mal unterstützten sie die Schulärzte bei "Reihenuntersuchungen" und Impfungen. "Der Einsatz der 'School-Nurses' in Wien war ein grandioser Gewinn für alle Beteiligten", sagt Hutter.

Heutzutage wächst jedes vierte Kind im Schulsystem mit einer chronischen Erkrankung oder einer psychischen Beeinträchtigung auf. Somit ist der Einsatz von "School-Nurses" bedeutend für die "gute Schullaufbahn und das weitere Berufsleben der Kinder und Jugendlichen", betont Bilir. (Farah Birkmayer, APA, 20.6.2024)