Eine Kleinstadt in Ungarn, etwas mehr als eine Stunde von Budapest entfernt. In einer kleinen Küche kochen sechs Inderinnen – alle rund 30 Jahre alt – zusammen ihr Abendessen. Es gibt Nudeln. Nach Europa kamen sie für ihre Ausbildung zur Lkw-Fahrerin. Wer besteht, verpflichtet sich, zwei Jahre lang für die dänische Spedition Baton zu fahren. In der neuen Arte-Dokumentation Indische Truckerinnen auf Europas Straßen bekommt man einen kleinen Einblick in das Leben der Inderinnen, die als Lkw-Fahrerinnen angeworben wurden.

Portrait von Asha in Truck.
Asha ist eine von vier Inderinnen, die bereits für die Firma Baton in Europa mit Lkws unterwegs sind.
Kobalt Documentary

Größte Motivation, sich für den Job zu bewerben, ist das Geld. Während der dreimonatigen Ausbildung in Ungarn, die in englischer Sprache stattfindet, erhalten die Frauen rund 550 Euro. Die Miete übernimmt das Unternehmen. Auf Anhieb schaffen nur die wenigsten Frauen die Prüfung. Das Unternehmen unterstützt die Bewerberinnen allerdings dabei, mehrmals anzutreten.

Vorurteile

Asha ist eine, die es bereits geschafft hat. Sie fährt für das Unternehmen Baton in Europa Lkw. Ihr Mann ist in Indien. Er hat Krebs und kann nicht mehr arbeiten. Da ihr Lehrerinnengehalt in Indien nicht ausreichte, zögerte sie nicht lange, als sie von der Chance hörte, Lkw-Fahrerin in Europa zu werden. Ihr Einkommen von knapp 2000 Euro versorgt nun beide. Die Interviewten haben allesamt Mann und Kind in ihrem Heimatland. Durch tägliche Videoanrufe halten sie Kontakt.

In der Dokumentation wird Asha an ihrem ersten Tag begleitet, an dem sie ganz allein fahren darf. An einem Logistikzentrum angekommen, muss der Truck eingeparkt werden. Der angestellte Mann traut Asha das Einparken scheinbar nicht zu und setzt sich selbst ans Steuer. Frauen hätten Angst, so große Maschinen zu fahren, sagt er in die Kamera. Dass dies ganz offensichtlich nicht stimmt, dafür ist Asha der lebende Beweis. (Natascha Ickert, 18.6.2024)