Marx-Halle Wien
Die Marx-Halle soll ab 2025 während der Affordable Art Fair Handelsplatz für leistbare Kunst werden.

Geht es um Messen für zeitgenössische Kunst, dann steht die jetzt in der Schweiz anberaumte Art Basel (13.–16. Juni) als Treffpunkt der globalen Kunstwelt unangefochten an der Spitze. Rund 82.000 Besucherinnen und Besucher verzeichnete man im vergangenen Jahr, und allein am ersten VIP-Tag summierten sich die Verkäufe auf etwa 245 Millionen Dollar.

Das sind Dimensionen, von denen Wien – selbst die Zahlen aller Events eines Jahres addiert – nur träumen kann. Dafür wartet der hiesige Kalender mit einer Spark Art Fair (Marx-Halle) und der Art Austria (Museumsquartier) in der ersten Jahreshälfte, gefolgt von der Viennacontemporary (Messe Wien), der Parallel Vienna (Otto-Wagner-Areal) und der Art Vienna (Orangerie Schönbrunn) im Herbst mit Vielfalt auf.

Konzept: Leistbarkeit

Mit diesen fünf von fünf verschiedenen heimischen Organisatoren ausgerichteten Formaten, die teils im selben Teilnehmer- und Publikumssegment fischen, scheint der Markt ausgeschöpft. Zwei Veranstalter aus dem Ausland sehen das anders: einerseits die Paper Positions, die im November (21.–24. November) im Kursalon hier ihr Debüt gibt, und andererseits die Affordable Art Fair, die im Mai 2025 in der Marx-Halle stattfinden wird.

Beide punkten mit spezifischen Konzepten. Man muss kein Milliardär sein, um zu sammeln, lautet das Credo der Affordable Art Fair, bei der Kunst in einer Preisklasse von 100 bis höchstens 10.000 Euro angeboten wird: seit 25 Jahren, ausgehend von London und mit mittlerweile 20 Veranstaltungen weltweit, insbesondere in Europa. Neben Brüssel, Stockholm, Amsterdam und Berlin steht künftig also auch Wien auf dem Programm.

Etwa zehn Jahre habe man damit bereits geliebäugelt, die Pandemie habe dann jedoch die Expansionspläne verlangsamt, wie Julie Constant, die für Europa zuständige Geschäftsführerin, auf STANDARD-Anfrage erklärt. Die hauseigene Expansionsforschung zeichnete ein vorteilhaftes Wien-Bild: in der Öffentlichkeit sehr attraktiv, einer der besten Orte zum Leben, mit großem Kunsterbe und entdeckerfreudigem Publikum, skizziert Constant.

Für die erste Ausgabe (22.–25. Mai 2025) kalkuliert man mit rund 50 Galerien, je zur Hälfte international mit EU-Schwerpunkt und solchen aus Österreich. Dafür wurde jüngst auch eine Messedirektorin oder ein Messedirektor gesucht. Mehr als 50 Bewerbungen trafen ein, das Auswahlverfahren stehe kurz vor dem Abschluss, informiert Julie Constant.

Kunst auf Papier

Mitten in den Vorbereitungen befindet sich bereits die erste Wiener Edition der auf das Medium Papier fokussierten und vorerst noch von Berlin aus organisierten Paper Positions. Die offizielle Anmeldefrist für Galerien läuft noch bis 24. Juni. Eine Spezialmesse, die "auf reges Interesse von Galerien aus ganz Europa und auch aus Österreich stößt", betont Geschäftsführer Kristian Jarmuschek, selbst ebenfalls Galerist.

Kursalon Wien
Die erste Messe der Paper Positions findet im November (21.–24.) im Kursalon Hübner statt.
IMAGO/Pond5 Images

Neben Berlin, Hamburg, Frankfurt, München und Basel will man sich in Wien langfristig etablieren. Für die erste Auflage im Kursalon plant man "mit maximal 40 Aussteller:innen, um das spezielle Salonformat zu betonen", also "eher wie eine kuratierte Gruppenausstellung", gibt Jarmuschek Einblick. Ob es beim Kursalon als Location bleibt, ist derzeit allerdings unklar. Seitens des aktuellen Pächters Josip Susnjara hätte es wohl Interesse an einer langfristigen Zusammenarbeit gegeben.

Dessen Vertrag läuft jedoch im Jänner 2025 aus, danach soll ein Umbau erfolgen, der zumindest 1,5 Jahre dauern soll. Wie DER STANDARD jüngst berichtete, wird von der Eigentümerfamilie schon bald ein neuer Pächter präsentiert, der Schweizer Süßwarenriese Lindt soll im Gespräch sein. Dem Vernehmen nach soll der Kursalon in eine Erlebniswelt für Schokolade verwandelt werden. Damit müsste sich die Paper Positions im Anschluss an ihre Premiere in Wien eine neue Herberge suchen. (Olga Kronsteiner, 5.6.2024)