Musiala trifft im Fallen. Ball im Netz.
Jamal Musiala trifft.
AP/Ariel Schalit

Der Gastgeber sorgte sich vor dem zweiten Gruppenspiel um sein Glücksgefühl. Bei vergangenen Großereignissen ging für Deutschlands Fußballer spätestens der zweite Auftritt schief. Zwei Siege nach zwei Spielen, das gelang dem DFB-Team in diesem Jahrtausend nur bei der EM 2012 und zur Heim-WM 2006.

Diesmal hatte die Leistung auch im zweiten Spiel der EM im eigenen Land nichts Verflixtes. In ihren im Verkauf höchsterfolgreichen pinken Ausweichtrikots besiegte die DFB-Auswahl Ungarn mit 2:0 (1:0). Jamal Musiala traf in seiner Heimatstadt Stuttgart zur Führung, der überragende Kapitän Ilkay Gündogan in der zweiten Hälfte zum Endstand.

Nagelsmann macht vieles richtig
IMAGO/osnapix / Titgemeyer

Dabei hätte Deutschland, das von Trainer Julian Nagelsmann mit derselben Startelf wie beim 5:1 über Schottland ins Spiel geschickt wurde, beinahe das schnellste Tor der EM-Geschichte kassiert. Nach Ballverlust von Gündogan konterte Ungarn, nur ein Ausfallschritt von Torhüter Manuel Neuer vermied nach 16 Sekunden den Führungstreffer durch Roland Sallai. Die Ungarn setzten ihren energischen Auftritt fort, Robert Andrich und Joshua Kimmich blockten gefährlich angetragene Schüsse von Bendeguz Bolla (6.) und Sallai (15.)

Führung nach Bauchfleck

In der Offensive begeisterten einmal mehr Florian Wirtz und Jamal Musiala. Angesprochen auf die beiden 21-Jährigen zitierte Ex-Weltfußballer Lothar Matthäus zuletzt gar Hans Krankl: "Ganz Europa beneidet uns." Krankl sprach einst als Österreichs Teamchef über Roman Wallner und Roland Linz, allerdings in der optimistischen Zukunftsform. Bei Matthäus ist es eine Tatsachenbehauptung. "Gemeinsam sind sie schon jetzt das größte Versprechen auf viele, viele Titel für den deutschen Fußball, natürlich auch auf den EM-Titel"

In der 23. Minute blitzte ihre Genialität erstmals auf: Wirtz spielte von der rechten Seite einen scharfen Querpass auf Musiala, der an der Strafraumgrenze ungenau auf Gündogan verlängerte. Verteidiger Willi Orban schirmte ab, Gündogan ging aber energisch nach. Orban machte einen Bauchfleck, Gündogan legte auf Musiala ab, dessen Schuss abgefälscht unter der Querlatte und im Tor landete. Als erster Spieler erzielte Musiala sein zweites Tor bei dieser EM.

Ungarn wird sich strecken müssen.
AFP/FABRICE COFFRINI

Kurz darauf trat der Ex-Salzburger Dominik Szoboszlai einen Freistoß, den Neuer mit einer Glanzparade parierte (26.). Noch vor der Pause landete ein Kopfball von Sallai im Netz, der Treffer zählte aufgrund einer Abseitsstellung nicht.

Abwehrriegel geknackt

Dann die Vorentscheidung: Nach exzellenter Kombination legte Außenspieler Maximilian Mittelstädt auf Gündogan quer, der Kapitän versenkte den Ball im langen Eck (67.). In der Folge war Deutschland einem weiteren Tor näher als die Ungarn dem Anschlusstreffer - bis Kimmich auf der Linie klären musste (89.). Neuer hatte den Ball nach einer Flanke und einem Schubser von Martin Adam fallen gelassen.

Im Vorfeld hatte die ungarische, ultranationale Fangruppe Carpathian Brigade "das größte Auswärts-Spektakel unserer Gruppe" angekündigt. Sie warnte ihre Mitglieder vor Übergriffen von deutschen Fans, die wiederum alles andere als einen gefährlichen Ruf haben. Die Brigade versuchte etwa mit dem auf Sylt in Verruf geratenen Song von Gigi d‘Agostino zu provozieren. Die deutschen Fans ließen sich ihre Glücksgefühle nicht nehmen und übertönten die ungarische Kurve mit kollektivem Jubel. 54.000 Fans in der Stuttgart Arena feierten die Partie mit La Ola.

Die vergangenen drei Spiele gegen Ungarn hatte die DFB-Auswahl nicht gewonnen (zwei Unentschieden, eine Niederlage). Deutschland führt in Gruppe A mit sechs Punkten, am Sonntag wartet die Schweiz. Ungarn trifft am dritten Spieltag auf Schottland. (Lukas Zahrer aus Stuttgart, 19.6.2024)

Fußball-EM - Gruppe A, 2. Runde:
Deutschland - Ungarn 2:0 (1:0)
Stuttgart, 51.000, SR Makkelie/NED

Tore: 1:0 (22.) Musiala, 2:0 (67.) Gündogan

Deutschland: Neuer - Kimmich, Rüdiger, Tah, Mittelstädt - Andrich (72. Can), Kroos - Musiala (72. Führich), Gündogan (84. Undav), Wirtz (58. Sane) - Havertz (58. Füllkrug)

Ungarn: Gulacsi - Fiola, Orban, Dardai - Bolla (75. Adam), A. Nagy (64. Kleinheisler), Schäfer, Kerkez (75. Zs. Nagy) - Szoboszlai, Sallai (87. Csoboth) - B. Varga (87. Gazdag)

Gelbe Karten: Rüdiger, Mittelstädt bzw. Varga, Csoboth