Im Zuge der Unwetter in der Steiermark haben fünf Muren Samstagabend die Pyhrn-Autobahn (A9) bei Übelbach verlegt. Die Fahrbahn wurde daraufhin in beide Richtungen gesperrt.
APA/ASFINAG

Übelbach/Oberwart/Linz – Schwere Unwetter haben in Teilen Österreichs in der Nacht auf Sonntag zu teilweise erheblichen Schäden geführt. In der Steiermark verlegte eine Mure die Pyhrn-Autobahn (A9) bei Übelbach. Diese ist laut Asfinag zumindest bis nächstes Wochenende gesperrt. Zudem wurden mehrere EU-Wahllokale zerstört. Für das Burgenland, in dem vor allem der Bezirk Oberwart in Mitleidenschaft gezogen worden ist, forderte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) Assistenz des Bundesheeres an.

Wie Ö3 auf dem Kurznachrichtendienst X vermeldete, mussten mehrere Personen bei Übelbach ausgeflogen werden. Harald Eitner von der Landeswarnzentrale sagte der APA, dass die Häuser der Betroffenen durch Schäden von der Umwelt abgeschnitten waren.

In Deutschfeistritz, Eggersdorf, und in Nordandritz in Graz wurde zwischenzeitlich Zivilschutzalarm ausgelöst, der in der Früh wieder aufgehoben wurde. Betroffen waren die Bezirke Graz-Umgebung, Hartberg-Fürstenfeld und Teile der Südoststeiermark. Auch in Oberwart im Burgenland wurde Zivilschutzalarm ausgerufen. Für den Bezirk Hartberg-Fürstenfeld galt ab Sonntag Katastrophenalarm.

Sinnflutartige Regenfälle haben in der Nacht auf Sonntag erneut für zahlreiche Überschwemmungen in Österreich geführt. Im Bild ein von den Wassermassen mitgerissener Pkw im Raum Schäffern in der Steiermark.
EINSATZDOKU.AT PATRIK LECHNER

Mehrere Wahllokale zerstört

In der Steiermark waren zudem gleich mehrere Wahllokale für die EU-Wahl durch die schweren Unwetter nicht zugänglich beziehungsweise wurden diese überhaupt zerstört. Genannt wurden etwa Wahllokale in Deutschfeistritz nördlich von Graz sowie mehrere im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld. Allerdings hätten die zuständigen Bürgermeister "sehr rasch reagiert" und die Wahllokale verlegt.

Die Landeswarnzentrale Steiermark riet in der Nacht auf Sonntag der Bevölkerung zu äußerster Vorsicht, teilte die Kommunikation Steiermark mit. Die Ufer von Gewässern sollten in den von großen Regenmengen betroffenen Gebieten gemieden werden, Keller von Häusern ebenso. Insgesamt müsse man größte Vorsicht walten lassen, auch wenn die Unwetter und Niederschläge selbst abklängen. Tagsüber gab es keine Niederschläge in der Steiermark.

Pflegeheim evakuiert

Im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld waren laut Land Steiermark hunderte Keller und Straßen überflutet, in Lafnitz war ein Damm gebrochen. Zwei Brücken in Kleinlungitz und Schäffern sowie einige weitere in Vorau wurden weggeschwemmt, eine Brücke in Unterlungitz muss noch überprüft werden. Manche Häuser sind dadurch nicht erreichbar. In den frühen Morgenstunden musste das Pflegeheim Neudau evakuiert und die Bewohner in Krankenhäusern untergebracht werden.

Wassermassen für Haus
Wassermassen im Raum Schäffern in der Steiermark.
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In Oberrohr und Unterlungitz waren zwei Putenfarmen mit rund 3000 bzw. 4000 Tieren von Hochwasser betroffen. Ein großer Teil des Tierbestandes verendete. Umgekommene Tiere wurden weit abgeschwemmt. Es kam zu mehreren Hangrutschungen in Bad Waltersdorf bzw. Sebersdorf sowie Rohrbach, Eichberg und Vorau. Der Landesgeologe einerseits sowie der Katastrophenschutzreferent der Bezirkshauptmannschaft Hartberg-Fürstenfeld war mit einem Vertreter des Bundesheeres im betroffenen Gebiet unterwegs. Das Bundesheer sollte noch am Sonntag, aber spätestens Montag mit 35 Mann anrücken.

Die Muren auf der A9 Pyhrn-Autobahn hatten laut Asfinag deutlich größere Schäden angerichtet als befürchtet. Insgesamt fünf Muren gingen bei Übelbach auf die Autobahn ab, teils waren die Schlamm- und Gerölllawinen bis zu zwei Meter hoch. Mitarbeiter der Asfinag, der Feuerwehren und Frächter waren mit 20 Lkws und sieben Baggern im Einsatz, um die Erdmassen zu entfernen. Betroffen war auch eine Brücke nördlich der Anschlussstelle Übelbach, deren Pfeiler vom Wasser freigespült wurde. Die A9 muss aus Sicherheitsgründen bis Ende der kommenden Woche in beiden Richtungen gesperrt bleiben.

Feuerwehrmann kämpft gegen Wassermassen.
In der steirischen Gemeinde Lobmintal, Ortsteil Großlobming, bahnten sich die Wassermassen den Weg quer durch die Ortschaft.
APA/THOMAS ZEILER

Auch Burgenland betroffen

Im Burgenland war der Bezirk Oberwart am stärksten betroffen, für den gesamten Bezirk galt der Katastrophenfall und für die Stadt selbst war eine Zivilschutzwarnung ausgelöst, am späten Vormittag aber aufgehoben worden. Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) forderte daher vom Bundesheer Assistenzeinsatz an. Auch die Mitarbeiter der Straßenbauämter des Landes wurden einberufen, um die Einsatzkräfte bei den Aufräumarbeiten zu unterstützen. Doskozil sagte auch rasche Hilfe durch den Katastrophenfonds des Landes zu, wenn Schäden nicht durch eine Versicherung gedeckt sind.

Laut dem Verteidigungsministerium ist das Bundesheer in der Steiermark und dem Burgenland im Assistenzeinsatz, um bei den Aufräum- und Wiederaufbauarbeiten zu helfen. In der Steiermark unterstützt das Heer mit einem Katastropheneinsatzzug und dem Bau einer Brücke in Feldbach. Auch im Bereich Hartberg-Füstenfeld finden Erkundungen statt. Im Burgenland wurde der Einsatz aufgrund überschwemmter Wahllokale am späten Vormittag erkundet. "Die Menschen in den betroffenen Orten können versichert sein, dass unsere Soldaten gemeinsam mit den zivilen Einsatzkräften alles Mögliche tun werden, um ihnen so schnell wie möglich zu helfen", erklärte Ministerin Klaudia Tanner (ÖVP). Das Heer sei bereit, solange wie nötig im Einsatz zu bleiben, um die Folgen der Unwetterkatastrophe zu bewältigen.

Überschwemmungen in Tirol, Nieder- und Oberösterreich

Das Land Tirol erwartet in Folge von prognostizierten intensiven, lokalen Niederschlägen von Sonntagabend bis Montagvormittag erhöhte Pegelstände am Inn. Dadurch könne es zu Überschwemmungen im Bereich von Bächen und kleinen Fließgewässern kommen, hieß es in einer Aussendung. "Ein Übertritt des Inns ist jedoch nicht zu erwarten", betonte Elmar Rizzoli, Leiter des Tiroler Zentrums für Krisen- und Katastrophenmanagement.

Der Schwerpunkt der Niederschläge werde im Grenzbereich zu Bayern zwischen dem Seefelder Plateau und Kössen sowie in den Bezirken Kufstein und Kitzbühel liegen. Laut der aktuellen Niederschlagsprognose der Geosphere Austria wurden bis Montagvormittag in Teilen Tirols Regenmengen in der Größenordnung von 20 bis 40 Liter pro Quadratmeter erwartet. Diese könnten jedoch lokal auch deutlich höher ausfallen. Es sei mit schauerartigem Regenfällen zu rechnen, die von Gewittern eingeleitet würden.

Sonntagnachmittag kam es zu einem Murenabgang oberhalb der Tiroler Straße (B171) in Zams (Bezirk Landeck). Die Polizei sperrte die Straße für den gesamten Verkehr, eine Umleitung über die Autobahn wurde eingerichtet. Eine Wandergruppe wurde mit dem Hubschrauber ausgeflogen.

"ZiB 9:00": Unwetter in Österreich
ORF

Ausrücken mussten auch die Feuerwehren in Niederösterreich, vorwiegend im Süden. Es gab in Summe mehr als 40 Einsätze, hauptsächlich Auspumparbeiten. In die benachbarte Steiermark beordert wurde indes der Katastrophenhilfsdienst (KHD). Ein KHD-Zug des Bezirks Neunkirchen ging vor allem in der Gemeinde Schäffern (Bezirk Hartberg-Fürstenfeld) zu Werke. An Ort und Stelle waren 121 Helfer und 20 Fahrzeuge, berichtete Klaus Stebal vom Landesfeuerwehrverband NÖ. Der Einsatz wurde in den Morgenstunden beendet.

In Oberösterreich standen insgesamt 1700 Hilfskräfte im Einsatz, ab 19 Uhr kamen die ersten Alarmierungen herein. In Summe waren 115 Feuerwehren bei 91 Einsätzen eingesetzt. Am meisten betroffen waren die Bezirke Braunau am Inn, Vöcklabruck, Gmunden, Wels-Land und Linz-Land. Nach derzeitigen Kenntnissen sind keine Personen verletzt worden. Im Vergleich zu anderen Unwettern bewertete das Landes-Feuerwehrkommando das Geschehen in der Nacht auf Sonntag als "weniger gravierend", wie es in einer Pressemitteilung hieß.

Salzburger Autofahrer übersah im Starkregen Fußgänger

Durch das Unwetter hat in der Stadt Salzburg ein 24-jähriger Einheimischer einen Fußgänger am Zebrastreifen übersehen und mit seinem Wagen erfasst. Die Sicht war für den Lenker durch den Starkregen laut Polizei so eingeschränkt, dass er den 35-Jährigen am Schutzweg zu spät bemerkt hatte. Das Unfallopfer wurde auf die Fahrbahn geschleudert und brach sich den linken Schienbeinkopf. Die Rettung brachte den verletzten 35-Jährigen in das UKH Salzburg. Ein Alkotest bei beiden Beteiligten verlief negativ.

Die schweren Unwetter bedeuteten vor allem für die Einsatzkräfte in Pfarrwerfen im Bezirk St. Johann im Pongau für zahlreiche Einsätze, wie das Landesfeuerwehrkommando Salzburg mitteilte. Bis Mitternacht sorgten umgestürzte Bäume und überflutete Keller für arbeitsreiche Nachtstunden. Bei einem Wohnhaus in Hanglage wurde ein Fenster eingedrückt und der Keller unter Wasser gesetzt. Im Ort dämmten die Florianis dazu mit Sandsäcken die übergehenden Gerinne und Bäche ein.

Sorge um hohen Wasserstand des Bodensees

Der hohe Wasserstand des Bodensees sorgt in den Vorarlberger Anrainergemeinden weiter für Anspannung. Aufgrund der teils intensiven Niederschläge und der Schneeschmelze transportiert der Rhein weiter große Wassermengen in den See. Wie die Wasserwehr am Alpenrhein bekannt gab, werden aus Sicherheitsgründen die üblicherweise für Jedermann zugänglichen Rheinvorländer - dabei handelt es sich um Überflutungsflächen des Alpenrheins - von Lustenau bis zur Rheinmündung gesperrt.

Der Pegel des Bodensees stand am Sonntag bei über fünf Metern - genau bei 5,04 Meter. Im langjährigen Durchschnitt betrug der Wasserstand am 9. Juni 4,11 Meter. Eine Höhe von 5,12 gilt als Wert, den der Bodensee nur alle zehn Jahre erreicht. In den Gemeinden Bregenz, Hard und Fußach wurden mobile Schutzanlagen eingerichtet. Laut Prognose soll der Bodensee noch bis Dienstag um einige Zentimeter weiter ansteigen.

"Die Dauersiedlungsgebiete der Stadt Bregenz und der Gemeinden am Vorarlberger Bodenseeufer sind durch feste und mobile Hochwasserschutzeinrichtungen bestens geschützt. Das ist das Allerwichtigste", sagte Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP). Dämme, höher gelegte Uferwege und mobile Einrichtungen schützten vor Überflutungen. Pumpwerke sorgten für die Hinterlandentwässerung, indem sie Bachwasser in den See pumpen. Es bestehe kein Grund zur Sorge, die Aufmerksamkeit bleibe aber hoch, betonte Wallner. (APA, 9.6.2024)