Dirigent Klaus Mäkelä – stürmisch und drängend bei Brahms.
Igor Ripak

So geht es Klassikjungstars, man braucht sie überall: Klaus Mäkelä ist Chef des Oslo Philharmonic und des Orchestre de Paris. Ab 2027 geht es dann endgültig in die Formel 1 der Einflussreichsten. Mäkelä übernimmt das Concertgebouw Orchestra und wird auch gleich Nachfolger von Riccardo Muti als Chefdirigent des Chicago Symphony. Für den Finnen eine früh einsetzende Doppelbelastung, er ist Jahrgang 1996.

Im Konzerthaus, wo er auch als Cellist agiert, zeigt sich: An Energie und Ausdruckswillen wird es ihm nicht mangeln. Zusammen mit Geiger Daniel Lozakovich stürzt sich Mäkelä vibratoselig romantisch, aber geschmackvoll stürmisch in das Konzert für Violine, Violoncello und Orchester von Brahms. Vor allem im ersten Satz wird vom Oslo Philharmonic klanglich jedoch wenig ausbalanciert assistiert; vom Dirigenten quasi verlassen, manifestiert sich die Orchesterenergie ungezügelt und folglich grobkörnig.

Das Orchester schlug sich zunächst unter seinem Wert, das wurde hernach bei Brahms' erster Symphonie offensichtlich. Mäkelä will auch hier in jeden Ton das ganze emotionale Gewicht hingelegt wissen. Er ist der auch optisch extrovertierte Stürmer und Dränger, der die Strukturen prunkvoll auflädt. In der Symphonie vermitteln sich die Qualitäten des Orchesters aber gut ausbalanciert. Intensität und Prägnanz dominieren etwa auch den vierten Satz, dessen edle, ans Finale von Beethovens Neunter erinnernde Kantilene unaufgeregt herbeischwingt.

Mäkelä steht somit für überzeugend organisierte Opulenz, die natürlich immer in Gefahr ist, Details zu überdecken. Insofern darf man gespannt sein, welche Entwicklungssprünge der Finne, den man überall braucht, noch hinlegt. (Ljubiša Tošić, 7.6.2024)