Zu sehen ist Marie Rötzer.
Marie Rötzer hat seit 2016 die künstlerische Leitung des Landestheaters Niederösterreich in St. Pölten inne. Ab 2026 soll sie die Josefstadt-Direktion übernehmen.
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Im Sommer 2026 nimmt Herbert Föttinger Abschied vom Theater in der Josefstadt. Dann wird er die traditionsreiche Bühne im achten Wiener Gemeindebezirk zwanzig Jahre lang geleitet haben. Wie nun zum Krone- und News-Journalisten Heinz Sichrovsky durchgesickert ist, soll Marie Rötzer Föttingers Nachfolge antreten. Eine offizielle Bestätigung steht noch aus, diese wird für Montag, 24. Juni, erwartet (ebenfalls unbestätigt). Rötzer (56) ist derzeit und laut Vertrag eigentlich noch bis 2028 künstlerische Leiterin des Landestheaters Niederösterreich.

Marie Rötzer, 1967 in Mistelbach geboren, vereinigt nationale wie internationale Erfahrung auf sich. Sie begann ihre Laufbahn Anfang der 1990er-Jahre an ihrer aktuellen Wirkungsstätte, dem Landestheater in Sankt Pölten, war daraufhin Lektorin an der Universität Czernowitz (Ukraine), bevor sie an deutschsprachigen Theaterhäusern als Dramaturgin tätig wurde. Zu ihren Stationen zählten das Maxim-Gorki-Theater Berlin, die Gessnerallee Zürich, das Schauspielhaus Graz, das Staatstheater Mainz sowie das Thalia-Theater Hamburg, wo sie auch zum Leitungsteam gehörte.

Erfolg und Gespür

2016 wechselte Rötzer als Intendantin ans Landestheater in St. Pölten, das sie seither mit Gespür und großem Erfolg führt. Sie punktet mit hohen Auslastungszahlen, einem attraktiven Spielplan aus internationalen Gastspielen und Koproduktionen (Frank Castorf, Isabella Rossellini, Luk Perceval, Christoph Marthaler etc.) sowie einer guten Kenntnis der heimischen Theaterszene, die sie immer wieder zu überraschenden Kollaborationen animiert, darunter auch zu vielen Uraufführungen (mit Texten von Árpád Schilling, Mokhallad Rasem oder Eva Menasse). Besondere Zustimmung erhielt zuletzt die Uraufführung von Ilse Aichingers Roman Die größere Hoffnung in der Inszenierung von Sara Ostertag.

Mit Rötzer wäre nun die rein männliche Führungsriege an den großen Sprechtheaterinstitutionen Wiens durchbrochen. Das mit Argusaugen verfolgte Prozedere war zuletzt anlässlich der Volkstheater-Neubesetzung durch Jan Philipp Gloger wieder in die Kritik geraten. Die kaufmännische Leitung des Theaters in der Josefstadt soll ebenso nächste Woche bekanntgegeben werden. (Margarete Affenzeller, 19.6.2024)