Im Vorjahr fiel die Wahl auf eine frühere Rinderversteigerungshalle in Oberwart. Der achteckige Holzbau, Baujahr 1952, steht seit dem Umzug des burgenländischen Fleckviehzuchtverbandes an die Peripherie der burgenländischen Stadt leer. Mitten auf einem großen Parkplatz geriet der denkmalgeschützte Bau in den letzten Jahren fast in Vergessenheit.

Das Siegerprojekt des Vorjahres: Die frühere Rinderversteigerungshalle in Oberwart steht mitten auf einem Parkplatz und ist ungenutzt.
DenkmalNeo

Aber eben nur fast. Denn im Vorjahr lenkte der Wettbewerb "Schmuckstück statt Schandfleck" wieder Aufmerksamkeit auf die Rotunde. Bei der Aktion können seit nunmehr drei Jahren ungenutzte Gebäude im ganzen Land von Interessierten und auch von den Eigentümerinnen und Eigentümern selbst eingereicht werden. Das Ziel: frischer Wind für alte Gemäuer.

Gut Ding braucht Weile

Die Einreichungen werden von der hinter dem Wettbewerb stehenden Initiative DenkMalNeo, einem Joint Venture der österreichischen Rhomberg Bau Holding und der deutschen JaKo Baudenkmalpflege, abgeklopft. Letztendlich wird jedes Jahr ein Siegerprojekt ausgewählt, für das eine kostenlose Machbarkeitsstudie erstellt wird. Eine solche wurde also im Vorjahr für die Rotunde in Oberwart erarbeitet. Zwei künftige Nutzungsmöglichkeiten wurden für den Standort entwickelt, berichtet Helga Noack, Geschäftsführerin von DenkMalNeo. Wie es dort weitergeht, liege nun am Eigentümer, der Gemeinde.

Für das Granarium im burgenländischen Mönchhof werden Investoren gesucht.
denkMalNeo

Was klar ist: Eine schnelle Lösung gibt es für Gebäude, die seit vielen Jahrzehnten leer stehen, so gut wie nie. Das zeigt sich auch am Gewinner von 2022, dem Granarium im burgenländischen Mönchhof, dessen Bausubstanz ins 16. Jahrhundert zurückreicht und das seit 1990 großteils leer steht. Hier werde nun ein Investor gesucht, sagt Noack, die nicht nur Siegerprojekte, sondern viele weitere eingereichte Projekte "gedanklich mitnimmt". Denn mittlerweile würden auch Menschen auf sie zukommen, die auf der Suche nach einer Nutzung sind. Zur Vernetzung gibt es auch die Facebook-Gruppe "Bauerbe Österreich", auf der Eigentümer interessanter Objekte mit potenziellen Nutzern zusammengebracht werden. Auch mit einer deutschen Initiative wird mittlerweile kooperiert.

Und immer wieder tut sich dann doch etwas. Für eine alte Schule in Velm-Götzendorf, die ebenfalls eingereicht wurde, wird nun im Rahmen eines Bürgerbeteiligungsprozesses, der von der Initiative begleitet wird, eine neue Nutzung erarbeitet. "Das Gebäude ist wichtig für die Identität des Ortes", sagt Noack, deshalb würden sich auch Jung und Alt an dem Prozess beteiligen.

Einreichungen gesucht

Weitere Gebäude im Dornröschenschlaf werden nun gesucht. Seit kurzem läuft die Aktion "Schmuckstück statt Schandfleck" zum dritten Mal. An die zehn Projekte wurden im Rahmen des Städtetags Anfang Juni in Wiener Neustadt, der jährlich den Auftakt für die Aktion bildet, bereits eingereicht.

Die Sanierungsexpertin Noack rechnet auch heuer mit rund 20 Einreichungen. Die Ausbeute an Projekten, mit denen man dann letztendlich auch arbeiten kann, wird aber geringer ausfallen. Denn nicht bei allen Objekten sind die Eigentümer überhaupt greifbar, manchmal fehle von deren Seite auch schlichtweg das Interesse an neuen Ideen für ihre alten Gebäude.

"Am Ende", sagt Noack, "geht es immer um Fragen des Geldes und das Finden eines Investors." Und um ein viel stärkeres Mitdenken des Bestandes. Sie kennt Orte, in denen der Kindergarten neu gebaut wurde – obwohl nicht weit davon alte Substanz leer stand. "Wir sind es nicht gewohnt, an den Bestand zu denken", sagt Noack – und will mit ihrer Aktion mithelfen, diesen Umstand zu ändern.

Bis 12. Juli können die vermeintlichen Schandflecken des Landes noch online eingereicht werden. Mit etwas Glück entsteht daraus die zündende Idee, die daraus wieder ein echtes Schmuckstück macht. (Franziska Zoidl, 21.6.2024)