Zu sehen sind zwei Nonnen, nur mit Kopfbedeckung und Rollschuhen bekleidet, die über eine Halfpipe sausen.
Nonnen, die sich in befreiende Posen werfen: "Sancta" von Florentina Holzinger bei den Wiener Festwochen.
Nicole Marianna Wytyczak

Wien – Florentina Holzingers noch bis Samstag laufende Sancta-Inszenierung im Rahmen der Wiener Festwochen erregt die Gemüter in der katholischen Kirche: Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner und der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler bezeichnen die Produktion laut Kathpress als "respektlose Persiflage".

Die gefeierte österreichische Choreografin widmete sich – ausgehend von Paul Hindemiths kurzem Opern-Einakter Sancta Susanna – der radikalen Rollenumkehr und zahlte in ihrer Inszenierung, die u. a. als Nonnen verkleidete nackte Tänzerinnen umfasste, der katholischen Kirche über 2000 Jahre Lustfeindlichkeit und Frauenunterdrückung heim.

Gewiss sei die Freiheit der Kunst als "wichtige Errungenschaft der Demokratie zu respektieren und zu verteidigen", sagte der Salzburger Erzbischof am Freitag zu Kathpress. Eine solche Freiheit habe jedoch wie jede andere Freiheit auch Grenzen, wo sie "die religiösen Gefühle und Überzeugungen von Gläubigen empfindlich verletzt". Das sei bei Sancta der Fall, wo Lackner einen "äußerst bedauerlichen Mangel an Respekt" ortet. Das sei um so schmerzlicher, "weil Kunst und Religion heute mehr denn je gefordert sind, im Kampf gegen Achtlosigkeit, Gier und Unrecht als Gefährtinnen Seite an Seite für ein Leben in Menschenwürde zu kämpfen".

"Wohlstands-Gesellschaft"

Ähnlich die Einschätzung des Innsbrucker Bischofs Glettler, der in der Bischofskonferenz für Kunst und Kultur zuständig ist. Das Stück sei eine "respektlose Persiflage auf die Heilige Messe, die nicht nur im katholischen Verständnis das Herzstück des Glaubens darstellt". Glettler schreibt dazu aktuell auf Instagram: "Vermutlich ist sie ein Ausdruck einer erschöpften Wohlstands-Gesellschaft, die sich im Drive einer 'Cancel Culture' noch an einigen religiösen Klischees abzuarbeiten versucht. Das frische Zeugnis der jungen Ordensleute spricht eine andere Sprache", so der Bischof, der zugleich ein Bild von jungen Ordensfrauen postet, denen er am Freitagmorgen begegnet war.

Bereits am Mittwoch hatte der Wiener Theologe Jan-Heiner Tück in einer Kritik auf dem Onlineportal communio.de das Stück scharf kritisiert und Holzinger "auftrumpfende Einfallslosigkeit" attestiert. (APA, 14.6.2024)