Im Vergleich zu Verbrennern sollen E-Autos deutlichen Fortschritt bringen, wenn es um Umwelt- und Klimafolgen geht. Das bedeutet freilich nicht, dass Rohstoffgewinnung und Herstellung frei von Problemen sind. Als Tesla im deutschen Grünheide seine Gigafactory aufbaute, gab es begleitenden Protest. Umweltschützer sorgten sich ob des potenziellen Wasserverbrauchs und der Gefährdung des Grundwassers, denn immerhin steht die Anlage in einem ausgewiesenen Trinkwasserschutzgebiet. Und seit der Eröffnung gab es immer wieder Vorfälle, der von Elon Musk geführte E-Auto-Hersteller wies Bedenken ob etwaiger Umweltbeeinträchtigungen durch den Austritt von Stoffen aber zurück.

Beschwerden über den Standort nahe Austin in Texas zeigen nun aber ein mögliches anderes, gern übersehenes Umweltproblem auf, berichtet Cleantechnica. Und das, obwohl es zumindest für die Betroffenen schwer zu übersehen ist. Es geht um sogenannten Lichtsmog.

"Heller als der Vollmond"

Ein Reddit-Nutzer hat beim Vorbeifahren die auch aus größerer Entfernung gut sichtbare Beleuchtung der Tesla-Anlage dokumentiert. "Die Lichtverschmutzung ist komplett verrückt", so die Anmerkung dazu. In den Kommentaren haben sich seitdem einige Nutzer gemeldet, die nach eigenen Angaben in der Nähe wohnen und wenig glücklich mit der Situation sind.

"In bewölkten Nächten erhellt [die Gigafactory] den Himmel heller als der Vollmond", so etwa eine Beobachtung. "Das ist ärgerlich, denn als ich 2020 hierhergezogen bin, waren die Nächte pechschwarz." Durch Wolken wird das Licht stärker in die Umgebung gestreut. Ein anderer User berichtet, dass er sich aufgrund der Fabrik zur Anschaffung lichtundurchlässiger Vorhänge für das Schlafzimmer gezwungen sah.

Eine andere Person lieferte auch einen objektivierbaren Beleg für die Wahrnehmungen. Zwei Vergleichsbilder von einer Karte, auf der Lichteinflüsse per Satellitenbild visualisiert werden, zeigen einen Vergleich am Standort aus den Jahren 2020 und 2021, nachdem die Gigafactory ihren Betrieb aufgenommen hatte. Dokumentiert wird hierbei eine beachtliche Reichweite der Anlage nahe dem Hornsby Bend am Texas-Highway 130.

Der Standort der Tesla-Fabrik nahe Austin und die Lichteinwirkung seit Inbetriebnahme.
Reddit/Tulurien/Google Maps (Zusammenstellung und Beschriftung: STANDARD)

Folgen für Mensch und Tier

Lichtsmog ist allerdings nicht nur ein Problem für die Nachtruhe von Menschen und Grund für damit einhergehende Gesundheitsbeeinträchtigungen. Auch die Tierwelt im Umfeld der Gigafactory (und anderer großer Lichtemittenten in ländlicher Umgebung) dürfte negativ beeinträchtigt werden, erinnert Cleantechnica. Insekten schwärmen Richtung Licht und werden dadurch einfacher zur Beute, andere Beutetiere haben es schwerer, sich vor Raubtieren zu verstecken, und Zugvögel können vom Kurs abgebracht werden.

Die Lösung des Problems muss aber nicht in einer Abschaltung der Beleuchtung bestehen. Stattdessen bietet sich an, die Strahler gen Boden zu richten und gezielt dort Licht hinzuwerfen, wo es gebraucht wird. Mit Zeitschaltern, Bewegungssensoren und anderen einfachen Lösungen ließe sich in Außenbereichen, in denen keine ständige Beleuchtung nötig ist, selbige auch temporär deaktivieren oder dimmen, ohne den Betrieb oder die Sicherheit zu beeinträchtigen. Obendrein dürften sich auf diesem Wege auch noch Kosten senken lassen. Ob Tesla auf die Beschwerden der nächtlich geplagten Anrainer reagieren wird, bleibt abzuwarten. (gpi, 3.6.2024)