Demonstrierende wehren sich gegen die zunehmende Tendenz, in Italien Küstenabschnitte privaten Badeanstalten anzuvertrauen, in denen man Liegen und Sonnenschirme teuer mieten muss.
IMAGO/Antonio Balasco

Rom – In Italien mehren sich Protestkundgebungen von Bürgern, die einen freien Zugang zum Meer fordern. Gegen die zunehmende Tendenz, alle Küstenabschnitte Badeanstalten anzuvertrauen, in denen man Liegen und Sonnenschirme teuer mieten muss, fordern Aktivistinnen und Aktivisten einen freien Zugang zu den Ständen.

Zu einem Protest kam es am Samstagnachmittag im Nobelviertel Posillipo in Neapel. Die Demonstranten kritisieren den Beschluss der Gemeinde, ein Online-Buchungssystem für den Zugang zu den Stränden in der Stadt einzuführen. Wer seinen Platz nicht reserviert hat, hat keinen Zugang zum Strand. Die verfügbaren Plätze sind meist in wenigen Stunden vergeben.

Die Aktivisten des Komitees "Freies Meer" betraten am Samstag die Strandbäder ohne Anmeldung. "Wir protestieren gegen den inakzeptablen Beschluss der Stadtverwaltung, eine beschränkte Zahl von Badenden auf den ohnehin wenigen freien Stränden der Stadt zuzulassen. Wir wollen den Neapolitanern das Meer ohne Einschränkungen zurückgeben", erklärte der Aktivist von "Freies Meer" Giuliano Esposito.

Aktivistinnen und Aktivisten fordern freien Strandzugang in Neapel.
IMAGO/Antonio Balasco

Um Zugang zu den öffentlichen Stränden von Posillipo zu erhalten, muss man am Vortag eine Reservierung für den folgenden Tag vornehmen, mit Einlass bis 13.00 Uhr. Wenn man nicht erscheint, verfällt die Reservierung automatisch. Es ist möglich, maximal drei Reservierungen pro Woche für dieselbe Person vorzunehmen. Minderjährige müssen begleitet werden.

Kampf um freie Strände auch an anderen Orten

Der Kampf um freie Strände in Neapel dehnt sich jetzt inzwischen auf andere Ortschaften aus. In der Toskana, an der Riviera der Emilia Romagna und in Ligurien wächst der Protest für das Recht auf einen freien Strand. Die Strände in Italien sind zu einem großen Teil an Private vergeben, die Badeanstalten betreiben. Aktuelle Daten zeigen, dass ein kostenloser Zugang vielerorts immer schwerer wird.

Kilometerlang sind die Strände an Italiens Küste teilweise geradezu verbarrikadiert. Ein Beispiel: In der bei Österreichern beliebten Urlaubsstadt Lignano Sabbiadoro sind 83 Prozent der Strände privatisiert, in der Toskana sind es fast 100 Prozent. Wer baden will, muss sich eine teure Liege mieten. Deren Preise sind 2024 auch noch deutlich gestiegen. Gerade für Familien sind diese Preise oft ein Problem, wie der Konsumentenschutzverband Codacons immer wieder beklagt. (APA, 9.6.2024)