Junger Mann steht vor vielen Werkzeugen und hält ein Instrument in der Hand
Florian Köck in seiner Werkstatt im 18. Bezirk in Wien.
DER STANDARD/Christina Rebhahn-Roither

Florian Köcks Beruf hat einen langen Namen: Holzblasinstrumentenerzeuger. Zu dieser Instrumentengruppe zählt eine Querflöte ebenso wie eine Oboe oder ein Saxofon. "Das hat per se mit dem Wort Holz nichts zu tun, sondern einfach mit dem Anblasmechanismus von Instrumenten", erklärt der 26-Jährige. Beruflich hat er sich auf Klarinetten und Oboen spezialisiert, letztere stellt er in seiner Werkstatt im 18. Wiener Gemeindebezirk auch neu her.

Im Gegensatz zu manch anderem Betrieb liegt das Handwerk bei Köck nicht seit Generationen in der Familie. "Ich habe überhaupt keine Verwandtschaft, die etwas mit Instrumentenbau zu tun hat", erzählt er. Köck beherrscht viele Instrumente – Klarinette, Oboe, Saxofon, Querflöte und Blockflöte –, ein Studium kam für ihn aber nie infrage. "Als Jugendlicher war ich unheimlich fasziniert von der Technik. Alle Instrumente, die ich daheim hatte, habe ich zerlegt."

Ein Stück einer Klarinette liegt auf einem Tisch.
In Köcks Werkstatt wird sowohl repariert als auch neu hergestellt.
DER STANDARD/Christina Rebhahn-Roither

Seine eigene Werkstatt eröffnete der 26-Jährige vergangenen Sommer. Wer sie betritt, dem fallen gleich die vielen verschiedenen Werkzeuge ins Auge. Manche davon waren gar nicht einfach zu bekommen – zum Beispiel Löffelbohrer oder Drechselbank, die er beide in Deutschland aufgetrieben hat: "Ich habe wie ein Wahnsinniger Werkzeug gesucht. Man kann das durchaus als Verrücktheit sehen, was ich die letzten Jahre gemacht habe", erzählt er. Heute schätzt er sich glücklich, dass er sich keine Gedanken um fehlende Kundschaft machen muss. Eine Klarinette für die ersten Versuche kaufen Köcks Kunden und Kundinnen eher nicht. "Es kommen eher Studenten bis Orchestermusiker." Im Sommer ist Reparatursaison für letztere. Neu gebaut wird in Köcks Werkstatt maximal ein Instrument im Monat. Bei einem Besuch in seiner Werkstatt verrät er drei Dinge, die man sich von ihm abschauen kann:

1. Üben, ohne die Nachbarn zu stören

"Es gibt Übekabinen für die, die das wollen. Das ist ein riesiger schalldichter Schrank, wie eine Telefonzelle im Wohnzimmer, 1,5 Meter mal 1,5 Meter. Es gibt einige Leute, die das haben, zum Beispiel Posaunenspieler, die sonst wirklich Probleme mit den Nachbarn haben.

Man kann natürlich auch die Raumakustik berücksichtigen und die Decken abhängen. Was man verhindern sollte, ist, in einem Raum mit vielen glatten Oberflächen zu üben, weil die stark reflektieren und es sehr hallt. Das Badezimmer ist der Worst Case. Im besten Fall sollte man im Wohnzimmer spielen. Da gibt es einen Teppich und Möbelstücke, die fungieren ein bisschen wie Akustikplatten."

2. Zigarettenpapier-Test

"Zigarettenpapier ist für mich so ein kleines Helferlein, obwohl ich nicht rauche. Das Zigarettenpapier hat die wunderbare Eigenschaft, dass es 0,4 Millimeter dick ist. Man kann damit viele Instrumente, die gepolstert sind, auf Dichtheit überprüfen. Es gibt oft Kunden, die kommen und sagen, dass etwas nicht geht, und in Wirklichkeit ist es einfach irgendwo undicht.

Nahaufnahme Zigarettenpapier
Test mit Zigarettenpapier: Bestanden, das Papierstück rutscht nicht durch.
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Für den Test schneide ich das Papier zurecht und klemme einen schmalen Streifen zwischen Klappe und Polster. Wenn ein Widerstand da ist, dann ist alles dicht. Wenn es nicht decken würde, könnte man es einfach durchziehen. Theoretisch könnte jeder Musiker, wenn er so ein Papier hat, selber schauen, wenn plötzlich was nicht geht. Dann hat man schon eine Idee und kann zum Instrumentenbauer des Vertrauens gehen und sagen: Ich glaube, das Gis-Tonloch leckt."

3. Instrumente richtig lagern

"Ich würde ein Instrument, das gerade nicht in Verwendung ist, niemals im Keller lagern, weil es da sehr feucht und kalt ist. Das bedingt etwa, dass Klappen hängen bleiben. Ich habe schon viele Instrumente gesehen, die aufgrund falscher Lagerung große Risse im Holzkorpus hatten oder komplett verrostet waren. Stattdessen einfach im Trockenen lagern, am besten in einem Kasten weit weg von Heizung und Fenster. Dort, wo Luftfeuchtigkeit und Temperatur möglichst konstant sind. Eine Lagerung bei 20 Grad wäre optimal, weil bei dieser Temperatur auch viele Instrumente gestimmt werden.

Ich als Instrumentenbauer lagere Holz auch trocken und möglichst konstant. Ein gutes Klangholz liegt im besten Fall zehn Jahre, auch gerne mal länger. Das zu verbauen ist dann ein Traum, weil Hölzer sich dann nur noch geringfügig verziehen und auch nicht mehr so reißen." (Christina Rebhahn-Roither, 1.7.2024)