Die Plattform Instagram hat zweifelsohne eine große Reichweite. Zwei Milliarden Nutzer hat der auf Fotos und Kurzvideos zugeschnittene Dienst von Meta. Damit holt er auch beständig auf das unter jüngeren Generationen aus der Mode gefallene Facebook auf.

An Aktivität mangelt es nicht, doch die Umsätze scheint man beim Mutterkonzern noch für optimierbar zu halten. Auch Instagram erzielt den Großteil seiner Einnahmen mit Werbung. Und die könnte in Zukunft deutlich aufdringlicher werden, weil sie sich nicht mehr überspringen lässt.

Werbepause

Erste User haben eine entsprechende Änderung bereits dokumentiert. Beim Wischen durch Videos und Fotos tauchen immer wieder bezahlte Einschaltungen auf. Doch manche davon lassen sich nicht mehr, wie gewohnt, einfach durch Drüberscrollen überspringen. Stattdessen findet man am unteren Rand einen Timer mit der Beschriftung "Ad Break" (Werbepause).

Es lässt sich relativ zweifelsfrei sagen, dass "FireCubX" von der "Werbepause" nicht begeistert ist.

Wer das zugehörige Info-Icon antippt, bekommt folgende Auskunft: "Werbepausen sind eine neue Art, Werbung auf Instagram anzusehen. Manchmal musst du eine Werbung ansehen, bevor du weiterstöbern kannst." Die Reaktionen der unfreiwilligen "Testnutzer" sind – nicht ganz überraschend – nicht gerade von großer Gegenliebe geprägt.

Neu per se ist diese Anzeigenimplementierung natürlich nicht. Diverse werbegestützte Gratis-Apps blenden Werbung ein, die sich zumindest für einige Sekunden nicht überspringen lässt. Auch Videoanzeigen auf Youtube müssen mitunter für eine bestimmte Zeit laufen, ehe ein Überspringen möglich ist. "Wir testen stets Formate, die Werbern Mehrwert bieten können", erklärt dazu ein Meta-Sprecher gegenüber Techcrunch. "Während wir testen und daraus lernen, werden wir Neuigkeiten vermelden, wenn sich aus diesem Test Änderungen an unserem Produkt ergeben." In anderen Worten: Es ist noch nicht fix, ob die nicht überspringbare Werbung dauerhaft eingeführt wird.

Chance für Doomscroller

Falls doch, könnte Instagram freilich unabsichtlich einen Beitrag gegen sogenanntes Doomscrolling leisten. Darunter versteht man das Versinken in einer Abfolge an Kurzvideos, obwohl deren Inhalte schon längst nicht mehr so interessant oder unterhaltsam sind wie der Clip, den man zuerst betrachtet hat. Eine der Erklärungen für dieses Phänomen kommt aus der Neurobiologie. Mit jedem Video wird ein Schub des "Glücksbotenstoffs" Dopamin freigesetzt, nach dem wir ein angeborenes Verlangen besitzen. Das kann Suchtverhalten begünstigen.

Eine durch Werbung verordnete "Zwangspause" könnte Usern, die unbewusst in einen Videomarathon abgedriftet sind, dabei helfen, ihr Doomscrolling zu erkennen und entsprechend zu reagieren. Eine Garantie dafür, dass man die Zeit bis zum Ende der Anzeige nicht einfach aussitzt, um beim nächsten Video über Lifehacks oder Tierbabys weiterzumachen, gibt es freilich nicht. (gpi, 4.6.2024)