Voodoo Jürgens wurde für die Rolle des "Rickerl" mit dem Österreichischen Filmpreis ausgezeichnet.
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Manchmal gewinnen auch die Verlierer. David Öllerer erhielt am Mittwoch bei der Verleihung des Österreichischen Filmpreises die Auszeichnung für die Beste männliche Hauptrolle. Er spielte in dem von Regisseur Adrian Goiginger gedrehten Film Rickerl – Musik ist höchstens ein Hobby den wenig erfolgreichen Musiker Erich "Rickerl" Bohacek. Das war eine naheliegende Besetzung, denn Öllerer ist im deutschen Sprachraum als der Liedermacher Voodoo Jürgens bekannt.

Mit der Kunstfigur ist der 1983 in Tulln geborene Musiker und Schauspieler ab 2016 zu einem Fixstern der heimischen Musikszene geworden. Er pflegt im Dialekt das Erbe des Austropop der 1970er, unter besonderer Berücksichtigung schattseitiger Themen. Damit steht er in der Tradition von Altvorderen wie Wolfgang Ambros, Georg Danzer oder Ludwig Hirsch, wenn er seine spezielle Gala anlegt, um sich da unzweifelhaft einzureihen.

Voodoo Jürgens tritt als eine Art singende Altkleidersammlung auf: Hemden mit Krägen groß wie ein SPÖ-Schrebergarten, die Hose einen Schlag wie die Pummerin, die Frisur schwierig. Es ist eine Art Vokuhila, geschnitten mit der Nagelschere, fassoniert mit dem Feuerzeug. Damit war er die perfekte Besetzung für Goiginger. Denn die Rolle des Rickerl ist die eines erfolglosen Musikers, der versucht, seine Karriere voranzubringen. Das Talent wäre vorhanden, an Biss mangelt es ihm. Zudem stört der Alltag. Da gibt es eine Ex-Freundin, die blöderweise einen neuen Habschi hat, einen Piefke, und da ist das gemeinsame Kind, der Dominik, für den er alles tut wenn er nicht vergisst.

Unbedankte Gesten

Das Setting des Films konveniert ebenfalls mit der Figur des Voodoo: Es sind die von tausenden Tschick gelb gefärbten Tschocherln und Espressos, wie sie nur noch in der Wiener Vorstadt zu finden sind. Dort findet der Sänger seine Figuren, dort stolpert der Rickerl durch die Handlung.

Öllerer verkörpert den liebevollen Loser, dem kleine unbedankte Gesten wichtiger sind als der Zuspruch einer anonymen Masse. Dass er damit am allmächtigen Markt schlechte Karten hat scheiß drauf. Die Auszeichnung Öllerers ist nachvollziehbar, er reüssiert nun im Film auf dieselbe konsequente Art wie mit seinen bisher drei Alben. Und es ist ihm zuzutrauen, dass er sein Repertoire noch erweitert. Den Underdog kann er, das ist jetzt amtlich. (Karl Fluch, 6.6.2024)