Zu sehen ist eine filmische Projektion mit einem Zimmermann in Handwerkskluft (Jan Rozpędzik). In diesem Filmbild sitzt live auf der Bühne die Theatermacherin Iwona Nowacka.
Im Zuge einer Künstlerresidenz in Warschau entstand "JaWa", das Stück von Jan Turkowski & Iwona Nowacka (re.).
Piotr Nykowski

Das polnische Theaterduo Jan Turkowski und Iwona Nowacka betreibt Theater aus den Stoffen und mit den Figuren, die den beiden im Leben begegnen. Das kann unmittelbar vor der eigenen Haustür beginnen. Beim Stück JaWa war das der Fall. JaWa – das sind die Anfangsbuchstaben der zwei Protagonisten Jan und Waldemar. Jan, ein Zimmermann, kämpfte gegen Obdachlosigkeit an, Waldemar wurde aus dem Gefängnis entlassen. Zwei Charakterköpfe, die sich bei einem von den Theatermachern betriebenen Grünflächenprojekt involvierten und mit ihnen bekannt wurden.

In der Dunkelkammer des Volkstheaters hocken Turkowski und Nowacka entspannt erzählend vor einer Leinwand, die zunächst den Aktivismus rund um das Grünflächenprojekt filmisch dokumentiert. Dann aber geht's ab nach Warschau, wo die beiden eine Künstlerresidenz am Teatr Komuna Warszawa antreten und wohin sie Jan und Waldemar kurzerhand mitnehmen – mit dem Versprechen, dass es immer genug Zigaretten geben wird und abends zwei Bier.

Nische beim Marriott

Es ist April 2022, und die wackeligen Kamerabilder zeigen Frühstückstische im Hotel, Häuserschluchten der polnischen Hauptstadt und üppiges Grün auf urbanen Gartenflächen. Bis hierher ist alles noch verworren und seltsam. Was will man erzählen? Als dann aber noch der Obdachlose Artur dazustößt, der in einer Nische gegenüber vom Marriott-Hotel nächtigt, bekommt diese seltsame Form des Erzähltheaters einen gewissen Zug.

Es geht um Menschen, die auf unterschiedlich prekäre Weise gestrandet sind, die Suchterkrankungen haben und sich bei vielem, das die Gesellschaft vorgibt, nicht mehr einordnen wollen. Auf eine angenehme Weise entziehen sie sich einem ausstellenden Kamerablick, sie werden keineswegs als gescheiterte Existenzen vorgeführt. Die Herablassung, mit der Artur dann noch das Marriott beschreibt, in dem er ein Zimmer bezieht ("manchmal ist ein Zwei-Stern-Hotel einfach besser"), ist Ausdruck seines herausgekitzelten Selbstbewusstseins. Ein Theaterabend, der seine Glücksritter-Helden als Freigeister und ungewöhnlich in Szene setzt. (Margarete Affenzeller, 5.6.2024)