"Länger ist nicht gleich besser" lautet das Motto der Landjäger Kürzestfilm-Festspiele.
Bernhard Gruber

Was geht in zwölf Sekunden? Ein Liebesfilm, ein Scheidungsdrama oder doch ein Splatter? Dass gutes Storytelling in nur wenigen Herzschlägen funktioniert, haben Formate wie Tiktok und Co mittlerweile längst bewiesen. Dem Trend zur Kürze haben sich die Landjäger Kürzestfilm-Festspiele aber bereits vor dem digitalen Hype verschrieben, denn das Festival lädt am Donnerstag mittlerweile zum achten Mal zur Sichtung der 100 besten Zwölfsekünder auf der großen Kinoleinwand ins Wiener Gartenbaukino.

"Wir lieben anarchische Filme und eine anarchische Show", sagt Michaela Bilgeri, Festivalleiterin und Initiatorin. "Anarchisch" einerseits deshalb, weil es für etwaige Kürzestfilm-Einreichungen weder eine Gebühr noch besondere Regeln gibt – "außer Querformat und eben zwölf Sekunden". Jeder und jede könne einreichen, egal ob Profi oder Amateur. Andererseits weil man trotz Red Carpet und Gala-Feelings beim Festivalabend stets bemüht sei, für einen Bruch und Auflockerung zu sorgen. Auch weil 100 Kürzestfilme am Stück doch eine Konzentrationsübung wären: So erwarten Zuschauende etwa eine Comedy-Moderation, eine Festivalband mit Musikeinlage von Katarina Maria Trenk (KMT, Euroteuro), ein kollektives Karaoke und ein, angelehnt an das Superwahljahr, interaktives Wahlquiz. All das – ebenfalls anarchisch – bei Gratiseintritt.

Landjäger Kürzestfilm Festspiele / Marta Delas

Überraschungen

"Wir wollen beim Event überraschen. Wir tun damit genau das, was wir auch von einem guten Kürzestfilm erwarten", sagt Bilgeri. Denn einen guten Zwölfsekünder erkenne man daran, wie überraschend der Plot sei. Nach der Sichtung von rund 360 Einreichungen, habe sich auch heuer bestätigt: "Egal ob der Film high-end produziert oder mit dem Smartphone aufgenommen ist, es kommt darauf an, wie gut eine Idee ist und ob es am Ende irgendeinen Twist gibt." Das in so wenigen Sekunden hinzubekommen sei nicht einfach, aber durchaus möglich.

Und dann gibt es da noch die Königsdisziplin: Filme, die es schaffen, in zwölf Sekunden zu berühren. "Letztes Jahr hat ein Film den Publikumspreis gewonnen, in dem zwei Kinder in einer Westernkulisse 'im Spiel' aufeinander schießen. Der kleinere Bruder verfehlt. Der größere fragt ihn daraufhin, warum er denn danebengeschossen habe. 'Weil du mein Bruder bist', lautete die Antwort." Das habe in Zeiten des Ukrainekriegs die Leute einfach berührt – diese zwei Brüder, die am Ende doch nicht aufeinander schießen.

Landjäger Kürzestfilm Festival / Ulrich Schwendinger

Welche Filme heuer am meisten berühren und unterhalten, entscheidet neben dem Publikum eine dreiköpfige Jury, die aus der Vienna-Shorts-Kuratorin Marija Milovanovic, Regisseur und Drehbuchautor Arman T. Riahi und Filmemacherin Leni Gruber besteht. Zu gewinnen gibt es Preise wie ein Klimaticket, ein Fahrrad oder ein Kino-Jahresabo. (Viktoria Kirner, 25.6.2024)