Die Persona von Tom Cruise wird für einen Propagandafilm gegen die Olympischen Spiele genutzt, an dem er nie mitwirkte.
Visual from "Olympics Has Fallen"/ MTAC

Schon lange versuchen prorussische Propagandisten, die Reputation der Olympischen Spiele in Paris im nächsten Monat zu untergraben. Ein Report des Microsoft Threat Analysis Center (MTAC) zeugt unter anderem von einem besonders aufwendigen Fall: Eine Gruppe mit dem Namen Storm-1679 produzierte eine fingierte Dokumentation mit dem Titel Olympics Has Fallen. Die Stimme des Erzählers ist hier keine Geringere als die des US-Schauspielers Tom Cruise – es wird davon ausgegangen, dass sie mithilfe Künstlicher Intelligenz erzeugt wurde. Die russische Regierung wies den Bericht in der Zwischenzeit zurück und spricht von einer "absoluten Verleugnung".

Durch die Fake-Dokumentation werden verschiedene Zwecke erfüllt. Allen voran soll die Glaubwürdigkeit des Olympischen Komitees soll untergraben werden. Außerdem werden vermeintliche Fehler in der Organisation aufgedeckt, die zu einem Scheitern der Olympischen Spiele führen würden. Hier soll es nicht nur zu einer Blamage kommen, auch soll die Veranstaltung durch gefälschte Terrorwarnungen von Gewalt überschattet wirken.

Technische Raffinessen

Der Film, der fälschlicherweise als Netflix-Produktion ausgegeben wurde, wurde zunächst über Telegram veröffentlicht und daraufhin über verschiedene Plattformen in Umlauf gebracht. Statt direkter Links wurden QR-Codes zum Scannen und Weiterleiten verwendet, vermutlich um Spam-Filter zu umgehen. Parallel wurden auch gefälschte Rezensionen etablierter Medien wie der New York Times oder der Washington Post verbreitet, um die Glaubwürdigkeit der Produktion zu untermauern.

Die Verfasser des Berichts, die von einem ganzen Netzwerk an Desinformationskampagnen sprechen, zeigen sich beeindruckt von diesem Aufwand und der technischen Umsetzung des Films. Das attestierte Geschick brachte etwa raffinierte computergenerierte Spezialeffekte und ein überzeugendes Branding im Netflix-Stil hervor. Storm-1679 verleitete außerdem Stars dazu, über Cameo, einer Website, auf der Menschen für kurze Videobotschaften ihrer Idole zahlen können, Videos aufzunehmen, die daraufhin zusammen mit antiukrainischer Propaganda geschnitten wurden.

Russland vs. das IOC

Es ist bei weitem nicht der erste Angriff in diese Richtung. Sie entstammen den Einschränkungen, mit denen das Olympische Komitee die Teilnahme Russlands aufgrund des Angriffskriegs gegen die Ukraine versehen hat: Russische sowie belarussische Sportlerinnen und Sportler dürfen bei den Sommerspielen in Paris nur neutral und unabhängig von staatlicher Repräsentation antreten. Das heißt unter anderem, Symbole wie die russische Flagge oder die Hymne sind verboten, und es dürfen keine Verbindungen zum Militär bestehen. Außerdem sind jene Teilnehmenden, die sich dennoch anmelden, von der Teilnahme an den Eröffnungsfeierlichkeiten ausgeschlossen.

Die Unterstützung des Westens soll offenbar durch eine Reihe an Kampagnen gebrochen werden. Ein ehemaliger Russland-Experte des US-amerikanischen Sicherheitsrats sieht in dieser jüngsten Propagandawelle eine Mischung aus Verzweiflung und Opportunismus. Teile davon sind laut dem Bericht auch gefälschte Presseaussendungen der CIA und des französischen Geheimdiensts, die vor Anschlägen warnen. Unterstützt werden diese durch den Umlauf von falschen Nachrichtenmeldungen, die behaupten, Pariser Bürgerinnen und Bürger würden aus Angst vor diesen Terrorakten Immobilienversicherungen erwerben. Sogar Fake-Anrufe aus Russland sind nach eigenen Angaben beim IOC eingegangen. Das MTAC registrierte anscheinend kurz nach der Bekanntgabe der obenstehenden Entscheidungen die ersten böswilligen Versuche ausländischer Einflussnahme und erwartet einen weiteren Anstieg mit dem Näherrücken der Eröffnungsfeier. (hlk, 4.2.2024)