Diesen Freitag gehen in Österreich gleich 28 großteils neue Radiokanäle on air. Vier davon sind neue Programme von Kronehit, die sich vom Mutterprogramm weitestmöglich entfernen: "Radio Rot Weiß Rot" etwa widmet sich ganz dem Austropop, von Ambros bis Wanda, Bilgeri bis RAF Camora; "Pirate Radio" Alternative Rock und Pop. Die zuständige Programmchefin Dani Linzer erklärt, was das Publikum da ab Freitag erwartet.

Zwei neue nationale Radioprogramme und zwei regionale für Ostösterreich startet Kronehit am Freitag, wenn insgesamt 28 Sender großteils neu im Digitalradiostandard DAB+ on air gehen. Bei der Programmierung gehe man "bewusst nischiger" vor, auch nischiger als Mitbewerber, sagt Linzer. Aber man spiele doch, "was in Österreich Mainstream ist, was Radiohörerinnen und Radiohörer nachfragen. Das ist kein Radio für Instagrammer oder Tiktoker", die aber natürlich auch an den Radiogeräten oder am Stream willkommen seien. "Das sind Radios, keine Playlists, mit Wetter, Verkehr, Moderation", betont die Programmchefin. Die Moderation kann schon mal von neu gecasteten Fans in Radioqualität aus dem trauten Heim kommen.

Die Technologie DAB+ und die rechtliche Möglichkeit für weitere Programme nimmt Kronehit zum Anlass für die doch deutliche Verbreiterung des Angebots. Aber: Die größten Publikumserwartungen hat Linzer auf Sicht nicht unbedingt in die Menschen am Digitalradio-Empfänger: "Der größte Markt ist der Smart Speaker", zeigten auch internationale Erfahrungen. Die neuen Programme sind also, nicht ganz überraschend, auch im Stream zu haben.

Dani Linzer ist bei Kronehit Programmchefin für vier neue Digitalradios.
Kronehit

Die vier neuen Kronehit-Sender:

Von Ambros bis Aut of Orda

"Radio Rot Weiß Rot" mit Austropop sorgte schon für hochgezogene Brauen auf dem Küniglberg, der ORF hat sich die Wortmarke wie berichtet in den 1980ern schützen lassen. Kronehit setzt hier auf eine Wort-Bild-Marke mit der Karikatur eines Bundesadlers.

Der Kanal verspricht laut Linzer "100 Prozent Musik aus Österreich", vom Austropop der frühen Jahre bis heute. "Von Ambros bis Aut of Orda" beschreibt die Programmchefin das weit gefasste Spektrum, genreübergreifend von Bilgeri bis Wanda, RAF Camora und Yung Hurn. Wo liegt die Grenze? "Wir grenzen uns klar vom Schlager ab, der wird ohnehin in den Regionalradios bedient", sagt Linzer.

An ein etwas älteres Publikum als das jünger als Ö3 programmierte Kronehit dürfte sich auch das neue bundesweite Achtziger-Radio "Super 80s" richten.

In Ostösterreich widmet sich "Pirate Radio" – vermutlich auf den Spuren des Erfolgs von 88.6 mit rockigeren Formaten – Alternative Rock. Linzer will hier allerdings ein Stück "herauszoomen" und spielen, was für Kronehit-Hörer "alternative" ist, "von Britpop bis Grunge". Oasis, Blur, Pixies, aber auch Depeche Mode nennt sie als Beispiele, was man hier zu hören bekommt.

"Eurodance X-Press erklärt sich selbst", kommentiert Linzer Sender Nummer vier, der zurück in die 1990er- und 2000er-Jahre lauscht. Snap, Culture Beat, Blümchen, Dr. Alban führt sie an, ja, auch Scooter und Gigi D'Agostino, der "Gott sei Dank nicht nur einen Hit hat". Der Sektor soll in den vielen Tests von Kronehit "extrem gut" ankommen, berichtet Linzer.

Ö3 überholen

Dani Linzer ist langjährige Programmchefin bei Kronehit, 2023 stieß der langjährige Ö3-Chef Georg Spatt als "Flottenstratege" zum größten Privatsender. Linzer programmiert die vier neuen Digitalkanäle und freut sich, dass Kronehit Ö3 im jüngsten Radiotest in Wien beim Publikum unter 40 Jahren überholt habe. Die Marke und ihre "sehr akribisch geplante und getestete" Musikfarbe für eine junge Zielgruppe wurden "über viele Jahre konsequent aufgebaut", erklärt sie den Erfolg des Hauptsenders: "Wir sind in der Brand, der Marke geblieben und haben keine großen Fehler gemacht."

Ö3 zu überholen, das hat sich Kronehit-Geschäftsführer Philipp König mit der neuen, um DAB+-Kanäle erweiterten Senderflotte vorgenommen. Also sprach König im November 2023 im gemeinsamen Interview mit Co-Geschäftsführer Mario Frühauf und dem neu von Ö3 dazugestoßenen Programmchef Spatt. (Harald Fidler, 20.6.2024)