Ein Dollar-Schein liegt am Tisch. Euro-Scheine sind um den Dollar-Schein gruppiert.
Der Handel in Dollar und Euro wurde an der russischen Börse gestoppt. Das ist eine Reaktion auf jüngste US-Sanktionen gegen den russischen Finanzmarkt.
REUTERS/Dado Ruvic

Die neuen Sanktionen, die die US-Regierung rund um Präsident Joe Biden gegen die russische Börse (MOEX) und deren Clearingstelle (NCC) verhängt haben, wirken sich nun auch am Devisenmarkt aus. Die Moskauer Börse hat am Donnerstag den Handel an den Devisen-, Edelmetall-, Aktien- und Geldmärkten sowie an den standardisierten OTC-Derivatemärkten mit Instrumenten, die in Dollar und in Euro abgerechnet werden, eingestellt. Der Schritt hat an den Märkten Verwirrung über die Auswirkungen der Sanktionen gestiftet. Die Änderungen werden wahrscheinlich zu höheren Kosten für die Marktteilnehmer aufgrund höherer Provisionen und größerer Geld-Brief-Spannen sowie ungünstiger Wechselkursschwankungen führen, berichtet das Portal Finanzmarktwelt.

Jegliche Abrechnung mit einer ausländischen Gegenpartei und Außenhandelsgeschäfte könnten negativ beeinflusst werden. Die Beschränkungen könnten sich auch auf den Yuan-Handel auswirken, der inzwischen mehr als die Hälfte des Devisenhandels in Russland ausmacht, heißt es.

Transaktionen weiter möglich

Transaktionen mit dem Dollar und dem Euro werden weiterhin auf dem Freiverkehrsmarkt möglich sein, teilte die Bank of Russia in einer Erklärung mit. Die Regulierungsbehörde sagte, sie werde Bank- und OTC-Daten verwenden, um die Wechselkurse des Rubels zu diesen Währungen festzulegen. "Unternehmen und Privatpersonen können weiterhin über russische Banken US-Dollar und Euro kaufen und verkaufen. Alle Dollar- und Euro-Gelder auf den Konten und Depots von Bürgern und Unternehmen sind weiterhin sicher", hieß es.

Das US-Finanzministerium erklärte, es ziele "auf die Architektur des russischen Finanzsystems ab, das neu ausgerichtet wurde, um Investitionen in die russische Rüstungsindustrie und den Erwerb von Gütern zu erleichtern, die für die Fortsetzung der Aggression gegen die Ukraine benötigt werden".

Logo der russischen Börsen am Eingang.
An der Börse in Moskau wurden Geschäfte in Euro und Dollar eingestellt. Ein Szenario, auf das sich die Börse laut eigenen Angaben schon vorbereitet hatte.
EPA/SERGEI ILNITSKY

"Eine Eskalation der Sanktionen wird den Devisenmarkt destabilisieren und die Geldströme zu privaten, nicht sanktionierten Banken verlagern. Die nächste Stufe der Eskalation können sekundäre Sanktionen gegen ausländische Banken sein, die bei der Abwicklung helfen", zitiert Finanzmarktwelt Alexander Isakov, Wirtschaftsexperte für Russland.

Erwartbares Szenario

Dieses Szenario wurde in Russland bereits erwartet und schon durchgespielt. Die russische Zentralbank bereitet sich schon seit etwa zwei Jahren auf solche Sanktionen vor, heißt es etwa auf der Plattform Marketscreener. Im Juli 2022 erklärte die russische Nationalbank, dass sie mit Devisenmarktteilnehmern und Infrastrukturorganisationen verschiedene Sanktionsszenarien durchspielt. Forbes Russia hatte berichtet, dass die Bank einen Mechanismus zur Steuerung des Rubel-Dollar-Wechselkurses erörtert, falls der Devisenhandel im Falle von Sanktionen gegen die MOEX und die NCC eingestellt werden sollte.

Russland hat als Reaktion auf die Sanktionen des Westens immer wieder angekündigt, sich vom Dollar und vom Euro abkoppeln zu wollen. Das hat auch Österreich bereits zu spüren bekommen, als beschlossen wurde, dass russisches Gas nur noch in Rubel bezahlt werden darf. Mit der Abkehr vom Westen hin Richtung Asien hat auch der Anteil des Yuan am Handel mit Russland zugenommen. Für russische Privatpersonen sind Transaktionen in Dollar und Euro ohnehin schon länger stark eingeschränkt. Für sie wird sich vorläufig auch wenig verändern.

Russland-Töchter auch betroffen

Der tägliche Handel mit dem Dollar begann in Russland vor mehr als drei Jahrzehnten. Der Anteil der von Russland als toxisch eingestuften Währungen, zu denen der Greenback und der Euro gehören, ist im börsenbasierten Devisenhandel im Mai auf 45,9 Prozent gesunken, während der Anteil des Yuan auf einen Rekordwert von 53,6 Prozent gestiegen ist, wie aus den Daten der Bank of Russia hervorgeht. Russland wird damit aber auch immer abhängiger von China.

Zuletzt wurde bekannt, dass auch russische Tochtergesellschaften chinesischer Banken die Abwicklung von Handelstransaktionen zwischen Russland und China in Dollar und Euro eingestellt haben, berichtete Reuters und berief sich auf eine mit der Situation bei in Russland tätigen chinesischen Banken vertraute Person.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte dem staatlichen Fernsehen außerdem, Moskau prüfe, welche Vergeltungsmaßnahmen gegen die USA am besten Russlands eigenen Interessen dienen würden. (Bloomberg, Reuters, bpf, 13.6.2024)