Mit 1. Juli startet ein privat organisierter Medienfonds, der in Deutschland, der Schweiz und Österreich mithilfe großer und renommierter Stiftungen wie Erste, Rudolf Augstein und Zeit-Stiftung Bucerius, Mercator und Karma Capital Journalismus und journalistische Projekte fördert. Gründungsgeschäftsführer ist Martin Kotynek (40), bis 2023 Chefredakteur des STANDARD. Der erste Fördercall des neuen Medienfonds startet bereits im Juli.

Martin Kotynek
Martin Kotynek startet als Geschäftsführer den Media Forward Fund, der tragfähige Finanzierungsmodelle für Journalismus zu entwickeln helfen will.
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"Tragfähige Geschäftsmodelle für Journalismus"

Die kommerzielle Finanzierung journalistischer Medien steht vor massiven Herausforderungen – etwa der übermächtigen Werbekonkurrenz digitaler Plattformen, der Bezahlbereitschaft von Userinnen und Usern für digitalen Journalismus sowie massiv gestiegenen Kosten für Personal, Produktion und Vertrieb.

"Unabhängiger, kritischer Journalismus ist eine wichtige Grundlage für unsere Demokratie", erklärt Kotynek den Forward Media Fund. In der "akuten Medienkrise" wolle er sich gemeinsam mit Stiftungspartnern, Philanthropinnen und Philanthropen sowie Impact-Investorinnen und -Investoren für "mehr tragfähige Geschäftsmodelle für Journalismus" einsetzen.

Acht Stiftungen und Investoren am Start

Der Media Forward Fund wird – mit US-Vorbildern wie Press Forward – nach eigenen Angaben gegründet auf Initiative der Schöpflin-Stiftung, der Rudolf-Augstein-Stiftung und der Zeit-Stiftung Bucerius aus Deutschland, der Stiftung Mercator Schweiz und der Volkart-Stiftung, ebenfalls aus der Schweiz, der Erste-Stiftung aus Österreich sowie des Berliner Impact-Investors Karma Capital und Publix – Haus für Journalismus und Öffentlichkeit (Berlin).

Als Geschäftsführer des neuen Fonds könne er "meine Erfahrung aus der Führungsarbeit in Medienhäusern zugunsten der gesamten Medienlandschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz einbringen", erklärt Kotynek. Der gebürtige Wiener hat Neurobiologie in München studiert, das Knight Journalism Fellowship in Stanford absolviert, war Politikredakteur und Leiter des "Themas des Tages" bei der Süddeutschen Zeitung, Investigativredakteur bei der Zeit und stellvertretender Chefredakteur von Zeit Online in Berlin, bevor er von 2017 bis 2023 die STANDARD-Chefredaktion als Chefredakteur leitete.

Als Gründungsgeschäftsführer des Media Forward Fund ist Kotynek unter anderem für Konzeption und Weiterentwicklung des Fonds, Fundraising, Stakeholder-Relations und Förderungen verantwortlich.

"Invest in Journalism Now"

Der Media Forward Fund ist zusammen mit anderen für Journalismus in teils öffentlichen Panels am Mittwoch und Donnerstag bei der Konferenz "Impact Days" für Social Entrepreneurship und Impact-Investing in der Wiener Hofburg präsent, die Investoren, politische Entscheidungsträger, Unternehmer und Interessenvertreter zu gesellschaftlichen Themen und Anliegen zusammenbringt.

Die Initiative "Invest in Journalism Now" will insbesondere private "Investitionen in neue journalistische Organisationen anstoßen, um so eine Gründungswelle von Journalismus-Start-ups im Qualitätsjournalismus auszulösen", sowie "rechtzeitig Alternativen neben den arrivierten Medienunternehmen ermöglichen" und so mehr redaktionelle Vielfalt und Qualitätsjournalismus sichern.

Am Donnerstag gibt es dazu um 11.45 Uhr ein öffentliches Panel bei der Veranstaltung in Wien. Dort diskutieren Sebastian Klein, er betreibt selbst mit Karma Capital einen Medienfonds und mit Neue Narrative ein Medienunternehmen in Berlin, Maribel Königer, Direktorin für Kommunikation, Journalismus und Medien bei der Erste-Stiftung, Sameer Padaniam, Strategieberater und Gründer von Macroscope, Visiting Fellow German Marshall Fund, und Kotynek.

Initiator von "Invest in Journalism Now" ist der Wiener Berater Milo Tesselaar. Er hat die Agentur New – Strategy & Concepts gegründet, ist mit dem "Oh Wow"-Podcast und dem Biorama-Magazin auch Medienunternehmer sowie Mitbegründer von Demokratie 21. (Harald Fidler, 5.6.2024)