Spanische Wegschnecke auf Salatpflanze
Frische Blätter von Gemüse- und auch Futterpflanzen stehen bei Spanischen Wegschnecken hoch im Kurs. So bringen die Tiere Landwirte und Landwirtinnen sowie Hobbygärtner und -gärtnerinnen schnell zum Verzweifeln. So manches Beet fressen die Nacktschnecken beinahe über Nacht kahl.
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Sie ist sehr schleimig, sehr gefräßig, sehr häufig – und sehr unbeliebt bei den meisten Menschen. Die Rede ist von der Spanischen Wegschnecke (Arion vulgaris), die zurzeit wieder ihre Verwüstungsspuren durch so manchen Gemüsegarten zieht. Ein Allheilmittel gegen ihre Aktivitäten gibt es nicht, aber es lässt sich schon einiges tun, um sie in Schach zu halten.

In Österreich wurde die Spanische Wegschnecke zum ersten Mal 1972 festgestellt, und sie hat sich seitdem im ganzen Bundesgebiet verbreitet. Woher sie ursprünglich stammt, ist ungeklärt. Auch genetische Studien konnten hier keine Klarheit schaffen, weil sie mit Erde und Wurzelballen zu häufig und zu weit verfrachtet wurde. Spanien dürfte aber ziemlich sicher nicht ihre eigentliche Heimat sein. Woher auch immer sie kommt – sie frisst praktisch alles, was ihr unterkommt, und kann dadurch beachtlichen Schaden anrichten.

Frühes Eintreffen der Zwitter

Dass sich die Tiere ausnehmend rasant vermehren können, verschärft die Problematik weiter. Die Tiere sind Zwitter, und jedes Individuum legt vom Spätsommer bis zum Herbst an möglichst frostgeschützten Orten rund 400 Eier. Danach sterben sie gewöhnlich. Wie schnell sich die Eier entwickeln, hängt von den herrschenden Temperaturen ab; bis zum Schlupf dauert es zwischen 30 und 50 Tagen. Je nachdem wie spät im Jahr die Eiablage erfolgte, schlüpfen die circa einen Zentimeter langen Jungschnecken entweder noch im selben Jahr oder im Februar beziehungsweise im März des nächsten Jahres. Wenn es mehr als fünf Grad hat, werden sie aktiv und beginnen zu fressen. Ihre volle Körperlänge erreichen sie gewöhnlich erst im Spätsommer.

Heuer wurden allerdings schon zeitig im Frühjahr ausgewachsene Exemplare gefunden, wie Johann Zaller vom Institut für Zoologie der Boku University (früher Universität für Bodenkultur) erklärt. Offenbar konnten sie nach dem milden Winter schon früher mit dem Aufbau von Körpermasse beginnen. Und natürlich brauchen erwachsene Schnecken mehr Nahrung als winzige und haben entsprechend rascher verheerende Wirkung im Garten.

Wenig Erfolg mit Kaffee

Was aber tun gegen die ungeliebten Mitesser? Wer die nötige Kaltblütigkeit und einen guten Magen hat, kann sie einsammeln und ihnen mit einem beherzten Schnitt durch den Körper ein Ende setzen. Gute Ergebnisse lassen sich auch mit Schneckenzäunen erzielen: Zaller verwendet in seinem Gemüsegarten 25 Zentimeter hohe Zäune aus verzinktem Blech. Allerdings muss man erstens darauf achten, dass vorher alle Schnecken und ihre Eier aus dem jeweiligen Beet entfernt wurden, und zweitens dürfen die Pflanzen nicht über das Blech hängen und den Tieren so Zutritt verschaffen. Einzelne bei Schnecken begehrte Pflanzen außerhalb des Zauns schützt Zaller seit heuer, indem er Schafwolle um die Pflanzen auslegt: "Das scheint erst einmal recht gut zu wirken und hat zusätzlich noch einen Düngereffekt und unterdrückt Beikräuter", zeigt er sich erfreut.

Nahaufnahme einer Spanischen Wegschnecke
Gemüse im eigenen Garten zu ziehen erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Da sich auch Schnecken über die vegetarische Kost freuen, versuchen Gartenbesitzerinnen und -besitzer versuchen allerlei, um die gefräßigen Spanischen Wegschnecken in den Griff zu bekommen. Von Schneckenkorn bis hin zu Kaffeesatz kommt vieles zum Einsatz, teils aber nur mit mäßigem Erfolg.
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Wenig Erfolg versprechen hingegen das Ausbringen von Kaffeesatz – angeblich soll dieser einen Schneckenherzinfarkt bewirken, aber das ist bislang unbestätigt – und das Aufstellen von Bierfallen: Diese locken zwar viele Arion an, aber nur ganz wenige davon ertrinken auch darin. Sowieso die Finger lassen sollte man vom konventionellen Schneckenkorn, dessen Wirkung auf Metaldehyd beruht: Es vernichtet nicht nur die Wegschnecken, sondern auch alle möglichen anderen erwünschten Gartenbewohner und ist außerdem giftig für Kinder und Haustiere.

Gute Ergebnisse zeigt das im Biolandbau zugelassene Schneckenkorn auf Eisen-III-Phosphat-Basis. Allerdings wird es auch gern von Regenwürmern gefressen, was vielen Anlass zur Sorge ist, die befürchten, die Würmer könnten zum Kollateralschaden werden. Eine Studie, die Zaller und Kollegen 2019 durchführten, konnte allerdings keine negativen Wirkungen auf Regenwürmer feststellen. Diese sind übrigens selbst indirekte Schneckengegenspieler: Sie können nämlich Pflanzen dazu anregen, Bitterstoffe einzulagern, die sie für Arion weniger attraktiv machen.

Tierische Mitstreiter im Garten

Igel
Im Kampf gegen Nacktschnecken sind natürliche Fressfeinde der Tiere gute Unterstützer. Neben Igeln sind das Singvögel und Blindschleichen. Aber auch domestizierte Tiere wie Hühner können die Gelege und junge Exemplare der Spanischen Wegschnecke dezimieren.
Martina Konecny

Wer die lästigen Weichtiere weder zerschneiden noch vergiften möchte, kann sich auch der Hilfe anderer Tiere bedienen: Indische Laufenten vertilgen die Schnecken gern, zumindest wenn sie noch klein sind und nicht so viel Schleim absondern wie später im Leben. Hühner, aber auch Singvögel wie Amseln, Stare oder der Hausrotschwanz verschmähen kleine Exemplare und Eier von Arion ebenfalls nicht. Zu den Fressfeinden zählen laut Zaller außerdem Igel, Spitzmäuse, Maulwürfe, Kröten, Frösche, Blindschleichen, Eidechsen und Salamander.

Auch unter den Insekten und Spinnentieren gibt es einige, die Arion zusetzen: Manche Aas- und Laufkäferarten fressen sowohl junge Schnecken als auch Eier, die Larven von Moder- und Leuchtkäfern stürzen sich vorwiegend auf Schnecken, während Weberknechte, wie zum Beispiel der Schneckenkanker, vorwiegend Eier fressen. Je naturnaher ein Garten, desto mehr von diesen Tieren kann er beherbergen – und desto wahrscheinlicher ist es, dass er nicht von Spanischen Wegschnecken überrannt wird. (Susanne Strnadl, 29.6.2024)