Die Inflation befindet sich in Österreich weiterhin auf dem Rückzug. Im Juni ist das Preisniveau hierzulande gemäß einer Schnellschätzung der Statistik Austria innerhalb eines Jahres um drei Prozent angestiegen. Das sind um 0,4 Prozentpunkte weniger als im Vormonat Mai, als eine Teuerung von 3,4 Prozent ermittelt wurde. "Insbesondere die Preise für Nahrungsmittel sowie für Treibstoffe kurbeln die Inflation aktuell weniger an als zuletzt", erklärt Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas. "Die Preisanstiege in der Gastronomie fielen ebenfalls geringer aus als in den vergangenen Monaten, liegen jedoch weiterhin deutlich über dem Durchschnitt."

Ein schwarzer Kurzhaarhund wartet sitzend auf sein Fressen.
Gerade bei Futtermitteln ist der Preisauftrieb deutlich stärker als die allgemeine Inflation. Das macht dem Handel ebenso zu schaffen wie der Kundschaft.
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Auch wenn sich die Inflation in Österreich tendenziell seit vielen Monaten abschwächt, leiden trotzdem noch sehr viele Haushalte darunter. Als Folge will heuer nur etwa die Hälfte der Bevölkerung das Urlaubsgeld für Reisen ausgeben, während es viele andere zur Bewältigung alltäglicher Ausgaben benötigen, hat das Beratungsunternehmen Deloitte in einer Befragung herausgefunden. "Über ein Viertel der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer begleicht mit dem Urlaubsgeld häufiger alltägliche Ausgaben als vor den Teuerungen, der Sommerurlaub ist in den Hintergrund gerückt", erklärt Österreich-Chef Harald Breit. Für ein wohlhabendes Land wie Österreich sei das "ein alarmierendes Ergebnis". Es verdeutliche den Kostendruck, der für breite Teile der Bevölkerung noch allgegenwärtig sei.

Rasante Preisanstiege

Für Haustierbesitzer sind Urlaubsreisen wegen der Unterbringung und Versorgung ihrer Mitbewohner ohnedies schwieriger zu organisieren. Dazu kommen die enormen Preissteigerungen für das Halten der Tiere, die weit über den generellen Preisauftrieb hinausgehen. Zur Verdeutlichung: Während das allgemeine Preisniveau im Mai um 21 Prozent über dem Wert von vor drei Jahren gelegen ist, sind die Kosten für Heimtierartikel gemäß Daten der Statistik Austria im selben Zeitraum um 34 Prozent nach oben geschossen – die Teuerung war in diesem Bereich also um mehr als die Hälfte stärker. Wie gehen Händler und Konsumenten damit um? Schließlich werden in Österreich etwa zwei Millionen Katzen und fast eine Million Hunde als Haustiere gehalten.

"Der Zoofachhandel ist ein Kriegsschauplatz", sagt Andreas Popper über den Wettbewerb in der Branche. Er ist in der Wirtschaftskammer Vorsitzender des Zoofachhandels und in fünfter Familiengeneration Eigentümer des Einzelhändlers Zoo Sauer, den er derzeit verpachtet hat. Der Markt sei hart umkämpft, die Margen gering. Man würde nur weitergeben, was einem der Großhandel aufbürde, begründet er die hohen Preisanstiege. Zur Einordnung: Binnen drei Jahren wurde Katzenfutter um 37 Prozent teurer, bei Hunden Trockennahrung um 30 Prozent und Nassfutter sogar um 43 Prozent.

Online in Deutschland

Das sind Steigerungen, die Popper wegen des Wettbewerbs mit Deutschland kaum nachvollziehen kann. "Wenn wir zu viel verlangen, wird nicht bei uns gekauft, sondern online in Deutschland", sagt er und verweist auf die dort um sechs Prozentpunkte niedrigere Umsatzsteuer, wo für Tiernahrung nur sieben statt hierzulande 13 Prozent anfallen. "Das ist ein großes Problem für uns", betont Popper. Allerdings sei schon zu beobachten, dass die Ketten bei Eigenmarken deutliche Preisaufschläge verrechneten. Dem Kammerexperten zufolge machen kleine Händler in diesem Bereich etwa die Hälfte des Umsatzes, die andere gehe an Supermärkte, Baumärkte, Einrichtungshäuser oder Ketten wie Fressnapf.

Auch dort hat man den Preisauftrieb im Auge. "Wir beobachten, dass die aktuelle Situation in Bezug auf die Inflation einen gewissen Einfluss auf das Kaufverhalten unserer Kunden hat", sagt Fressnapf-Österreich-Chef Herrmann Aigner. Diese seien preissensibler geworden und suchten gezielt nach Angeboten. "Bei Tiernahrung fällt Folgendes auf: Einige Kunden neigen dazu, auf günstigere Tiernahrungs-Brands umzusteigen oder nach Sonderangeboten und Rabatten zu suchen", ergänzt er. Die Kundschaft lege zwar weiterhin Wert auf hohe Qualität, achte jedoch verstärkt auf Angebote.

Baldige Preissenkungen

"Wir sind optimistisch, dass wir im nächsten Quartal Preissenkungen sehen werden", macht Fressnapf-Chef Aigner Hoffnung. Aktuell sei es jedoch schwer, eine genaue Prognose abzugeben, da man sich in einem sich ständig verändernden Marktumfeld befinde. Zudem verweist er auf Rabatte durch Kundenbindungsinstrumente, etwa via App.

"Der Kunde spart und kauft weniger", berichtet auch Wirtschaftskammer-Experte Popper. Etwa bei den etwas margenstärkeren Snacks für Haustiere werde weniger gekauft als früher. Dies sei insofern ungewöhnlich, als früher die Bereiche Heimtiere und Hobbys weitgehend ungeschoren durch Krisen gekommen seien. "Ging es anderen Branchen schlechter, ist es dem Zoofachhandel gut gegangen", sagt Popper über das zuvor antizyklische Muster in seinem Geschäftsfeld. Dies sei in der Inflationswelle nun anders geworden. Allerdings hofft auch er, dass nun das Schlimmste überstanden sei und die Branche wieder in ruhigeres Fahrwasser gelange.

Flucht in eine Nische

Wie kommen die kleinen Händler durch die Krise? Viele würden sich auf gewisse Nischen wie Aquaristik oder Terraristik spezialisieren, sagt Popper, andere suchen in Einkaufsgemeinschaften ihr Heil, um günstigere Beschaffungspreise erzielen zu können. Auf lange Sicht sei jedoch die Anzahl der im Zoofachhandel gemeldeten Verkaufsstellen bei rund 1000 ziemlich konstant, wobei Ketten wie Fressnapf jedoch Marktanteile gewonnen hätten. Insgesamt gebe es etwa fünf Millionen Heimtiere in Österreich, dagegen sei die Anzahl in Tierheimen "marginal", sagt Popper über die Tierliebe der Bevölkerung.

Tierschutz Austria berichtet allerdings schon davon, dass mehr Menschen ihre Haustiere im Zuge der Teuerungswelle abgeben mussten. Wobei es laut Vereinspräsidentin Madelaine Petrovic, früher Bundessprecherin der Grünen, weniger die Kosten für Futtermittel sind, die die Halter überforderten, sondern unvorhergesehene Ausgaben wie für Tierarztkosten. Zwar sind die Kosten für veterinäre Dienstleistungen in den vergangenen drei Jahren nur um vergleichsweise moderate 15 Prozent angestiegen, Petrovic zufolge kann eine Hüftoperation für einen Hund bis zu 2000 Euro kosten. Sie spricht sich daher für Hilfen für besondere Fälle aus: "Wenn alten oder behinderten Menschen nur mehr ihr Haustier bleibt, sollte man sie öffentlich unterstützen." (Alexander Hahn, 2.7.2024)