Helga Dichand, die Witwe von Krone-Gründer Hans Dichand und Mitgesellschafterin von Österreichs größter Tageszeitung, ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Das wurde am Donnerstag Krone-intern bekanntgegeben. Sie hielt 12,5 Prozent an der Kronen Zeitung, wie auch ihre Kinder Michael, Johanna und Christoph Dichand, der zugleich Herausgeber und Chefredakteur der Krone ist. Damit bekommt die laufende Neuordnung der Krone-Anteile eine zusätzliche Dimension.

Helga Dichand und Hans Dichand, Eva Dichand und Christoph Dichand bei den Salzburger Festspielen 2003.
Franz Neumayr

Verhandlungen über Ankauf der Funke-Anteile

Die zusammen 50 Prozent der Krone-Anteile der Gründerfamilie Dichand sind gebündelt. Die übrigen 50 Prozent hält die deutsche Funke-Gruppe. Die Dichands führen seit Monaten Gespräche über eine Übernahme der Funke-Anteile, intensiviert durch die Pleite der Signa, die an der Funke-Holding für deren Österreich-Beteiligungen beteiligt war. Die Signa-Anteile können von der Funke-Gruppe aufgegriffen werden.

Damit bekommt die Neuordnung der Anteile an der Kronen Zeitung eine neue Dimension. Ob Helga Dichand die Anteile zu gleichen Teilen an ihre drei Kinder vererbt, ist vorerst nicht bekannt. Spekuliert wurde früher über Überlegungen, Anteile an Kinder mit Enkeln zu vererben. Das war zunächst der jüngste Sohn Christoph Dichand mit Eva Dichand (Heute), inzwischen hat aber auch der ältere Sohn Michael zwei Kinder bekommen.

Die Dichands müssten der von Christoph Dichand geplanten und verhandelten Übernahme der Funke-Anteile jedenfalls zustimmen.

Schiedsverfahren über Vorrechte und Gewinngarantien

Parallel geht noch ein Schiedsverfahren unter den Krone-Gesellschaftern in eine entscheidende Phase, das die Dichands gegen die Funke-Gruppe angestrengt haben. Funke hat neuerlich die Vorrechte der Dichands in einer Rahmenvereinbarung gekündigt. Die Rahmenvereinbarung sichert den Dichands jährliche Gewinne von rund zehn Millionen Euro unabhängig vom Geschäftsgang, nötigenfalls von den Mitgesellschaftern zu bezahlen.

Bisheriger Stand der Entscheidungen von Schiedsgerichten und ordentlichen Gerichten bis hinauf zu Höchstgerichten: Die Rahmenvereinbarungen sind nicht ohne Kündigung der Gesellschaftsverträge zu beenden, und wer die Gesellschaft aufkündigt, muss die Anteile zum günstigen Buchwert den Mitgesellschaftern verkaufen.

Weitere Schiedsverfahren laufen, weil die Funke-Gruppe seit mehreren Jahren die Ausschüttung der Gewinne und damit der Garantiegewinne an die Dichands blockiert. Für ein Geschäftsjahr, 2018/19, erhielt Familie Dichand bereits Recht, die Funke-Gruppe musste mehr als zehn Millionen für dieses Geschäftsjahr an die österreichischen Mitgesellschafter überweisen. Für weitere Geschäftsjahre laufen solche Schiedsverfahren. Das hier ausständige Geld könnten die Dichands in den Verhandlungen für einen Rückkauf der gesamten Krone-Anteile oder jedenfalls von Teilen davon einsetzen.

Helga Dichand und Sohn Christoph gehört zu je 50 Prozent eine 2019 gegründete Dichand GmbH, ihr gehören auch 25 Prozent an einer 2018 gegründeten Dichand Medienbeteiligungs GmbH, an der ihre drei Kinder ebenfalls jeweils 25 Prozent halten. Helga Dichand besitzt außerdem noch 92 Prozent an der großen Biolandwirtschaft Csardahof im Burgenland, die ihr älterer Sohn Michael aufgebaut hat und später aufgab.

Bei der "Krone" kennengelernt

Helga Dichand, geboren am 23. März 1937, war über Jahrzehnte bis zu dessen Tod verheiratet mit dem Krone-Gründer Hans Dichand und Mutter seiner drei Kinder Michael, Johanna und Christoph. Sie hielt nach Dichands Tod am 17. Juni 2010 die Familie zusammen und war, soweit von außen zu erkennen, wichtige Stimme für die Krone in Familienbesitz.

Hans und Helga Dichand lernten einander bei der Krone kennen, wo sie nach späteren Erzählungen von Dichand senior und seinem Kompagnon Kurt Falk etwa für das Kinoprogramm zuständig war. Falk erinnerte sich, er wollte Helga Dichand schon hinauswerfen, weil sich die Beschwerden über Fehler im Kinoprogramm häuften. Hans Dichand wiederum erklärte, er selbst wollte Helga damals kündigen. Als dann aber eine Redakteursdelegation unter Führung von Kolumnist Ernst Trost bei Hans Dichand auftauchte und anbot, Helgas Gehalt aus eigener Tasche zu finanzieren, weckte das nach Hans Dichands Erinnerung sein Interesse an der jungen Frau. Falk wollte, wie er später berichtete, damals von Hans Dichand vernommen haben: "Du kannst dir das Rausschmeißen sparen, ich heirate sie." (Harald Fidler, 13.6.2024)