Vater und Sohn in der Küche.
In den Küchen werden Männer heutzutage zweifellos öfter gesehen als früher. Doch im Gegensatz zu den Frauen steckt nur ein kleiner Teil beim Beruf zurück, um sich um den Nachwuchs zu kümmern.
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Dass vor dem Muttertag Kritik an mangelnder Gleichberechtigung von Mann und Frau laut wird, hat bereits Tradition. Nun aber gibt es auch vor dem Vatertag am 9. Juni einen Partycrasher. Was die Beteiligung der Männer an der Kinderbetreuung betrifft, diagnostiziert die Arbeiterkammer (AK), sei Österreich auf den Stand von vor elf Jahren zurückgefallen.

Dabei schien das Land auf dem richtigen Weg. Laut dem von der L & R Sozialforschung im AK-Auftrag regelmäßig durchgeführten Wiedereinstiegsmonitoring war die Zahl der Männer, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, ergo den Beruf für den Nachwuchs unterbrechen, lange Zeit kontinuierlich gestiegen. 2017 war mit 15.095 der Höchststand erreicht – doch dann kam die Trendwende. 2021 waren es nur noch 11.718 Väter. Ihr Anteil an den Bezieherinnen und Beziehern schrumpfte somit von 20,5 auf 16,7 Prozent.

Zurück ins Biedermeier?

Wie dieser Backlash zu erklären ist? Die Pandemie habe die alten Rollenmuster wiederbelebt, glaubt Eva-Maria Burger, Abteilungsleiterin für Frauen und Familien in der AK. Überwiegend seien es die Frauen gewesen, die daheimgeblieben seien, um etwa von Kindergarten und Schule ausgesperrte Kinder zu hüten. Eine "Rückkehr ins Biedermeier" nennt das Burger.

Doch eingesetzt hat der Rückfall schon vor der Covid-Welle. Eigentliche Ursache könnte somit eine unerwünschte Nebenwirkung des 2017 eingeführten Familienzeitbonus sein. Diese finanzielle Unterstützung erhalten Väter, die unmittelbar nach der Geburt des Kindes einen Papamonat zu Hause einlegen. Viele dürften im Gegenzug auf eine spätere Kinderbetreuungszeit verzichtet haben, so die Interpretation der AK. Schließlich setzten genügend Betriebe ihre Mitarbeiter unter Druck, gar keine oder nur eine kurze Auszeit für Kinder zu nehmen.

Diesen Schluss zieht die Interessenvertretung aus den Erfahrungen in der eigenen Arbeitsrechtsberatung. AK-Jurist Alexander Tomanek nennt drei Beispiele, wie Unternehmen Väter "abzuschrecken" versuchten. In einem Fall sei einem Arbeitnehmer, der davor für seine Leistung sogar Auszeichnungen gewonnen habe, seit einem angekündigten Papamonat plötzlich schlechte Performance vorgeworfen worden. In einem anderen habe ein Mann den Status als Projektleiter verloren – weil er als nunmehriger Vater nicht mehr so belastbar sei. Einem Leiharbeiter wiederum habe der Arbeitgeber Pflegefreistellung für ein Kind verwehrt: "Nimm lieber Urlaub oder melde dich beim AMS!"

Belohnung für Halbe-halbe

Statt die Wünsche von Vätern zu hintertreiben, sollten Betriebe seriös beraten. Denn viele Eltern wüssten gar nicht, welche Möglichkeiten ihnen offenstehen, um die Zeit beim Kind möglichst halbe-halbe aufzuteilen. Auch die (künftige) Regierung müsse da mit einer Kampagne nachhelfen.

Weiters sollte der Mindestanteil für Väter am Kinderbetreuungsgeld erhöht werden, fordert Burger. Derzeit können Eltern die einkommensabhängige Variante bereits dann voll ausschöpfen, wenn der Partner zumindest zwei Monate mitmacht. Den Reiz steigern könnte auch die Verdoppelung des Partnerschaftsbonus für Eltern, die ihre Karenz annähernd gleichmäßig aufteilen, von einmalig 500 auf 1000 Euro. Ebenfalls belohnen will die AK Halbe-halbe bei der Elternteilzeit, und zwar mit einem Zuschlag von diesmal monatlich 350 Euro pro Elternteil.

Aber liegt die Schuld wirklich vor allem bei den Unternehmen? Oder gibt es nicht oft genug auch Väter, denen jeder Vorwand recht ist, um sich vor der Kinderbetreuung zu drücken? Diese Frage könne er aus seiner Arbeitserfahrung heraus nicht beantworten, räumt Tomanek ein: "Denn wer überhaupt kein Interesse hat, wird erst gar nicht zu unserer Beratung kommen." (Gerald John, 5.6.2024)