Es sind die "lieben Freunde" oder auch einfach "einer von uns", für die das blaue Herz schlägt. Zumindest ist das der Eindruck, der bleibt, wenn man sich durch hunderte Seiten von Chatprotokollen arbeitet, die einst von den Behörden beim ehemaligen FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache sichergestellt wurden und zuletzt im U-Ausschuss auftauchten.

Ex-FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache in einem der Couloirs des Bundesversammlungssaals bei der Wiedereröffnung des Parlaments im Jänner 2023.
Immer gerne am Chatten: Ex-FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache in einem der "couloirs" des Bundesversammlungssaals bei der Wiedereröffnung des Parlaments im Jänner 2023.
Georges Schneider / picturedesk.

Die lieben Freunde sind meist recht finanzkräftig und wollen ihr Vermögen noch vergrößern. Die Letzteren, also die Treuen, Gehorsamen, werden gerne an Stellen positioniert, wo sie gut bezahlt werden und für die Partei längerfristig Macht absichern können.

Im Stich gelassen

Eines sind beide Gruppen nicht: "gegen das System" oder gar außerhalb des Establishments, das die Freiheitlichen wieder zu bekämpfen vorgeben. Die FPÖ braucht sich hier nicht am ehemaligen Parteichef abzuputzen, denn auch ein großer Teil ihres aktuellen Personals kommt in den Chats um Deals und Begehrlichkeiten vor. Die Abgehängten, die sozial Benachteiligten, jene, die sich inmitten von Krisen und Teuerung im Stich gelassen fühlen – sie gehören hier nirgends dazu.

Wie man aus den vergangenen Jahren weiß, gibt es auch genug kompromittierende Chats bei der ÖVP. Doch keine Partei stellt sich so penetrant als jene des "kleinen Mannes" hin, während sie in Regierungsverantwortung eine rund um die Uhr erreichbare Ombudsstelle für Reiche und Mächtige war. (Colette M. Schmidt, 19.6.2024)