Es ist ein schlichter grauer Container, in dem eine Technologie getestet wird, die die Ernährung völlig verändern könnte. In der Seestadt, einem neuen Stadtviertel in Wien, steht der Bioreaktor von Arkeon. Darin schwimmen Mikroorganismen in einer Salzlösung, ernähren sich von CO2 und Wasserstoff und produzieren Aminosäuren. Diese könnten künftig dazu dienen, Fleischersatz herzustellen. Setzt sich die Technologie durch, würde es theoretisch keine Äcker und Felder mehr brauchen, um Lebensmittel zu produzieren. Weniger Fleisch, mehr Pflanzliches, das gilt als ein wichtiges Rezept im Kampf gegen den Klimawandel.

"Alles ein Stückchen besser zu machen war immer das, was uns Menschen motiviert hat. Das könnte ein Potenzial sein, wenn es um die Klimakrise geht", sagt Gregor Tegl mit freundlicher, fester Stimme. Er ist einer der Gründer von Arkeon. In seinem Büro in einer sonnigen Wiener Altbauwohnung sitzt er an einem großen Konferenztisch und gibt sich zuversichtlich, dass die Welt aktuelle Krisen meistern wird, sich zum Besseren wandeln kann. Und wirkt dabei ehrlich überzeugt.

Viele Menschen in Österreich sind weniger positiv eingestellt. Umfragen offenbaren regelmäßig eine mehrheitlich negative Stimmung, wenn es um die Zukunft geht. In einer STANDARD-Umfrage etwa bezeichneten sich 45 Prozent der Befragten als Pessimisten. Bereits unter Jungen ist die mangelnde Zuversicht ausgeprägt: Nur noch etwas mehr als ein Fünftel von ihnen glauben, dass es ihnen einmal besser gehen wird als ihren Eltern. Doch wann ist uns die Zuversicht abhandengekommen? Und wie holen wir sie uns zurück?

Das haben wir Expertinnen und Experten gefragt. Die deutsche Psychotherapeutin Franca Cerutti hat sich intensiv mit Zuversicht auseinandergesetzt. Gebhard Ottacher leitet das Climate Lab, ein Innovationszentrum für Klimawende und Kreislaufwirtschaft. Zuvor baute der studierte Historiker das Bildungsprogramm Teach for Austria mit auf und musste dabei ganz schön Zuversicht beweisen. Helga Kromp-Kolb ist Österreichs wohl renommierteste Klimaforscherin. Ihr Buch mit dem Titel Für Pessimismus ist es zu spät ist kürzlich im Molden-Verlag erschienen. Zu Wort kommt auch Arkeon-Mitgründer Gregor Tegl.

Die innere Überzeugung, dass die Zukunft gut werden kann – wie bekommen wir sie zurück?
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Lesen Sie hier vier Antworten auf die Frage, wie wir ein verlorenes Gefühl zurückgewinnen können – und warum das gerade jetzt wichtig ist.

"An seiner Haltung der Zukunft gegenüber kann man etwas verändern"

"Natürlich passieren im Moment beängstigende Dinge – und in der Frequenz nehmen sie den Menschen die Zuversicht. Was sich jedoch im Gegensatz zu früher verändert hat: Wir bekommen alles hautnah mit. Wir bekommen mit, was überall auf der Welt gerade Schreckliches passiert. Auch in der Vergangenheit gab es Krisen und Kriege, die Informationen haben die Menschen aber oft nicht erreicht. Unser Gehirn ist für die Masse an Informationen nicht ausgelegt. Es ist vor allem dafür gebaut, auf reale Bedrohungen im Hier und Jetzt zu reagieren. Nun sind wir ständigen Reizen ausgesetzt, die unser Gehirn – zu Recht – als bedrohlich verarbeitet. Das löst eine ständige Alarmiertheit in uns aus.

Häufig wird Zuversicht als Synonym für Optimismus verwendet. Doch Optimismus ist etwas anderes, er ist fast schon ein bisschen naiv oder blauäugig. Bei der Zuversicht wird der Sehsinn angesprochen, der Begriff verweist auf einen nach vorne gerichteten Blick. Im Gegensatz zum Optimismus orientiert sich die Zuversicht etwas mehr am Realismus, betont aber die Möglichkeiten und sieht die Fähigkeiten, die wir haben. In jedem Fall ist sie die bessere Antwort als Pessimismus oder Angst. Sie impliziert, dass wir etwas für eine gute Zukunft tun müssen. Denn alles andere wäre Hoffen oder Beten. Zuversicht ist wie eine Art innere Überzeugung, dass es gut werden kann – selbst angesichts der Herausforderungen.

"Zuversicht ist wie eine Art innere Überzeugung, dass es gut werden kann – selbst angesichts der Herausforderungen." (Psychotherapeutin Franca Cerutti)

Ich denke schon, dass man an seiner Haltung der Zukunft gegenüber etwas verändern kann. Auch wenn es nicht ganz leicht ist. Denn im Moment erscheint es vielleicht einfacher und intuitiver, in einer Mutlosigkeit zu versinken und zu denken: Das bringt alles nichts! Doch das ist richtig gefährlich. Denn es ist eine Haltung, die alle möglichen psychischen Erkrankungen bedingt. Ich versuche Menschen immer zu vermitteln, die Chancen zu sehen, anstatt von vornherein zu sagen, dass nichts mehr gehen kann.

Studien zeigen, dass eine zuversichtliche Haltung mit positiveren Ergebnissen verbunden ist. Es gibt zum Beispiel das Phänomen der selbsterfüllenden Prophezeiung: Menschen, die davon ausgehen, dass sich etwas zum Guten wendet, begünstigen eher die Umstände dafür. Während umgekehrt Menschen, die vom Schlimmsten ausgehen, das schlimme Ergebnis gewissermaßen mitproduzieren. Ich denke mir: Wenn die Zukunft schon ungewiss ist und nicht erfreulich erscheint, können wir uns auch ein bisschen Mühe geben, unsere Kräfte zu bündeln und zu sehen, was noch möglich ist. Wenn wir aufgeben, wäre ohnehin niemandem geholfen.

Was wären Strategien für den Alltag? Den Blick auf die Dinge zu richten, an denen man etwas ändern kann. Kleine Schritte zu gehen und die Erfolge zu sehen. Neben den tragischen Nachrichten gibt es auch gute, und die kann man bewusst suchen. Außerdem hilft es, sich mit zuversichtlichen Menschen zu umgeben, denn das kann ansteckend wirken. Zuversicht ist auch eine Gemeinschaftsaufgabe, am besten kann man sie gemeinsam schüren."

Franca Cerutti ist Psychotherapeutin und widmet sich in dem Podcast "Psychologie to go!" alleerlei psychologischen Fragestellungen. Eine Folge hat sie auch zum Thema Zuversicht aufgenommen.

"Man tut, was man kann – das schützt die Zuversicht"

"In den 1950er-Jahren war es leicht, zuversichtlich zu sein. Alles wurde immer besser, immer mehr, auch weil wir von einem sehr niedrigen Niveau aus gestartet sind. Die Menschen mussten die Trümmer erst wieder aufbauen. Mittlerweile sind wir auf einem sehr hohen Niveau angekommen. Eine Rolle könnte aber auch spielen, dass wir in Österreich eine alternde Gesellschaft sind – dass eine solche weniger zuversichtlich ist, erscheint naheliegend. Das macht eine gewisse Grundstimmung aus.

Natürlich habe ich Momente, in denen ich mich so gar nicht zuversichtlich fühle. Meistens ist das, wenn ich auf Menschen treffe, bei denen man wieder bei Adam und Eva anfangen muss. Mit denen man darüber diskutieren muss, ob der Klimawandel echt ist, obwohl die Wissenschaft das vor Jahrzehnten abgehandelt hat. Aber auch wenn ich nicht auf meine Nachrichtendiät achte. Insbesondere im Klimabereich, in dem ich jetzt tätig bin, sind die Nachrichten und der Ausblick besonders düster. Da muss man sich gewisse Hilfsmechanismen aufbauen, um nicht zynisch zu werden.

Was mir hilft: zu überlegen, wo ich etwas tun oder bewirken kann. Anstatt meine ganze Energie darauf zu verwenden zu überlegen, worauf ich keinen Einfluss habe. Man tut, was man kann – das schützt die Zuversicht. Man kann die Zuversicht aber auch stärken. Zum Beispiel indem man sich das Gelingende vor Augen führt. Im Climate Lab bringe ich alle drei Wochen mein Team zusammen. Bevor es um andere Themen auf der Tagesordnung geht, besprechen wir als Erstes, was uns in den letzten Wochen alles gelungen ist.

Gebhard Ottacher: "Zu dem Zeitpunkt, wo wir mehrheitlich realisieren, es geht nicht weiter wie bisher, können wir uns sehr schnell verändern."
Luiza Puiu

Ich habe die Tendenz, in Bereichen tätig zu sein, wo man nicht heute arbeitet und morgen ein Ergebnis sieht. In der Bildung kann es viele, viele Jahre dauern, bis sich Fortschritte in Pisa-Ergebnissen niederschlagen. Auch die Klima- und Energiewende wird wohl erst geschafft sein, wenn ich längst nicht mehr im Arbeitsleben bin. Da braucht es ein sogenanntes Kathedralendenken: Man vergegenwärtigt sich, dass man an einer Kathedrale baut, deren Fertigstellung man selbst nicht mehr erleben wird. Trotzdem ist es für einen in Ordnung, und man arbeitet mit voller Leidenschaft und Begeisterung an seinem Eck der Baustelle. Weil man die Zuversicht hat, dass es am Ende eine schöne Kathedrale wird.

Aber es gibt genug Leute, die daran nicht glauben. Die einem die Zuversicht abspenstig machen wollen. Als wir damals mit Teach for Austria gestartet sind, haben ganz viele zu uns gesagt: Das ist eine super Idee, wird aber in Österreich leider nicht funktionieren! Das ging so weit, dass ich irgendwann große Buchstaben gekauft und an die Wand unseres Büros geklebt habe: J-A, D-A-S G-E-HT. Und siehe da, es war möglich. Ständig gesagt zu bekommen, dass etwas nicht geht, kann demotivieren – oder Energie auslösen.

Was mir Zuversicht gibt, dass wir die Klimawende schaffen? Der Erfindungsreichtum der Menschen. Nachdem über die Ukraine der Krieg hereingebrochen ist, waren wir alle überrascht, wie resilient und wie innovationsfähig sie ist. Die Menschen sind unglaublich erfinderisch und fähig zur Zusammenarbeit, wenn sie unter Druck geraten. Derzeit haben viele die Notsituation noch gar nicht so richtig realisiert – wir stehen ja gerade erst am Beginn der wirklichen Klimanot. Zu dem Zeitpunkt, wo wir mehrheitlich realisieren, es geht nicht weiter wie bisher, können wir uns sehr schnell verändern."

Gebhard Ottacher leitet das Climate Lab, ein Innovationszentrum für Klimawende und Kreislaufwirtschaft. Zuvor baute er das Bildungsprogramm Teach for Austria mit auf, bei dem Uni-Absolventinnen und -Absolventen für eine gewisse Zeit an Brennpunktschulen unterrichten.

"Gründe zu finden, warum es nicht funktioniert, ist keine Kunst"

"Zuversicht ist nichts, bei dem man sich zurücklehnen und zuwarten kann – sie ist immer etwas Aktives. Zuversicht bedeutet nicht einfach 'Es wird schon'. Sondern: Wenn wir uns anstrengen, kann Veränderung gelingen. Zuversicht kann auch zum Handeln animieren. Ist man überzeugt davon, dass nichts, was man tut, etwas bewirken kann, macht das passiv. Denn warum sollte man sich für etwas engagieren und anstrengen, das von vornherein aussichtslos ist?

Wie man die Zuversicht aufrechterhält? Eine Möglichkeit ist, in die Vergangenheit zu schauen. Denn es hat in der Geschichte bereits mehrere Situationen gegeben, die hoffnungslos erschienen sind und dann doch noch zum Guten gewendet wurden. Ein Beispiel aus Österreich wäre der Kampf gegen die Kernenergie. Das Kraftwerk Zwentendorf ist nie in Betrieb gegangen, obwohl es kurz davor gestanden ist. Da ist etwas gelungen, womit niemand mehr gerechnet hat.

Helfen kann auch, in die Natur zu schauen, zu sehen, wie widerstandsfähig sie ist. Ich komme aus der Luftreinhaltung und kann mich an Phasen erinnern, als in Tirol ganze Wälder wegen der Emissionen eines einzigen Schornsteins kaputt waren. Dann wurde das Werk stillgelegt, und innerhalb weniger Jahre hat sich der Wald erholt. Keiner hätte das erwartet. Den Effekt hat man auch in der Pandemie gesehen: Kurze Lockdowns, und schon kehrte die Natur zurück. Wenn wir die richtigen Maßnahmen setzen, kann sie sich wieder erholen. Das ist auch etwas, das Zuversicht geben kann.

Helga Kromp-Kolb: "Zuversicht bedeutet nicht einfach 'Es wird schon'. Sondern: Wenn wir uns anstrengen, kann Veränderung gelingen."
Christopher Mavric

Für mich persönlich war die Fridays-for-Future-Bewegung ein unheimlicher Hoffnungsschimmer. Dass die Jugend wieder politisch wird und regelmäßig freitags auf die Straße geht, weltweit, in zunehmender Zahl! Das war eine sehr bestärkende Entwicklung. Derzeit finde ich es allerdings schwer, die Zuversicht zu wahren. In der EU wird der Green Deal wieder abmontiert, in Österreich machte der Bundeskanzler einen plötzlichen Schwenk hin zur Autonation. Das sind Tiefschläge.

In der Wissenschaft sind wir momentan an einem Punkt, wo wir uns nicht mehr sicher sind: Können wir das 1,5-Grad-Ziel (das Ziel, die Erderwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, gerechnet ab Beginn der Industrialisierung, Anm.) überhaupt noch schaffen? Die letzten Jahre waren viel wärmer als erwartet, und wir verstehen noch nicht wirklich, warum das so ist. Wenn die Hypothese stimmt, dass es Ausreißerjahre waren, könnten die eineinhalb Grad funktionieren. Wenn es allerdings ein Zeichen dafür ist, dass die Entwicklung schneller voranschreitet, als unsere Modelle sagen, wird es kritisch. Das heißt, dass wir umso stärker kämpfen müssen, um sie zu verhindern.

Wichtig dabei ist, dass man sich nicht nur anschaut, was nicht funktioniert. Ich sage immer: Gründe zu finden, warum es nicht funktioniert, ist keine Kunst. Die eigentliche Kunst ist, Wege zu finden, wie es trotzdem funktionieren kann. Beim Bergsteigen sollte man auch nicht immer nur zum Gipfel schauen, der ewig entfernt scheint, sondern auch honorieren, wie viele Meter man schon zurückgelegt hat. Wohin wir schauen, ist eine Entscheidung. Schauen wir nur auf die Hundstrümmerln auf dem Gehsteig oder aber auf die Blumen, die trotzdem dort blühen? Bewusst das Positive zu sehen kann man sich antrainieren. Man muss schon das Negative auch kennen, aber es braucht eine gewisse Balance, die psychisch noch verkraftbar ist."

Helga Kromp-Kolb ist eine renommierte österreichische Klimaforscherin. In ihrem aktuellen Buch "Für Pessimismus ist es zu spät" erklärt sie, warum es sich immer noch lohnt weiterzukämpfen.

"Alles besser zu machen war immer das, was uns Menschen motiviert hat"

"Ich bin zuversichtlich, dass es ein gesellschaftliches Umdenken geben kann. Was Technologien angeht, glaube ich, dass sich jede, die einen Mehrwert für die Gesellschaft, für das Individuum hat, irgendwann durchsetzen wird – weil das immer so war bis jetzt. Vor über 100 Jahren war das Auto nur eine Nische, und viele haben gesagt: Wieso sollten wir uns so etwas kaufen, wir haben doch unsere Pferde? Ich weiß noch, als ich ein Bub war und gehört habe, dass in 30 Jahren die ersten E-Autos herauskommen sollen. Und dann hatten wir das erste E-Auto bloß ein paar Jahre später.

Menschen sind Gewohnheitstiere. Aber ich glaube, wenn man einer Gesellschaft den Mehrwert zeigt, für das Leben jetzt, aber auch für die Kinder und Kindeskinder, kann man sie von etwas überzeugen. Manchmal darf man dabei dem Stress des Moments nicht verfallen. Das gilt auch für die Klimakrise: Wir müssen dringend handeln – aber es ist nicht so, dass die ganze Menschheit ausstirbt, wenn wir nicht alle morgen vegan werden und mit einem E-Auto fahren.

Die Eigenschaft des Menschen, sich an neue Gegebenheiten anzupassen, gibt mir ebenfalls Zuversicht. Wir passen uns alle an, ständig. Der Mensch ist kein stures Tier, das lieber stirbt, als zu überleben. Die meisten von uns leben sehr gerne. Was mich auch positiv stimmt: In meinem Bereich sehe ich aus der ersten Reihe diverse Zukunftstechnologien und Ideen für die Zukunft. Alles ein Stückchen besser zu machen war immer das, was uns Menschen motiviert hat. Das könnte ein Potenzial sein, wenn es um die Klimakrise geht.

Gregor Tegl: "Alles ein Stückchen besser zu machen war immer das, was uns Menschen motiviert hat. Das könnte ein Potenzial sein."
Arkeon

Bei Arkeon haben wir eine Technologie entwickelt, die es ermöglicht, Lebensmittelzutaten direkt aus industriellen Abgasen herzustellen. Vor allem aus CO2. Das funktioniert mittels Mikroorganismen, die sich von Kohlendioxid ernähren. Sie können es in Aminosäuren umwandeln – Bestandteile von Proteinen. Daraus könnten Lebensmittel hergestellt werden, ganz ohne Landwirtschaft. Zum Beispiel Proteinshakes oder Proteinwasser, aber auch Fleischalternativen oder veganer Käse. Letzterer hat aktuell vor allem zwei große Probleme: Er hat kaum Proteine und schmeckt selten wie guter, echter Käse. Der Vorteil unserer Zutaten: Sie haben den Proteingehalt, und man kann alle möglichen Geschmäcker erzeugen.

Bei uns im Labor ist das bereits Realität. Aber für die Supermarktregale ist es noch eine Zukunftsvision. Wir haben zurzeit einen Bioreaktor, der 150 Liter umfasst, aber das ist natürlich viel zu klein, um zu angemessenen Kosten zu produzieren. Unser Ziel ist es, eine kommerzielle Anlage zu bauen. Das würde bedeuten, dass wir mehrere Tausend Tonnen Aminosäuren pro Jahr herstellen könnten. Dazu braucht es auch noch die regulatorischen Rahmenbedingungen. Wenn man mit einer neuen Technologie Lebensmittel produziert, ist natürlich eine Genehmigung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit notwendig.

Wir sind drei Gründer und haben ursprünglich alle unabhängig voneinander in unserer akademischen Forschung an Technologien gearbeitet. Uns hat alle die Frage umgetrieben: Wie kann man etwas nachhaltiger produzieren, als es derzeit produziert wird? Immerhin ist bekannt, dass ein Viertel der globalen Treibhausgase von der Lebensmittelindustrie erzeugt wird. Und dass die tierische Lebensmittelproduktion einen ganz großen Teil zu diesem Viertel beiträgt. Da braucht es Alternativen. Diese Denkweise kann man auch bei vielen anderen Gründerinnen und Gründern beobachten: Bevor man sich immer nur beschwert, arbeitet man lieber daran, etwas zu ändern.

Natürlich habe ich auch die Momente, wo mir die Zuversicht fehlt. Wo sich alles sehr schwer anfühlt. Ich schiebe dann den Innovator in mir hervor und denke mir: Wenn die Menschen unbedingt so viel fliegen möchten, dann arbeiten wir eben an Möglichkeiten, dass sie das nachhaltig tun können. Zu versuchen, ein Teil der Lösung zu sein, tut mir gut. Ich glaube, wenn man sein Herz in die richtige Arbeit steckt, kann man damit sehr wohl etwas bewirken."

Gregor Tegl ist Biotechnologe und Mitgründer und CEO von Arkeon. Das Wiener Start-up hat eine Technologie entwickelt, um durch Gasfermentation Aminosäuren für Lebensmittel herstellzustellen.

(Lisa Breit, 29.6.2024)