Caleb Followill von den Kings of Leon: Druckvoller als auf ihrem neuen Album spielten sie am Donnerstag als Headliner des Lido Sounds in Linz.
APA/TOBIAS STEINMAURER

Wo zuvor dichte Wolken am Himmel standen, standen jetzt dichte Locken auf der Bühne. Die gehörten Luke Pritchard von der britischen Band The Kooks. Und sofort erinnerte man sich, warum man die Band vergessen hatte. Zwar darf man deren Indie-Rock durchaus als zeitlos einschätzen, das ist in dem Fall aber bloß ein anders Wort für austauschbar. Zu viele ähnliche Indie-Bands haben ähnlich eingängige Songs. Aber viele eingängige Songs sind halt auch ausgängige Songs. Sie sind gleich wieder verschwunden. Und dass die in den Nullerjahren aufgetauchten Kooks ein bisschen durch sind, manifestierte sich daran, dass die Mehrzahl ihrer Songs von den ersten beiden Alben stammte: Inside In/Inside Out und Konk.

Luke Pritchard von The Kooks am Lido Sounds in Linz.
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The Kooks waren der erste große Name auf der Bühne des Linzer Lido-Sounds-Festivals, das am Donnerstag am Urfahrer Marktplatz begonnen hat. Noch bis Sonntag wird dort Programm geboten, und nicht das schlechteste. Das Lido wurde im Vorjahr zum ersten Mal organisiert. Es ist der Versuch, ein Qualitätsfestival in einem lässigen urbanen Setting zu präsentieren. Das ist im Vorjahr bereits gelungen, heuer war man um einen Tag mutiger und hat am Donnerstag schon aufgewärmt, aber nur eine der beiden großen Bühnen bespielt.

Das Publikum ist gemütlich, das Essen auf dem Gelände wahrscheinlich das beste Festivalfutter im Lande – aber da liegt die Latte nicht hoch. Gegenüber dem Lentos-Museum am anderen Donauufer gelegen, bietet es einen schönen Ausblick. Und den konnte man genießen. Aber dazu gleich.

Tiny-Häusl-Optik

Noch stehen da oben The Kooks und spielen ihre bekanntesten Songs wie Do You Wanna oder Matchbox, die im New-Wave-Revival der Nullerjahre reüssierten. Gut zwei Millionen Alben sollen sie verkauft haben, vornehmlich auf der Insel. In einer Pause sagte Sänger Pritchard: "Normalerweise wollen die Leute nicht, dass wir neue Lieder spielen. Ihr schon, das ist super." Na ja.

Der Zuspruch war höflich euphorisch, ein großer Auftritt war es nicht. Dann folgte viel Zeit, um die Aussicht zu genießen. Das Lentos da drüben, das Brucknerhaus dort oben, herrlich. Sogar die WC-Anlagen erfreuten in ihrer Tiny-Häusl-Optik das Auge. Schwere Wolken zogen vorüber, doch das Gelände blieb trocken, anders als am Nachmittag.

Southern Rock

Eine Stunde wurde nun eingeräumt, um umzuräumen für den Hauptact, die Kings of Leon. Das ist eine für ein Festival doch eher längliche Unterbrechung, aber schön für die Gastro. Am Ende sollten es eineinhalb Stunden werden, bis die Band aus Nashville die Bühne betrat. Auch die Leons waren in den Nullerjahren aufgetaucht. Sie spielten mit langen Bärten und Haaren eine Mischung aus Southern Rock und irgendwas, charmant jedenfalls.

Gitarrist Matthew Followill, der letzte Leon mit Mähne.
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Das kam dem Zeitgeist mit seinem gerade Fahrt gewinnenden Rockrevival entgegen, die Kings wurden berühmt. Musikalisch scheint aber mittlerweile die Luft ziemlich draußen zu sein, die Mittvierziger wirken vergleichsweise aufgeräumt, wenn noch wo ein Barthaar im Gesicht herumsteht, ist es sorgfältig getrimmt, der Wildwuchs am Dach ist pflegeleichteren Haarschnitten gewichen.

Ihr vor einem Monat erschienenes neues Album Can We Please Have Fun untermauert das, ist von eher durchschnittlicher Durchschnittlichkeit. Immerhin, live spielte man selbst neue Songs mit ungleich mehr Druck und Forte als auf dem Album. Vielleicht war das dem Umstand geschuldet, dass die Band angekündigt hatte, ihr verkürztes Set schneller zu absolvieren, um dem Publikum so viele Songs wie möglich bieten zu können. An die 13.000 Besucherinnen und Besucher waren angetan, lauschten und applaudierten der Band, während sich die Nacht über Linz schob. Aber auch hier waren es die älteren Songs wie Sex on Fire oder Use Somebody, die am meisten erfreuten. (Karl Fluch, 28.6.2024)