Die Inflation hat sich in Österreich im Frühjahr geringfügig verlangsamt und im Mai auf 3,4 Prozent verringert nach 3,5 Prozent im Vormonat April. Damit hat die Teuerung hierzulande den tiefsten Wert seit September 2021 erreicht, ist damit aber trotzdem noch ein gutes Stück vom zweiprozentigen Zielwert der Europäischen Zentralbank entfernt. "Vor allem beim Wohnen hat der Preisauftrieb deutlich nachgelassen. Auch bei Lebensmitteln stiegen die Preise im Mai unterdurchschnittlich, in der Gastronomie hingegen mehr als doppelt so kräftig wie die allgemeine Inflation", erklärt Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.

Was bei der Entwicklung der Verbraucherpreise auffällt: Für die Nutzung eines Privat-Pkws muss die Bevölkerung immer tiefer in die Tasche greifen, gerade im Autofahrerland Österreich liegen die Kostenzuwächse in diesem Bereich durchwegs über dem generellen Anstieg der Verbraucherpreise. Bitter ist das vor allem für jene Menschen meist in ländlichen Regionen, die im Alltag auf ihr Auto angewiesen sind.

Elektroautos bei einer Ladestation.
Beim "Auftanken" sind Elektroautos zwar günstiger als Verbrenner, wegen des hohen Anschaffungspreises kosten neue Stromer dann aber doch deutlich mehr pro Monat.
Jochen Tack; via www.imago-image

Denn laut des Index für den privaten Pkw-Verkehr, den die Statistik Austria ebenfalls ermittelt, waren die finanziellen Belastungen für den Kauf und den Betrieb eines Autos im April 2024 um fast 25,7 Prozent höher als vor drei Jahren. Dem steht ein allgemeiner Preisauftrieb von 21,6 Prozent im selben Zeitraum gegenüber. "Die Kosten für einen privaten Pkw sind in den vergangenen drei Jahren stärker gestiegen als das allgemeine Preisniveau", erklärt Martin Grasslober, der beim ÖAMTC den Bereich Verkehrswirtschaft leitet. Eine der Hauptursachen sind die höheren Spritpreise.

CO2-Preis erhöht Kosten

Vor drei Jahren habe man ungefähr dasselbe Preisniveau bei Treibstoffen gesehen wie vor der Corona-Pandemie. Inzwischen sind für Diesel etwa 44 Prozent mehr zu bezahlen, Superbenzin kostet rund 37 Prozent mehr. Verzerrt wird die Preisentwicklung jedoch von der Einführung und Erhöhung des CO2-Preises auf derzeit 32,50 Euro pro Tonne des Treibhausgases. "Laut unseren Aufzeichnungen und Berechnungen ist die CO2-Bepreisung für rund ein Viertel der Preissteigerungen von Treibstoffen in den vergangenen drei Jahren verantwortlich", sagt Grasslober. Auf die Preisentwicklung an der Zapfsäule hat es zwar keinen Einfluss, aber für die Bevölkerung wird der CO2-Preis durch den Klimabonus abgegolten.

Obwohl die Preise für Gebrauchtwagen zuletzt wieder merklich sanken, sind diese in den vergangenen drei Jahren durchschnittlich um etwa 26 Prozent teurer geworden, was ebenfalls über der Inflation liegt. Auslöser waren wie während der Pandemie Probleme in den Lieferketten, weshalb aus Chipmangel nur wenige Fahrzeuge erzeugt wurden. "Somit kamen weniger Neufahrzeuge anschließend auf den Gebrauchtwagenmarkt", sagt der ÖAMTC-Experte. "Dies machte sich auch im Bestand bemerkbar, der länger genutzt wird und mittlerweile im Schnitt schon knapp unter elf Jahre alt ist." Vergleichsweise moderat war der Preisauftrieb bei Neuwagen mit rund 18 Prozent seit April 2021.

Hoher Wertverlust

"Der größte Kostenbrocken bei Neuwagen ist der Wertverlust", gibt Grasslober zu bedenken. Wobei dieser je nach Antriebsart unterschiedlich stark ausfällt: Bei einem Verkauf nach dreijähriger Nutzung finden Benziner mit 54,3 Prozent und Dieselautos mit 50,5 Prozent noch für mehr als die Hälfte des Neuwagenpreises neue Eigentümer. Stärker fällt der Wertverlust bei Elektroautos aus, die laut Daten des Marktforschers Autovista Group nur 45,8 Prozent des Kaufpreises einspielen. Grasslober führt dies etwa auf die höheren Neuwagenpreise und die schneller voranschreitende Technologie, etwa bei der Reichweite, zurück: "Es gibt offensichtlich eine gewisse Skepsis gegenüber Elektroautos."

Hauptsächlich wegen des Wertverlusts von Neuwagen sind Elektroautos auch teurer bei den monatlichen Kosten als Verbrenner, wie Grasslober anhand von Berechnungen für Autos des Modells Opel Astra bei einer Behaltedauer von fünf Jahren und 12.000 Kilometern jährlicher Fahrleistung zeigt. Demnach fallen für die elektrisch angetriebene Variante Kosten von 582 Euro pro Monat an, wovon 401 Euro pro Monat auf den Wertverlust entfallen. Bei Benzinern sind es insgesamt 544 Euro monatlich, wobei der Wagen 288 Euro weniger wert wird, und beim Diesel 550 Euro bei 308 Euro Wertverlust. Dass E-Autos mit knapp 50 Euro Stromkosten im laufenden Betrieb um 25 Euro gegenüber Diesel und um 40 Euro gegenüber Benzin günstiger sind, spielt bei der Gesamtbilanz nur eine untergeordnete Rolle.

Kostspieliges E-Auto

Relativ gering sind die Kostenunterschiede bei der Wartung, die derzeit unabhängig von der Antriebsart deutlich teurer wird. Laut einer Erhebung der Arbeiterkammer in 33 Wiener Kfz-Werkstätten kostet eine Arbeitsstunde eines Mechanikers für die Reparatur eines E-Autos zwischen 140 und 360 Euro, das sind im Mittel um fast 15 Prozent mehr als vor einem Jahr. Bei Verbrennern kostet eine Stunde demnach 140 bis 318 Euro, der Preiszuwachs fällt mit acht Prozent aber vergleichsweise moderat aus. Generell machen sich dabei die deutlichen Lohnzuwächse bemerkbar – im Metallgewerbe sind die Löhne um mehr als acht Prozent erhöht worden.

Kritisch sieht der ÖAMTC übrigens die Einführung von vorläufigen Zusatzzöllen auf Elektroautos aus chinesischer Produktion durch die EU-Kommission. "Das wird nicht hilfreich sein", sagt Grasslober mit Blick darauf, dass die Anschaffungskosten für Elektroautos dadurch künftig wohl höher als ohne Zölle ausfallen werden. Und diese spielen ja bei E-Autos eine besonders große Rolle, wie sich bei den Kosten eines elektrischen Opel Astras zeigt: Schließlich entfallen in den ersten drei Jahren des Betriebs 69 Prozent auf den Wertverlust und nur jeweils neun Prozent auf Stromkosten und Wartung. (Alexander Hahn, 17.6.2024)