Österreich ging zum Auftakt der Euro als Verlierer vom Platz.
REUTERS/Thilo Schmuelgen

Die Sensation ist also ausgeblieben, was aber kein Beinbruch ist. Schließlich sind immer noch sechs Punkte zu vergeben. Und der erste Aufritt war nicht übel, das lässt hoffen. Es war eine wunderbare Stimmung in der Düsseldorf-Arena. Es gab Fanmärsche in Tausendschaften zur Spielstätte am Messegelände, sie sollen durchaus friedlich gewesen sein. Bier macht nicht nur müde, sondern auch lustig. "Immer wieder Österreich" versus "Allez Les Bleus", das ist absolut keine Brutalität.

Auf den Tribünen war rot-weiß-rot in Überzahl, es dürften rund 20.000 Fans gewesen sein. Teamchef Ralf Rangnick hatte sich für Florian Grillitsch entschieden, Patrick Wimmer fand keinen Platz in der Startformation, wirklich überraschend kam das nicht. Es war ein Schöpfen aus dem Vollen, Patrick Pentz stand im Tor, die Viererkette bildeten Stefan Posch, Kevin Danso, Max Wöber und Phillipp Mwene. Nicolas Seiwald und Grillitsch standen im Zentrum, in der Offensive sollten Kapitän Marcel Sabitzer (links), Christoph Baumgartner, Konrad Laimer (rechts) sowie die Solo-Spitze Michael Gregoritsch die Franzosen ärgern, attackieren, gefährden.

Die sind das Who und Who des Fußballs, alleine der Angriff mit Osumane Dembele, Kylian Mbappé und Marcus Thuram verzückt, klingt wie eine Symphonie. Aber die Österreicher waren gewillt, von der ersten Sekunde ab präsent zu sein, auf sich selbst zu schauen, das eigene, bewährte Spiel aufzuziehen. Bälle erobern und schnell Umschalten. Rangnick hatte die Franzosen als "gesegnete Zocker" bezeichnet. Im Vorfeld hatten sie sich eher um die politische Lage in ihrer Heimat als um den EM-Gegner gesorgt, Mbappé und Thuram warnten vor dem Rechtextremismus und forderten die Nation auf, am 30. Juni wählen zu gehen, ein Zeichen zu setzen.

Die Großchance von Christoph Baumgartner auf das 1:0 blieb ungenutzt.
EPA/GEORGI LICOVSKI

Das erste Zeichen im Match setzte Baumgartner, die Österreicher hatten nämlich Anstoß, er passte zu Seiwald. Nach 100 Sekunden wurde Mbappé von Laimer gelegt. 8 Minute: Blitzschneller Angriff des Franzosen, Mbappés Flachschuss wird ein Beute für Pentz. 12. Minute: Österreich kombiniert erstmals über mehrere Stationen, zu einer Chance kommt es nicht.

Eine Dominanz des Weltranglistenzweiten konnte nicht verhindert werden, ebenso nicht die Gelbe Karte für Wöber nach einem Foul an Dembele (16.). Aber es wurde dann doch eine durchaus konzentrierte und geordnete Leistung, man hielt Frankreich gemeinsam vom Tor fern. Laimer hatte eine Viertelchance (32.), Baumgartner eine riesengroße (35.), diese zu vergeben, war fast fahrlässig.

38. Minute, das Pech nimmt seinen Lauf: Mbappé flankt, Wöber, von Mitspieler Danso bedrängt, köpfelt präzise zum 0:1 ins eigene Tor. Herr Mbappé wurde noch einmal gefährlich (45.). Halbzeitfazit: Frankreich hatte mehr Ballbesitz (53 Prozent), die Passgenauigkeit war höher (89 zu 85 Prozent), bei den Abschlüssen stand es nicht 1:0, sondern 5:1.

55. Minute: Mbappé schaltet den Turbo ein, enteilt Danso und Wöber, um wider Erwarten vorbeizuschießen. Es wäre der Matchball gewesen. Rangnick musste reagieren. 59. Minute: Wöber, Grillitsch und Gregoritsch raus, Gernot Trauner, Wimmer und der legendäre Marko Arnautovic rein. Die sorgten in der Tat für Wind, es gab Ansätze von ganz kleinen Druckphasen. Gefährlicher blieben freilich die Franzosen, die Parade von Pentz nach einem Schuss von Thuram war spektakulär (67.).

Der nicht unbedingt fulminante Favorit ließ nichts mehr anbrennen. Mbappé kollidierte mit Danso, hielt sich die blutige Nase, sah wegen Unsportlichkeit Gelb, wurde ausgetauscht (90.). Der leicht den Franzosen zugeneigte spanische Schiedsrichter Gil Manzano ließ übrigens neun Minuten nachspielen.

Am Dienstagvormittag fliegen die tapferen Verlierer zurück ins Quartier nach Berlin, am Nachmittag wird im Stadion "Auf dem Wurfplatz" ausgelaufen.

Am Freitag kommt es um 18 Uhr im Olympiastadion zum Duell mit Polen. Die stehen nach dem 1:2 gegen die Niederlande auch unter Druck. (Christian Hackl aus Düsseldorf, 17.6.2024)

Kylian Mbappé verletzte sich in einem Zweikampf mit Kevin Danso an der Nase.
AP/Alessandra Tarantino

Fußball-EM, Gruppe D, 1. Runde:
Österreich - Frankreich 0:1 (0:1)
Düsseldorf Arena, 47.000 Zuschauer (ausverkauft), SR Gil Manzano (ESP)

Tor:
0:1 (38.) Wöber (Eigentor)

Österreich: Pentz - Posch, Danso, Wöber (59. Trauner), Mwene (88. Prass) - Seiwald, Grillitsch (60. Wimmer) - Laimer (91. Schmid), Baumgartner, Sabitzer - Gregoritsch (59. Arnautovic)

Frankreich: Maignan - Kounde, Upamecano, Saliba, T. Hernandez - Griezmann (90. Fofana), Kante, Rabiot (71. Camavinga) - Dembele (71. Kolo Muani), Mbappe (90. Giroud), Thuram

Gelbe Karten: Wöber, Mwene, Baumgartner, Laimer, Danso bzw. Dembele, Mbappe