Der 59-jährige Kosmonaut Oleg Kononenko wird im Herbst insgesamt drei Jahre im All verbracht haben.
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Weltfremd ist, wer den Bezug zur Wirklichkeit verloren hat. Auch über den Russen Oleg Kononenko könnte man so denken: Denn er ist der Mensch, der bisher die längste Zeit fern der Erde verbracht hat. Am 4. Juni knackte der 59-jährige Kosmonaut und Ingenieur auf der Raumstation ISS die 1000-Tage-Marke.

Bereits im Februar übertraf er den Rekord seines Kollegen Gennadi Padalka, der 878 Tage im All verbracht hatte. Freilich kam diese Zeit bei keinem der Kosmonauten in einem Stück zustande: Kononenko flog 2008 zum ersten Mal zur internationalen Raumstation, die in 400 Kilometern Höhe die Erde umkreist. Es folgten vier weitere Aufenthalte.

Russische Dominanz

Generell deckt Russland beziehungsweise die Sowjetunion in den Top Ten der längsten Gesamtzeit im All neun Plätze ab, die US-amerikanische Astronautin Peggy Whitson steht auf Platz neun. Auch der längste Aufenthalt geht auf das russische Konto: Der 2022 verstorbene Waleri Pojakow flog in den Neunzigerjahren zur Raumstation Mir und verbrachte mehr als 437 Tage im Weltraum.

Kononenko (vorn) trat seinen aktuellen Weltraumaufenthalt im vergangenen Herbst an, gemeinsam mit seinem Landsmann Nikolai Tschub und der US-Amerikanerin Loral O'Hara.
AFP/POOL/MAXIM SHIPENKOV

Mit dem Meilenstein kam für Kononenko das Bewusstsein dafür, "das Unbekannte berührt zu haben", teilte Kononenko der russischen Nachrichtenagentur Tass mit. "Das gibt einem Selbstvertrauen und Stolz auf die Arbeit, die man geleistet hat." Zu Beginn des Jahres sagte er, dass er noch stolzer darauf sei, "dass der Rekord für die Gesamtdauer des menschlichen Aufenthalts im Weltraum immer noch von einem russischen Kosmonauten gehalten wird".

Rückkehr des Staatshelden

Gesundheitlich ist das durchaus eine Herausforderung: So geht beispielsweise die Knochendichte zurück, das Herz schrumpft in der Schwerelosigkeit und es kann zu Gehirnschäden kommen.

Am 24. September diesen Jahres soll der zweifache Vater und Funkamateur von der ISS zurückkehren. Dann hat er insgesamt drei Jahre fern des Erdbodens verbracht – und mindestens sechs Weltraumspaziergänge absolviert.

Für seine kosmonautischen Leistungen wurde Kononenko 2009 offiziell zum "Helden der Russischen Föderation" gemacht. Zehn Jahre später folgte die höchste Auszeichnung Turkmenistans. Kononenko wurde 1964 in der Stadt Tschardschou geboren, die damals zur Sowjetunion gehörte und heute zu Turkmenistan (und mittlerweile Türkmenabat heißt). Am 21. Juni wird er seinen 60. Geburtstag feiern – ebenfalls im Weltraum. (sic, 7.6.2024)