In New York gibt es jetzt Veggieburger vom Roboter: Vor wenigen Wochen hat in Manhattan das teilautomatisierte Restaurant Kernel eröffnet, in dem Fastfoodgerichte von einem Automaten zubereitet werden. Unermüdlich dreht sich der mechanische Roboterarm in der Küche, um Briochebrot mit Zwiebelringen, Salsa verde und veganen Hühnchenstreifen aus Soja zu belegen und in den Ofen zu schieben.

Natürlich kocht der Roboter nicht allein, er ist noch auf die Mitwirkung von Küchenhilfen angewiesen, die in einer Großküche die Zutaten vorbereiten, sie mit dem Fahrrad ins Restaurant transportieren und das Essen in eine abschließbare Box stellen, wo es der Gast abholen kann. Doch der Roboter, Spitzname El Capitan, spart viel Arbeit. Und Geld. Wo sonst in einem Fastfoodrestaurant zu jeder Zeit acht bis 15 Mitarbeiter notwendig sind, arbeiten hier lediglich drei Angestellte. Das reduziert auch den Aufwand für die Wochenplanung.

Roboterhand legt Kirsche auf Muffin.
In Amazons Logistikzentren sind bereits 750.000 Roboter im Einsatz. Erobern sie bald den gesamten Jobmarkt?
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Die Fastfoodbranche steht in den USA infolge der Erhöhung des Mindestlohns in Bundesstaaten wie Kalifornien und des Arbeitskräftemangels erheblich unter Druck. Seit der Pandemie haben sich Millionen Angestellte aus dem Hotel- und Gaststättengewerbe verabschiedet, jeder vierte plant, es zu tun. Stress, schlechte Bezahlung, unsichere Jobaussichten – die Branche ist alles andere als attraktiv. Gleichzeitig bietet die monotone Arbeit erhebliches Automatisierungs- und Einsparpotenzial: Burger belegen, Kartoffeln schälen und Salatblätter zupfen, das kann die Maschine viel effizienter als der Mensch. Roboter werden nicht müde oder krank, fordern keine Lohnerhöhung und streiken nicht.

Flippy und Chippy

Zahlreiche Schnellrestaurantketten erproben seit geraumer Zeit den Einsatz von Robotern. Sie heißen Flippy, Chippy oder Remy, braten Burger, frittieren Pommes frites oder bereiten Salate zu – und sind so diskret, dass sie von der Kundschaft kaum bemerkt werden. Die Robotik ist längst in den Küchen der Welt angekommen. So hat die Fastfoodkette Chipotle eine Roboterpresse namens Autocado angeschafft, die Avocados zu Guacamole verarbeitet. Das mühsame Schälen der Früchte übernimmt die Maschine. Autocado, der im vergangenen Jahr auf "Probe" arbeiten durfte, soll in diesem Jahr flächendeckend zum Einsatz kommen.

McDonald's hat derweil im US-Bundesstaat Texas eine vollautomatisierte Filiale eröffnet, wo gar keine Menschen mehr arbeiten – die Big Macs werden kontaktlos vom Roboter serviert. Und das US-Start-up Figure hat sogar einen humanoiden Roboter entwickelt, der sich durch bloße Beobachtung des menschlichen Verhaltens in zehn Stunden das Kaffeekochen mit einer Kapselmaschine beigebracht hat. Kollege Roboter lernt schnell.

Servieren, reden und reinigen

Auch hierzulande kurven immer häufiger Servierroboter um Tische von Gaststätten, weil die Besitzer kaum noch Personal für Küche und Service finden. Der Anblick eines Katzengesichts, das auf dem Display der Robokellnerin erscheint, mag für den Gast befremdlich wirken, doch man wird sich daran gewöhnen müssen. Roboter sind auf dem Vormarsch. Nicht nur in Restaurants, sondern überall: in Hotels, Supermärkten, OP-Sälen.

In New York reinigen Roboter die Fensterscheiben von Hochhäusern, in Helsinki fegen Kehrroboter die Straßen, in Japan halten Roboter Trauerreden bei Beerdigungen. Robotaxis erobern die Straßen, autonom fliegende Drohnen die Lüfte. Und in immer mehr Städten verkehren fahrerlose Züge. Auch auf landwirtschaftlichen Feldern könnten bald Pflückroboter zusammen mit selbstfahrenden Traktoren die Ernte einfahren. Nach Angaben der International Federation of Robotics (IFR) wird die Zahl der weltweit neu installierten Industrieroboter in den kommenden Jahren sprunghaft ansteigen: von 622.000 in diesem Jahr auf 718.000 im Jahr 2026. In Amazons Logistikzentren sind schon jetzt 750.000 Roboter im Einsatz, die pausenlos Pakete sortieren. Roboter bilden – abgesehen vom Material für ihren Bau – eine schier unerschöpfliche Arbeitsreserve. Aber nehmen sie Menschen auch die Arbeit weg?

Nicht alles von Robotern machbar

Genährt durch Science-Fiction-Filme wie Terminator geistert das Schreckgespenst der technologischen Arbeitswelt immer wieder durch die Medien. Doch die Realität sieht anders aus. Zwar kann die Künstliche Intelligenz (KI) mittlerweile viele Rezepte herunterbeten, aber kochen kann sie noch nicht. Viele Jobs, gerade im Handwerk, lassen sich nicht so einfach automatisieren. Und die Tätigkeiten, die vordergründig eine KI verrichtet, werden in Wahrheit von Geisterarbeitern erledigt, die an ihrem Laptop in Indien oder Kolumbien Lieferroboter an US-Universitäten fernsteuern oder Kunden in kassenlosen Supermärkten über die Schulter schauen. Erst kürzlich hat eine MIT-Studie ergeben, dass KI noch viel zu teuer ist, um in der Breite Jobs zu automatisieren. Der Mensch ist immer noch die billigere Maschine. Nur: In den alternden Gesellschaften der Industrienationen werden Produktivkräfte rar.

Woher sollen all die Busfahrer, Pflegekräfte und Kellner kommen, wenn in den nächsten Jahren die Generation der Babyboomer in den Ruhestand geht und sich die Nachfrage nach Dienstleistungen erhöhen wird? Allein durch Zuwanderung wird sich diese Lücke kaum schließen lassen. Wäre es so schlimm, wenn Roboter die schweißtreibende Arbeit von Erntehelfern erledigen? Schon vor zwei Jahren hieß es im Economist: "Die Welt sollte den Aufstieg der Roboter willkommen heißen." Wer sonntagmorgens vor den Türen einer zugesperrten Bäckereifiliale steht, wird sich vielleicht doch über einen Automaten freuen, der ein warmes Brötchen ausspuckt. Er verlangt auch keinen Sonntagszuschlag. Es ist ja nicht so, dass Roboter dem Menschen die Jobs wegnehmen, im Gegenteil: Sie übernehmen Arbeit, wo es keine Fachkräfte gibt. Ökonomen sind sich weitgehend einig: Um dem Arbeitskräftemangel beizukommen, braucht es mehr Automatisierung.

Risiken

Doch auf dem Weg dahin gibt es noch einige Hürden zu überwinden. Roboter müssen gewartet und gereinigt werden, was personalintensiv ist; die Automaten verbrauchen oft viel Strom und sind zudem recht teuer in der Anschaffung. Für einen Servierroboter zahlt man rund 15.000 Euro. Bei einem Stundenlohn von 15 Euro müsste das Gerät 1000 Stunden laufen, bis sich die Investition amortisiert hat. McDonald's-Chef Chris Kempczinski sagte, dass Roboter in der Mehrheit der Filialen "nicht praktisch" seien: Die Flächen seien zu klein, außerdem zöge die Anschaffung Investitionen in Heiz- und Kühltechnik nach sich. Konkurrent Chipotle hat seine Tortillamaschine wieder eingestellt, weil sie zu schwierig zu reinigen war.

Es ist also nicht damit getan, einfach einen Roboter zu installieren, zumal sich an die Technik auch komplizierte haftungsrechtlichen Fragen knüpfen: Wer trägt die Verantwortung, wenn der Roboterarm heißes Frittenfett über den Angestellten schüttet und ihn verbrüht? Der Betreiber, weil er die Maschine nicht sorgfältig geprüft hat? Der Robotikhersteller, der das Gerät in Verkehr brachte? Oder die Softwarefirma, die den Code geschrieben hat?

In einer Tesla-Fabrik im texanischen Austin kam es 2021 zu einem tödlichen Arbeitsunfall, als ein offenbar fehlerhaft programmierter Roboter einen Arbeiter an die Wand drückte und zerquetschte. Da war sie wieder, die Angst vor dem Terminator. Bis der Roboter zum Showcooking bereit ist, wird man wohl noch eine Weile warten müssen. (Adrian Lobe, 18.6.2024)