Teamgoalie Patrick Pentz rettet vor Frankreichs Superstar Kylian Mbappé.
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Das österreichische Fußballnationalteam hat seine Reise zur Europameisterschaft 2024 nach einer 1:2-Niederlage gegen die Türkei im Achtelfinale beendet. Nach jeder der vier Partien, zu denen die Rangnick-Elf in Deutschland angetreten war, haben wir Sie gebeten, die Performance der eingesetzten österreichischen Spieler auf einer siebenstufigen Skala zu bewerten:

288.000 Stimmen haben Sie auf diese Weise abgegeben. Die Ergebnisse reichten von Enttäuschung über verunfallte Einzeldarbietungen bis zu Begeisterung über kollektive Spitzenleistungen. Doch der Reihe nach.

Kaum Gefahr für Maignans Tor

Im Auftaktspiel gegen Frankreich setzte es eine knappe 0:1-Niederlage. Die ÖFB-Elf hielt über Strecken ambitioniert mit, Torgefahr strahlte sie nur selten aus. Dementsprechend schlechte Noten erhielten die nominellen Stürmer Michael Gregoritsch und sein Ersatz ab der 59. Minute, Marko Arnautovic.

Zu überzeugen wusste hingegen Torhüter Patrick Pentz. Mehr als 90 Prozent seiner Stimmen entfiel auf die Noten "Leistungsträger" oder "Weltklasse". Ähnliche Zustimmung fuhr lediglich Innenverteidiger Kevin Danso ein; die Noten von Pechvogel Maximilian Wöber dagegen litten unleugbar unter dem spielentscheidenden Eigentor.

Polen, Österreichs nächster Gegner, hielt nach einer Niederlage gegen die Niederlande vor dem zweiten Gruppenspiel ebenfalls bei null Punkten. Im Berliner Olympiastadion stieg also bereits so etwas wie ein vorgezogenes Finale um einen möglichen Achtelfinalplatz.

Nach dem schnellsten Tor in Österreichs EM-Geschichte durch einen passgenauen Trauner-Kopfball in Minute neun brachte der polnische Ausgleich etwas Verstimmung ins ÖFB-Spiel. Christoph Baumgartners neuerlicher Führungstreffer in der zweiten Halbzeit renkte es wieder ein, und der von Kapitän Arnautovic trocken verwandelte Elfer – danke, Schiri – besiegelte den ersten Dreier beim Turnier.

Dementsprechend gut haben Sie das Kollektiv bewertet. Zehn Mann aus der Startformation erhielten mehrheitlich "Leistungsträger"- oder "Weltklasse"-Noten. Nur der zur Pause ausgewechselte Florian Grillitsch konnte da nicht ganz mithalten. Den besten Leumund hatte wiederum Brøndby-Goalie Patrick Pentz vor den Torschützen Baumgartner und Trauner.

Vor dem letzten Gruppenspiel gegen die Niederlande hatte längst das große Rechnen stattgefunden. Da nur die besten vier von sechs Gruppendritten ins Achtelfinale vorstießen, waren auch die Konstellationen in den anderen Gruppen ausschlaggebend. Und daraus ergab sich, dass Österreich selbst bei einer Niederlage mit vier Toren Differenz ein Ticket in die K.-o.-Phase zustand. Schien machbar.

Die Rechenspiele erwiesen sich ohnehin bald als obsolet. Österreich ging gegen Oranje nicht weniger als dreimal in Führung. Besonders die Leistung von BVB-Legionär Marcel Sabitzer, der selbst eiskalt netzte, hatte es Ihnen angetan; achtzig Prozent attestierten ihm "Weltklasse"-Niveau. Dahinter folgten Nicolas Seiwald und trotz zweier Gegentore neuerlich Rückhalt Patrick Pentz.

Am Ende stand es 3:2, und weil die Franzosen im Parallelspiel gegen die bereits fix ausgeschiedenen Polen nicht über ein 1:1 hinauskamen, waren "The Burschen" (CNN) sensationeller Sieger der Gruppe D.

Achtelfinale also, zum zweiten Mal bei einer Europameisterschaft in Folge. Wahrscheinlichster Gegner vor den abschließenden Gruppenspielen war England, doch weil sich Harry Kane und Co mit einem 0:0 gegen Slowenien in einen anderen Zweig des Turnierbaums flüchteten, wurde dem Nationalteam die Türkei beschert.

Das Maß auf der nach oben offenen Europhorie-Skala stieg noch ein paar Stufen – hatte eine breitbrüstige ÖFB-Elf die Türken doch im Frühjahr mit 6:1 aus dem Happel geschossen. Wie hoch die Fallhöhe zu diesem Zeitpunkt war, ließ Merih Demiral 57 Sekunden nach Anpfiff wissen. Dem Gegentor durch den Innenverteidiger liefen die Österreicher bis in Minute 59 nach. Dann folgte allerdings nicht der Ausgleich, sondern Demirals zweites Tor. Der eingewechselte Michael Gregoritsch brachte mit dem 1:2 noch einmal Hoffnung in die glasigen Fan-Augen, doch auch in der ziemlich zielstrebigen Schlussphase der Nationalelf verhinderte die türkische Defensive den Gleichstand.

Die Enttäuschung der Fans lässt sich auch in den Benotungen ablesen. Dass Torhüter Pentz im vierten EM-Spiel ein fünftes und ein sechstes Mal hinter die Linie greifen musste – übertroffen wurde das bis zum Viertelfinale nur von Georgiens acht Gegentoren –, sorgte für etliche "Totalausfall"- oder "Schwachpunkt"-Stimmen. Ein ähnliches Ausmaß negativer Bewertungen generierte nur die erneut erfolglos gebliebene Spitze Marko Arnautovic.

Kommen wir zum Fazit: Aus der siebenstufigen Skala, die zur Beurteilung verwendet wurde, lässt sich für jeden Spieler und jedes Match auch ein Wert auf einer 0-bis-100-Skala kalkulieren – und daraus ein Durchschnittsergebnis über das ganze Turnier hinweg.

Teamtormann Patrick Pentz erzielte demnach mit 84/100 den höchsten Wert, dicht gefolgt von den Leipziger Teamkollegen Nicolas Seiwald (83/100) und Christoph Baumgartner (82/100). Die schlechtesten Scores der in allen vier Partien eingesetzten Spieler erwirkten die Offensivkräfte Marko Arnautovic (63/100) und Michael Gregoritsch (66/100) sowie Florian Grillitsch (64/100).

Stimmen Sie persönlich mit den Beurteilungen der Community überein? Lassen Sie es uns im Forum wissen. (Michael Matzenberger, 3.7.2024)