Im September vergangenen Jahres begrüßte Modi den US-Präsidenten Joe Biden in Delhi. Indien hatte da den G20-Vorsitz inne.
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Indien will ein Leader des Globalen Südens sein. Das Land will gar zum "Viswaguru", zum Weltenführer, werden, hört und liest man in indischen Medien. So selbstbewusst wie unter Premierminister Narendra Modi wurde diese Botschaft schon lange nicht mehr in die Welt getragen. Als Premier eines Schlüsselstaats in Asien schaffte Modi einen scheinbar unmöglichen Spagat: nämlich die langgediente multipolare Position des Landes so weit zu treiben, dass er in Washington bei einem Staatsempfang hofiert wird, während sein Außenminister auch in Moskau gerngesehener Gast ist.

Auch in einer möglichen dritten Amtszeit des 73-jährigen Regierungschefs wird sich an der generellen Stoßrichtung der Multipolarität nicht viel ändern. Dass die BJP unter Modi nun aber bedeutend weniger stark bei der Parlamentswahl abgeschnitten hat, könnte am "Strongman-Image", das Modi vor allem auf globaler Bühne lebt, kratzen.

Insgesamt darf das Wahlergebnis für die Außenpolitik aber nicht überschätzt werden, sagt Ananth Krishnan, Direktor der Mediengruppe The Hindu, zum STANDARD. Die Wahl sei vielmehr eine Erinnerung daran, dass Indien "viel diverser, komplexer und föderalistischer" sei als von außerhalb wahrgenommen – "vor allem in den Modi-Jahren". Man habe da den Eindruck eines zentralisierten "Ein-Mann-Staats".

Indien positioniert sich nur widerwillig

In der Außenpolitik zeigt dieses "Strongman"-Image durchaus Wirkung. Indien will als bevölkerungsreichstes Land auf der ganz großen Bühne mitspielen, unter anderem fordert Modi einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat.