Christoph Baumgartner gegen Mike Maignan
Baumgartner traf bei der besten Chance der Österreicher den Ball nicht wie gewollt.
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Düsseldorf – Es waren genau 144 Sekunden des rot-weiß-roten Unglücks. Erst hatte Christoph Baumgartner gegen Frankreich die Führung auf dem Fuß, dann leistete sich Schiedsrichter Jesús Gil Manzano eine klare Fehlentscheidung, und kurz darauf lenkte Maximilian Wöber eine wuchtige Flanke von Kylian Mbappé unglücklich per Kopf zum 0:1-Endstand ins eigene Tor. Innerhalb von knapp zweieinhalb Minuten entschied sich am Montag in Düsseldorf Österreichs EM-Auftaktspiel gegen den Vizeweltmeister.

Baumgartner, dessen Rekord-Torserie im ÖFB-Teamtrikot nach fünf Spielen endete, scheiterte in der 36. Minute völlig freistehend an Frankreich-Tormann Mike Maignan. "Ich habe einen Tick zu lange gewartet", sagte der Leipzig-Offensivspieler, als er auf Servus TV seine Großchance noch einmal Revue passieren ließ. Er habe den Ball über den Fuß von Maignan lupfen wollen. "Es ist bitter. Wir hatten Möglichkeiten, das Spiel auf unsere Seite zu ziehen."

Rangnick fordert Zuruf von außen

Stattdessen jubelte am Ende die Équipe tricolore, die sich auch beim spanischen Referee bedanken durfte. Denn Gil Manzano entschied nach der Baumgartner-Chance fälschlicherweise auf Abstoß. Ganz zur Verwunderung der ÖFB-Kicker, der Fans im Stadion und auch von Teamchef Ralf Rangnick. "Es soll nicht der Eindruck entstehen, dass wir es nur daran festmachen. Aber dass wahrscheinlich der Schiedsrichter der Allereinzige im Stadion war, der so entschied, das ist so", ärgerte sich Rangnick.

Die Partie wäre bei einem Corner für Österreich jedenfalls anders verlaufen. "Der Ball wäre ja ins Tor gegangen, wenn ihn der Torwart nicht gehalten hätte. Da auf die Idee zu kommen, auf Abstoß zu entscheiden – ich verstehe nicht, wieso in so einem Fall nicht ein Zuruf von außen kommt, von einem Linienrichter oder vierten Offiziellen", ergänzte der ÖFB-Coach.

So kam alles anders, Mbappé zog etwa zwei Minuten später rechts im Strafraum unwiderstehlich am mit Gelb vorbelasteten Phillipp Mwene vorbei, nachdem dieser Ousmane Dembele nach einem mutmaßlichen Blackout bedient und den Angriff damit ermöglicht hatte, und jagte den Ball mit deutlich erhöhter Geschwindigkeit ins Zentrum. Dort wollte Wöber vor Antoine Griezmann klären, hatte dabei aber Pech und köpfelte das erste ÖFB-Eigentor der EM-Historie. Auch deshalb stärkte Rangnick seinem Innenverteidiger den Rücken: "Niemand, kein Mensch macht ihm einen Vorwurf."

Aufmunternde Worte für Wöber

Entscheidend sei aber auch, dass sich Wöber keinen mache. "Den Kopf abschrauben kann er sich in dem Moment auch nicht. Es war ein äußerst unglückliches Eigentor", sagte Rangnick. Unglücksrabe Wöber stand nach dem Schlusspfiff gezeichnet auf dem Rasen und verließ ihn niedergeschlagen mit gesenktem Kopf.

Seine Teamkollegen versuchten den Gladbach-Profi direkt wieder aufzurichten. "Es ist einfach unglücklich und passiert. Da kann man ihm keinen Vorwurf machen", sagte der fehlerfreie ÖFB-Goalie Patrick Pentz und sprach von einer "Rakete zur Mitte" von Mbappé.

Mwene sah es genauso. "Er ist da Profi genug, das abzuschütteln. Er wird vielleicht heute eine unruhige Nacht haben, aber morgen wird er wieder voll dastehen", war sich der Linksverteidiger kurz vor Mitternacht in den Katakomben des Düsseldorfer Stadions sicher und ergänzte: "Ich mache mir da keine Sorgen um ihn." (red, APA, 18.6.2024)