Koffi (Marc Zinga) und Alice (Lucie Debay) auf Familienbesuch im Kongo. Das geht nicht gut, oder doch?
Stadtkino/Wrong Men

Es ist kein normaler Familienbesuch, der ansteht. Dafür ist Koffi viel zu unruhig. Gemeinsam mit seiner weißen Freundin Alice reist er in den Kongo, um eine rätselhafte Aussteuer zu bezahlen und einem Familienfest beizuwohnen. Die Familie empfängt beide kühl, vor allem die Mutter beäugt ihren Sohn und dessen schwangere Verlobte misstrauisch. Man erfährt bald, warum. Er gilt als "zabolo", als böser Zauberer. Seit seiner Geburt und Kindheit werden ihm eine Menge an Mythen angedichtet. Dass Koffi ein großes Muttermal auf der Wange trägt und zum Nasenbluten neigt, erschwert es ihm, sein Ansehen ins Positive zu wenden.

Vernunft ist keine wirksame Waffe gegen die Festung an Aberglauben, hinter der Koffis Familie lebt. Überhaupt herrscht in Koffis Heimatland, das zu den ärmsten Krisenregionen der Welt zählt, eine farbenfrohe Endzeitstimmung. So zumindest zeigt es der belgisch-kongolesisch Rapper Baloji in seinem Filmdebüt Omen.

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Diese kostümierte Mad Max-Atmosphäre – auf den Straßen bekämpfen sich Banden, die in rosa Kleidchen und Gewänder mit Leopardenmuster gekleidet sind – spießt sich bisweilen mit einem realistischen Anspruch, der dann zutage tritt, wenn die Familienmitglieder ins Zentrum der mäandernden Erzählung treten: wenn Koffi auf der Suche nach seinem Vater die Arbeiter der umkämpften Minen besucht oder seine Schwester Tshala, die nach Südafrika ausgewandert ist, um ihre Bisexualität leben zu können, sich wegen einer Geschlechtskrankheit sorgt. Und dann ist da diese rätselhafte Mutter, deren grimmige Fassade langsam zu bröckeln beginnt.

Baloji geht es mit Omen nicht darum, verstanden zu werden. Stattdessen lässt er Rhythmen und eindrucksvoll inszenierte Bilder für sich sprechen. Ein wundersames Kinoerlebnis, eine Phantasmagorie faszinierender Eindrücke. (Valerie Dirk, 8.6.2024)