Die erste Hitzewelle des Jahres ist in vollem Gange. Die 30-Grad-Marke wurde bereits am Dienstag überschritten. Abkühlung zeichnet sich derzeit aber nicht ab. Und auch die ersten Tropennächte, also Nächte, in denen die Temperaturen nicht unter 20 Grad fallen, stehen an. Das Land Kärnten hat daher schon am Dienstag den regionalen Hitzeschutzplan aktiviert. An mehr als 900 Einrichtungen – insbesondere Alters- und Pflegeheime, Krankenhäuser, Rettungsorganisationen und Kinderbetreuungseinrichtungen – wurden Empfehlungen sowie Verhaltens- und Sofortmaßnahmen für Hitzetage übermittelt.

Nebeldusche
In Wien sorgen Nebelduschen zumindest kurzzeitig für Abkühlung.
APA/GEORG HOCHMUTH

Ihren Höhepunkt soll die Hitzewelle am Freitag erreichen. Dann dürfte die Geosphere Austria auch die Hitzewarnstufe drei von vier möglichen aktivieren – also eine Warnung bezüglich erhöhter Belastung ausrufen, wie Andrea Schmidt, Leiterin Kompetenzzentrum Klima und Gesundheit der Gesundheit Österreich GmbH, am Mittwoch erklärte. Daraufhin sollen wiederum die Bundesländer ihre Hitzeschutzpläne und Maßnahmen in Kraft setzen. Um den Austausch zwischen den verschiedenen Ebenen zu verstärken, will Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) ab einer gefühlten Temperatur von 40 Grad den staatlichen Krisenstab einberufen. Das Krisen- und Katastrophenschutzmanagement des Bundes soll die Notfallmaßnahmen der unterschiedlichen Beteiligten in Bund und Ländern koordinieren.

Denn während die Hitze gesunden Menschen zwar zusetzt, ist sie für vulnerable Gruppen besonders gefährlich. "Hitze und Hitzewellen werden in ihrer gesundheitlichen Bedeutung und Auswirkung unterschätzt", betonte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) bei der Präsentation des adaptierten Hitzeschutzplans. "Für gesunde Menschen ist sie schon unangenehm – niemand wälzt sich gerne während Tropennächten im Bett. Aber umso bedeutender sind die Auswirkungen für Säuglinge, Kleinkinder, Ältere und Kranke."

Video: Nationaler Hitzeschutzplan nach sieben Jahren überarbeitet.
APA

Bis zu 500 Hitzetote

Zwar sei die hitzebedingte Sterblichkeit schwer zu erfassen, da sie oft mit bestehenden Vorerkrankungen zusammenfalle, doch bis zu 500 Personen pro Jahr dürften an den Folgen der Hitze in Österreich ums Leben kommen, erklärte Johannes Pleiner-Duxneuner, Geschäftsführer der Ages. Auch die Zahl der Krankenhausaufenthalte steige in extrem heißen Sommern um bis zu einem Viertel. Durch die gestiegenen Temperaturen gebe es zudem "Krankheiten, die bisher nur in den Tropen vorgekommen sind, auch hier", unterstrich Rauch. Außerdem dauert die Pollensaison mittlerweile länger als früher.

Und die Sommer sind heiß. Die Zahl der Tage über 30 Grad hat sich in Österreich in den vergangenen Jahrzehnten verdoppelt bis verdreifacht, betonte Schmidt. Ohne globalen Klimaschutz sei in Österreich bis zum Jahr 2100 eine weitere Verdoppelung bis Verdreifachung der Hitzetage zu erwarten. "Das wird nicht einfach weggehen wie andere Wetterlagen. Die Hitze wird bleiben", sagte Rauch.

Hauptbahnhof Wien
Wer mit dem Zug in Wien ankommt, überquert als Erstes einen der Hitzehotspots der Stadt– der Vorplatz des Hauptbahnhofs ist zubetoniert.
© Christian Fischer

Deshalb sieht der Hitzeschutz des Gesundheitsministeriums auch langfristige Maßnahmen abseits des Notfalls vor. Darunter fallen etwa bauliche Maßnahmen und die Berücksichtigung der steigenden Temperaturen in der Stadtentwicklung und Raumplanung. Es mache einen Unterschied, ob Gebäude mit Glasfassaden, bei denen es keine Beschattung gibt, oder mit begrünten Fassaden geplant werden, erklärte Rauch. Man werde künftig anders bauen müssen.

Burggarten Wien
Was gegen Hitze hilft? Grünflächen und Bäume.
APA/TOBIAS STEINMAURER

Besonders treffe die Hitze aber schon jetzt "Menschen, die sich keine Klimaanlage oder den Schwimmbadbesuch leisten können", sagte Rauch, sowie Menschen, die "24 Stunden am Tag der Hitze ausgesetzt sind". Im Winter habe man gemeinsam mit den NGOs Wärmeräume zu schaffen, jetzt brauche es im Sommer auch Abkühlzonen – wie jene, die die Caritas heuer zum fünften Mal in 27 Pfarrgärten in Wien und Niederösterreich geöffnet hat. (ook, 19.6.2024)