Menschen auf einer Plattform an der Neuen Donau
Das Badeverbot in der Neuen Donau wurde rechtzeitig vor der Hitzewelle aufgehoben. Auch ein neuer Badeplatz eröffnet dort in Kürze.
APA/TOBIAS STEINMAURER

Der Sommer ist da. Wien erlebt dieser Tage die erste Hitzewelle des Jahres – mit Temperaturen von mindestens 30 Grad. "Das ist eine große Umstellung für den Organismus. Die erste Welle von heißen Tagen ist die belastendste", sagt Clemens Bauer von Geosphere Austria. Bei späteren Hitzewellen sei der Körper dann schon an die höheren Temperaturen gewöhnt.

Wenn es heiß ist, dann macht sich eine eigene Stimmung in der Stadt breit: Der Gemütszustand der Wienerinnen und Wiener pendelt zwischen mürrischer Trägheit und fast schon fröhlicher Leichtigkeit. In den Grant übers Schwitzen und die Freude am (Sonnen-)Baden mischt sich mitunter auch Unbehagen. Denn: Die Hitze macht die Erderwärmung spürbar. Sie deutet an, was der Menschheit noch bevorsteht, wenn nicht rascher gegengesteuert wird. Ein Streifzug durch die Stadt zwischen Klimasorge und sommerlichem Dolce Vita.

Höhepunkt am Mittwoch und Freitag

Hat es mindestens 30 Grad, dann spricht man von einem Hitzetag. Der erste dieses Jahres wurde in Wien am Dienstag erwartet. Verglichen mit dem steirischen Bruck an der Mur ist das spät: Dort wurde die 30-Grad-Marke bereits Anfang April geknackt. Das war eine Premiere: Noch nie in der österreichischen Messgeschichte war so früh ein Hitzetag erreicht worden, hieß es von Geosphere Austria. In der Klimaperiode 1991–2020 etwa sei hierzulande der erste 30-Grad-Tag im Schnitt erst am 19. Mai erreicht worden. Verantwortlich für diese Verschiebungen ist laut dem Wetterdienst die menschengemachte Klimaerwärmung.

Die hohen Temperaturen kommen nicht nur früher im Jahr, sondern bleiben auch länger. Gab es zwischen 1961 und 1990 in Wien im Schnitt jährlich rund zehn Hitzetage, waren es von 1990 bis 2010 bereits 17. Von 2010 bis 2018 wurde im Schnitt bereits an 27 Tagen jährlich eine Temperatur von mindestens 30 Grad erreicht. Der Höhepunkt der aktuellen Hitzewelle steht aus jetziger Sicht am Mittwoch und Freitag an: Bis zu 34 Grad sind für Wien prognostiziert.

Erste Tropennacht?

Mit den Hitzetagen kommen in der Stadt meist auch die Tropennächte: Das sind Nächte, in denen es nicht kälter als 20 Grad wird. Auch ihre Zahl steigt: Bei der Wetterstation Hohe Warte wurden zwischen 1961 und 1990 ein bis zwei Tropennächte pro Jahr verzeichnet. Im Zeitraum 1991 bis 2020 waren es bereits mehr als sechs.

Das Problem daran: Bleibt es in der Nacht warm, kann sich der Körper kaum vom Hitzestress erholen. Die erste Tropennacht 2024 könnte in Wien in der Nacht auf Mittwoch oder auf Donnerstag anstehen, sagt Meteorologe Bauer. "Innerstädtisch erwarten wir nachts Temperaturen um 20 Grad, am Stadtrand 15 bis 17 Grad."

Neuer Badeplatz vor Eröffnung 

Rechtzeitig vor der Hitzewelle wurde die Neue Donau wieder zum Schwimmen freigegeben. Durch das jüngste Hochwasser war zuletzt ein Badeverbot nötig geworden. Für Menschen mit Wasserpflanzen-Antipathie haben die Überschwemmungen eine positive Nachwirkung: Es schwemmte die beim Rudern und Schwimmen störende Botanik weg. Die für Gewässer zuständige MA 45 checkt gerade, ob dennoch getrimmt werden muss. Sie ist auf der Neuen Donau derzeit mit drei Mähbooten im Einsatz, an der Alten Donau mit neun.

An deren transdanubischem Ufer gibt es seit heuer eine neue Badestelle: In der Kaisermühlenbucht wurde ein 1100 Quadratmeter großer Strand gebaut. Auf der anderen Seite des Entlastungsgerinnes steht ein neuer Bade- und Aufenthaltsbereich samt Pop-up-Lokal kurz vor der Eröffnung: Auf der Donauinsel, unweit der Reichsbrücke, sperrt in Kürze der erste Abschnitt des Pier 22 auf. Das ist der neue Name der früheren Lokalmeile Sunken City. Die Neue Donau hat derzeit knapp 20 Grad, die Alte Donau schon fast 25.

Eine Frau sitzt auf einem Mähbott
Die MA 45 ist auf der Neuen Donau bereits mit Mähbooten im Einsatz.
Christian Fischer

Die städtischen Bäder erwarten diese Woche den bisher stärksten Zulauf des heurigen Jahres. Die Gästezahlen im Mai und in den ersten beiden Juniwochen seien wetterbedingt "sehr schwach" gewesen, heißt es aus dem Magistrat. Nun rechne man mit "gutem Besuch".

Ab Temperaturen von 28 bis 30 Grad beginnen auch die Nebelstelen, die im öffentlichen Raum aufgestellt sind, zu sprühen. Abkühlung ohne Wasser ist in den "Coolen Zonen" der Stadt möglich: Das sind klimatisierte Räume mit WLAN und kalten Getränken in Pensionistenklubs, Büchereien oder Amtshäusern, die gratis zugänglich sind.

Sommerkinos starten

Wer wegen der Hitze eh nicht schlafen kann, mag vielleicht ins Kino gehen. Zwei Open-Air-Kinos sind bereits am Start, viele andere ziehen demnächst nach. Das "Kino am Dach" zeigt seit Anfang Juni auf dem Dach der Hauptbücherei täglich um 21 Uhr aktuelle Filme und Coming-of-Age-Streifen. Auch das Volxkino tourt bereits mit seinen kostenlosen Vorführungen durch Wien, am Donnerstag macht es mit dem Kurzfilmprojekt It works II im Reithofferpark Station.

Das "Kino wie noch nie" am Augartenspitz eröffnet am 27. Juni. Zwei Tage danach beginnen das Filmfestival am Rathausplatz und das Karlskino am Karlsplatz – bei beiden ist der Eintritt frei.

Klassik mit Imbiss, Insel mit Klassikern

Nicht nur Kino verlagert sich mit den steigenden Temperaturen nach draußen. Am 27. Juni beginnt der Kultursommer. Die städtische Veranstaltungsreihe, die Gratiskonzerte, -lesungen und -theateraufführungen an verschiedenen Orten umfasst, kommt für den Auftakt in den Prater: Die Wiener Symphoniker spielen auf der Kaiserwiese ein Konzert, bei dem gepicknickt werden darf und soll.

Donauinselfest, Menschenmenge vor einer Bühne
Am Freitag startet das Donauinselfest, aber auch darüber hinaus gibt es zahlreiche kulturelle Angebote im Wiener Sommer.
APA/FLORIAN WIESER

Bereits gestartet sind die Open-Air-Sommerkonzerte im Museumsquartier. Auf der Sommerbühne im Haupthof finden Konzerte, Performances und Gespräche statt – diesen Mittwoch etwa spielt um 19 Uhr das elektroakustische Quartett Siema Ziemia. Am Freitag startet dann das Donauinselfest: Bis Sonntag sind unter anderem Ronan Keating, Voodoo Jürgens, Wanda und Christina Stürmer zu sehen. (Stefanie Rachbauer, 18.6.2024)