Eine Volksschulklasse
Künftig sollen auch in Pflichtschulen pädagogisch-administrative Fachkräfte zum Einsatz kommen. Das sind Lehrkräfte, die neben ihrer Unterrichtsverpflichtung auch Organisatorisches wie die Unterrichtsplanung oder die Kommunikation mit Eltern sowie Behörden erledigen können.
APA/EVA MANHART

Bereits im Juli 2023 warnte die Lehrerinnen- und Lehrergewerkschaft im Pflichtschulbereich angesichts des Personalmangels vor einer massiven Überlastung der vorhandenen Lehrkräfte. Die Bundesleitung 10 der Gewerkschaft forderte in einer Resolution an die Landes- und Bundespolitik ein umfassendes Maßnahmenpaket ein. Verlangt wurden unter anderem mehr Unterstützungspersonal, nachhaltige Maßnahmen gegen den Personalengpass sowie attraktivere Arbeitsbedingungen. Fast ein Jahr und mehrere Gesprächsrunden zwischen Gewerkschaft und Bildungsministerium später präsentierte der zuständige Minister Martin Polaschek (ÖVP) am Montag nun ein Verhandlungsergebnis mit zehn Maßnahmen. Das Ziel sei, dass sich Pädagoginnen und Pädagogen "wieder stärker auf den Unterricht und die Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern konzentrieren können", wie es Polaschek formulierte.

Kernpunkt ist die Schaffung der Funktion einer pädagogisch-administrativen Fachkraft an Pflichtschulen. Das sind Lehrkräfte, die zusätzlich zu ihrer Unterrichtsverpflichtung auch bei organisatorischen und administrativen Tätigkeiten unterstützen. Diese gibt es derzeit nur in Bundesschulen. Die Erstellung von Stundenplänen, die Einteilung des Lehrpersonals oder die Organisation der Aufsicht blieb in Pflichtschulen bislang großteils bei den Schulleitungen hängen. Außerdem werden Stunden für Administratorinnen und Administratoren geschaffen, die bei der Organisation der Kommunikation mit Eltern oder Behörden wie etwa der Kinder- und Jugendhilfe unterstützen sollen. Die Zeitressourcen außerhalb der Unterrichtsverpflichtung können von der Schulleitung an ein bis zwei Lehrpersonen vergeben werden. Die Umsetzung ist im Rahmen eines Pilotprojekts geplant: Hier sind 80 Millionen Euro bis zum Jahr 2026 vorgesehen. Für die Anpassung braucht es eine Novelle im Dienstrecht – und somit zumindest eine Einigung auf türkis-grüner Regierungsseite.

Die aktuellen Herausforderungen würden vor Schulen nicht haltmachen, sprach Polaschek auch Themen wie den anhaltenden Familiennachzug von Flüchtlingen, Integration, Inklusion oder den demografischen wie digitalen Wandel an. Damit würde aber auch der Verwaltungs- und Organisationsaufwand an Schulen wachsen. Mit dem vorliegenden Entlastungspaket sei ein Schritt in die richtige Richtung gelungen. Die pädagogisch-administrativen Fachkräfte kommen zu bereits geschaffenen zusätzlichen Stellen für Sekretariate und im psychosozialen Bereich dazu.

Wiederkehr begrüßt Maßnahmen

Eine weitere Maßnahme neben dem Unterstützungspersonal ist die Aufwertung der Tätigkeit von Lehrkräften in Deutschförderklassen in Volksschulen. Personen im alten Dienstrecht erhalten 75 Euro zusätzlich pro Monat, ansonsten ist die Einrechnung im Ausmaß von einer Stunde vorgesehen. Bisher gab es keine gesonderte Abgeltung. Das Verfahren zur Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs (SPF) soll zudem vereinfacht und bundesweit vereinheitlicht werden. Verbesserungen werden auch durch mehr Digitalisierung im Verwaltungsbereich erwartet: So sollen etwa künftig Zeugnisse und Schulnachrichten elektronisch zugestellt werden können.

Paul Kimberger, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Pflichtschullehrerinnen und Pflichtschullehrer, sprach von einem "guten Paket". Ziel sei, dass sich die Schulen mehr auf Pädagogik statt auf zeitraubende Bürokratie konzentrieren. Wiens Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) begrüßte in einer ersten Reaktion die Einführung von zusätzlichen Stunden für Unterstützungspersonal: "Die Wiener Pflichtschulen werden von dem Ende der Schlechterstellung gegenüber Bundesschulen in diesem Bereich profitieren." (David Krutzler, 3.6.2024)