Big Macs und Pommes für alle israelischen Krankenhäuser und Militäreinheiten – das war die Antwort von McDonald's Israel auf das Massaker am 7. Oktober. Seitdem bekommt der Fastfood-Konzern weltweit den Zorn von antiisraelischen Aktivistinnen und Aktivisten ab. Anfang Juni auch in Wien. Nachdem sie im Restaurant auf der Wiener Mariahilfer Straße Parolen wie "Free, free Palestine", "Gaza" und "Boycott McDonald's" skandiert hatten, wurden die Aktivistinnen und Aktivisten von Angestellten hinauskomplimentiert. Es kam dabei zu Wortgefechten, Handgreiflichkeiten und Faustschlägen. Zwei McDonald's-Angestellte erstatteten danach Anzeigen wegen Körperverletzung.

Mitten in diesem Tumult war auch jener Mann, der seit Monaten antiisraelische Proteste in Wien filmt: Dieter Reinisch.

Chronist der Proteste für iranischen Sender

Er ist ein Chronist der Proteste, der nahe am Geschehen ist. Während Journalistinnen und Journalisten dabei schon mal behindert, bespuckt oder beschimpft werden, kann Reinisch ohne große Probleme filmen. Er schreibt Beiträge für die linke deutsche Tageszeitung Junge Welt und arbeitet für den staatlichen iranischen Nachrichtensender Press TV, der seine auf Englisch verfassten Videos sendet.

Video von den Handgreiflichkeiten bei der McDonald’s-Filiale in Wien.

Press TV ist das Sprachrohr des islamistischen Regimes in Teheran, das an der Seite der Hamas und anderer Terrorgruppen steht. Der Sender leugnet und relativiert den Holocaust und hetzt gegen die iranische Opposition. Für Press TV sind die Proteste gegen das iranische Regime nach dem durch Polizeigewalt herbeigeführten Tod der kurdischstämmigen Frau Jina Mahsa Amini ein Teil eines "hybriden Krieges" des Westens gegen den Iran.

Die EU belegte Press TV mit Sanktionen, in den USA ist die Website des Senders seit Juni 2021 gesperrt. Auf Anfrage der Wochenzeitung Falter sagt Reinisch, "er arbeite für unterschiedliche Medien, niemand greife in seine Arbeit ein".

Als das sogenannte Student Intifada Camp im Wiener Alten AKH nach einigen Tagen und Gegenprotest von der Polizei geräumt wurde, zeigte sich Reinisch von einer weiteren Seite. Nach der Auflösung des Camps las er vor dem Gebäude eine Grußbotschaft der "Demokratischen Front zur Befreiung Palästinas" (DFLP) vor. Die Gruppe bedankte sich bei den Wiener Studierenden für ihren Einsatz für ein "freies Palästina". Der militärische Arm der DFLP beteiligte sich am Massaker des 7. Oktober. Die DFLP ist ein Partner des syrischen Diktators Bashar al-Assad und Teil der PLO, der Palästinensischen Befreiungsorganisation.

Der Iran als "Bollwerk" gegen Israel

Der Iran und seine Angriffe auf Israel spielen auch für die ehemalige feministische Podcasterin sowie Kolumnistin Nicole Schöndorfer eine wichtige Rolle, wie sie kürzlich auf Instagram schrieb. Für sie ist der Iran ein "antiimperialistisches Bollwerk", das die "Befreiung Palästinas" zu seiner "nationalen Aufgabe" gemacht habe.

Was Schöndorfer unter "Befreiung Palästinas" versteht, war kurz nach dem 7. Oktober auf ihrem Instagram-Account zu sehen und zu lesen. Sie teilte Propaganda der Hamas und schrieb: "Wir ehren die mehr als 300 Märtyrer von Gaza, die aufgestiegen sind durch die feigen Luftangriffe des zerfallenden zionistischen Gebildes und seiner dezimierten Armee, die es nicht wagt, sich den heldenhaften Menschen des Gazastreifens anders zu nähern als von weit weg in einem von den USA finanzierten Kampfflugzeug, um Bomben auf sie abzuwerfen." Ein Satz, der wie eine Mischung aus islamistischer Propaganda, antisemitischer Verschwörungserzählung und menschenverachtender Kriegsverherrlichung klingt.

Schöndorfer, die sich einst selbst als Kommunistin bezeichnete, ist seit Monaten eines der Gesichter der antiisraelischen Proteste in Wien. Sie lässt kaum eine Kundgebung aus und hält dabei auch Reden. Zusätzlich gibt sie Press TV Interviews.

Nicole Schöndorfer hält bei einer antiisraelischen Kundgebung in Wien eine Rede.
Foto: Markus Sulzbacher

Mit ihrer Karriere als feministische Podcasterin und freie Journalistin ist es in Österreich schon länger vorbei, dafür arbeitet Schöndorfer nun für ein Hisbollah- und Iran-nahes Magazin. Dort schreibt sie über die antiisraelischen Proteste in Österreich.

Die antiisraelischen Proteste in Wien fallen immer wieder durch Verharmlosung und Romantisierung der "propalästinensischen" Terroristen und des Iran auf. Da werden etwa die vom Iran gesteuerten jemenitischen Huthis (Schlachtruf: "Gott ist groß! Tod den USA! Tod Israel! Verdammt seien die Juden! Sieg dem Islam!") oder die ebenfalls vom Iran gelenkte und unterstützte libanesische Hisbollah in Reden gelobt und beklatscht.

Israelis als angebliche "weiße Unterdrücker"

Das funktioniert, weil diese Akteure als Kämpfer des "Globalen Südens" gegen den unterdrückerischen Westen geframt werden. Ihre erklärten Todfeinde, die Bürgerinnen und Bürger Israels, werden dabei zu "weißen Unterdrückern" erklärt. Diese Darstellung ist völlig absurd, aber sie findet Anklang. Deren menschenverachtende Politik, die Massaker, die Selbstmordattentate, ihr religiöser Fanatismus sowie ihr Hass auf queere Personen werden einfach ausgeblendet.

Auch eine neue "Intifada" wird bei Anti-Israel-Protesten in Wien gefordert. Dass dies in der Vergangenheit gegen israelische Zivilistinnen und Zivilisten gerichtete Gewalt bedeutete, von Selbstmordattentaten bis Raketenangriffen, scheint keine große Bedeutung zu haben. Die Aktivistinnen und Aktivisten verstehen unter "Intifada" einen Aufstand (der Arbeiterinnen und Arbeiter) gegen die "weißen Kolonialisten" in Israel. Dementsprechend haben einige von ihnen auch das Massaker vom 7. Oktober gefeiert. (Markus Sulzbacher, 26.6.2024)