So sahen die Eskimo-Preistafeln in den Jahren 1969, 1977 und 2000 aus.
Eskimo, der Standard

Paiper

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Beim Paiper musste man ein weißes Staberl in den unteren runden Deckel stecken und sodann den Stab nach oben schieben, um ans Eis zu gelangen.
Eskimo

Es war zu einer Zeit, als man sich noch mit Tiroler Nussöl einschmierte, Sonnenschutzfaktor 8 ein hoher war und man am Ende des Sommers braun wie ein Brickerl in der Schule antanzte. Ich stand in jenen Badetagen unter anderem auf das Eis namens Rum-Kokos-Nogger. Keine Ahnung, ob tatsächlich Rum drinnen war. Wer weiß als Siebenjähriger schon, wie echter Rum schmeckt? Egal: Mein absoluter Favorit war jedoch, und gegen den hatte auch der Nogger kaum eine Chance, das Eis namens Paiper. Es gab Paiper in einer Marille-Geschmacksrichtung, die ich konsequent ignorierte, nicht einmal probierte. Für mich war das Paiper Himbeer-Zitrone, also das schneeweiße mit blutroten, verschwommen Schlieren "the one and only".

Mit Paiper konnte sogar das teuerste Eis in der Truhe, also das Cornetto, baden gehen. Das kostete elf Schilling, Paiper gab es um acht. Mein Lieblingseis kam in einem zylindrisch geformten Plastikbehältnis daher. Man musste ein weißes Staberl in den unteren, runden Deckel stecken und sodann den Stab nach oben schieben, um ans Eis zu gelangen. Dies war ein Balanceakt. Drückte man zu sanft, tat sich nichts, war der Druck zu hoch, schoss die ganze Eisladung gleich einer Rakete in die Luft. Leckte man gemächlich, schmolz der untere Teil des Zylinders, und so blieb einem zu guter Letzt noch ein Schlückchen Paiperlimonade. Paiper gab dem Begriff "Eis am Stiel" eine neue Form und einen neuen Stil. Viele Jahre später fällt mir auf, dass ich keine Ahnung habe, was hinter dem Namen Paiper steckt. (Michael Hausenblas)

Calippo

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Das Calippo gab es natürlich nicht nur in Grün, sondern auch Orange.
imago images/UIG

Meine Klassenkameradinnen und -kollegen bekamen für gewöhnlich Schimpf von dem jeweils an der Waschmaschine diensthabenden Erziehungsberechtigten, wenn sie aus dem Freibad nach Hause kamen. Der Christof, weil ihm der Verzehr des Brickerl noch lange danach ins Gesicht und woandershin geschrieben stand (dicke Schokoschleifspuren zwischen beiden Ohren, die zuerst auf seinen Handrücken und von dort weiter auf die Jeans wanderten); die Sabine, weil die Fruchtflecken vom Erdbeer Combino wirklich schwer rausgingen aus ihrem neuen, blütenweißen Alf-T-Shirt (obwohl der Leitspruch dieses TV-Außerirdischen "null Problemo!" lautete). Und der Harald, weil er vom Jolly immer klebrige Andenken an alle drei Farben (inklusive Schokospitze) auf dem Badetuch hinterließ.

Als passionierter Calippo-Zuzler war ich da fein raus. Das gefrorene Staberl mit dem folierten Pappstanitzel hatte ja ein Auffangbecken gegen Flecken. Es war aber noch aus vielen weiteren Gründen mein Lieblingseis. Erstens weil ich pickige Finger verabscheute und nur aus diesem Grund auch niemals Obst aß (außer jemand schnitt es in formschöne Scheibchen und schob mir diese ins Mäulchen); zweitens gefiel mir am Calippo die besondere Auftautechnik, die vor dem Genuss nötig war: Nachdem die Alufolie oben abgezogen war, musste ich wie bei einem Lungenfunktionstest langatmig in die Röhre hauchen, damit sich das Eis erst vom Pappendeckel löste. Drittens schmeckte die Geschmacksrichtung "Lime" so einzigartig künstlich, dass mir bis heute kein passender Vergleich einfällt. "Lime" sagte aber damals sicher niemand in meiner Volksschule dazu, weil uns das höchstens an den Klebstoff aus dem Werkunterricht erinnert hätte. Alle nannten es nur das "grüne Calippo".

Irgendwann schlief ich in der Mittagssonne nach dem Schwimmen ein, mein restliches Calippo schmolz dahin und fiel um. Der klebrige Inhalt ergoss sich über mein eigenes Liegetuch, die meiner Kumpanen und färbte alles in Giftgrün. Sofort arbeiteten wir an einer plausiblen Erklärung für zu Hause. Am besten gefiel uns damals: "Du Mama, da waren ja heute diese Marsmännchen im Freibad ..." (Sascha Aumüller)

Schöller-Eis

Schöller Eis, Logofahne
Wenn Kindheitserinnerungen ein Markenlogo zum Warnzeichen machen.
imago/CHROMORANGE

Als Kind gab es für mich an heißen Sommertagen nichts Schöneres, wenn die Eltern schon früh morgens Kühltasche, Handtücher und Luftmatratze zusammenpackten und einen ausgedehnten Badetag ankündigten. Nichts konnte meine Freude trüben. Wobei, das stimmt nicht ganz. Denn manchmal sind wir anstatt ins geliebte Freibad mit Wasserrutsche und Wellenbecken an den faden Badesee gefahren, wo es neben See und Wiese sonst nur Senioren im FKK-Bereich gab. Das war so gar nicht nach meinem Geschmack. Das Gleiche galt auch für das Eis-Angebot. Denn während das Freibad mit Jolly, Cornetto und anderen kalten Köstlichkeiten aus dem Hause Eskimo aufwartete, hatte der unliebsame Badesee bloß Schöller-Kreationen zu bieten. Cono, Macao oder Swip … das fühlte sich ein bisschen nach Mogelpackung an, wie ein Abklatsch der präferierten Eskimo-Varianten Cornetto, Magnum und Mister Long. So wie halt auch der Badesee nicht das Gleiche war wie das Freibad.

Mit den Jahren ändern sich Vorlieben bekannterweise, und mittlerweile verbringe ich meine Badetage viel lieber an einem ruhigen See als an einem Chlorwasserbecken mit schreienden Kindern darin. Doch eines hat sich nicht geändert: Sehe ich ein Schild mit dem Eskimo-Logo, interpretiere ich dieses als Gütesiegel für den jeweiligen Ort. Gegenteilig verhält es sich mit dem Firmenzeichen von Schöller. Unfair eigentlich! Vielleicht sollte ich Milk Flip, Kaktus oder sogar dem Rumfass doch noch eine Chance geben … (Michael Steingruber)

Der Riesenhappen 

Ich gebe zu, viel lieber hätte ich als Kind das Calippo geschleckt. Oder die pastellfarbene Masse aus der Softeismaschine. Aber das gab's nur im Schwimmbad und bei der Oma, die regelmäßig für die Enkel bei Bofrost bestellte. (Immerhin handelte es sich dabei in der Erinnerung um gigantische Bestellungen, verpackt in weiße Styropor-Packungen!) Zu Hause hingegen kam entweder die Familienpackung Viennetta auf den Tisch – oder aber der Riesenhappen, auch bekannt als "Big Sandwich". Die Entscheidung meiner Eltern für die beiden mit Vanille-, Schokolade-, Erdbeereiscreme befüllten Waffelhälften dürfte dem soliden Image des Eises geschuldet gewesen sein. Bei ihm handelte es sich schließlich um eine Erfindung aus den Fünfzigerjahren. Genau das bremste meine Begeisterung. Irgendwie war das Eis-Sandwich eine lahme Angelegenheit. Über die Jahre hinweg entwickelte sich dann aber doch eine Art Hassliebe. Ich lernte nämlich, dass der vollendete Eis-Genuss auch etwas mit dem Zeitpunkt zu tun hat: Sobald das Sandwich nämlich zu schmelzen beginnt, funktioniert das Miteinander aus klebriger Waffel und Inhalt am besten. Zumindest in meiner Erinnerung. Vielleicht sollte ich sie heuer mal wieder auffrischen. (Anne Feldkamp)

Gemischtes Eis

Twinni-Eis
Für Papa gab's ein Cornetto – oder zwei.

Das eine Eis meiner Kindheit festzumachen ist fast unmöglich. Vielmehr war es der Akt des Eiskaufens, der sich bei mir ins Gedächtnis eingebrannt hat. Bereits ab den ersten warmen Tagen schnappten ich und meine Freundin unsere Räder und fuhren zum Dorfwirt, der in einer rauchigen, ranzigen Budl eine bunte, laut brummende Eistruhe stehen hatte und daraus die Eislutscher verkaufte. Die Eltern haben uns Schilling und ein Sackerl mitgegeben. Für uns Kinder gab es häufig Twinni, Jolly oder einen Cola-Calippo, manchmal sogar zwei, wenn das Geld reichte. Für die Mama musste es ein Nogger sein, für den Papa ein Erdbeer-Combino oder ein Cornetto. Grausig für uns Kinder, geil für die Eltern.

Ich hangelte mich von Sommer zu Sommer, wartete im Frühjahr schon sehnsüchtig auf die neue Eistafel, die an der Außenwand des Gasthauses angebracht wurde und auf der die neuesten Sorten für die Saison angekündigt waren. Einen Sommer lang liebte ich den Mr. Long, ein in meiner Erinnerung mindestens ein Meter langer Eislutscher aus Zitronen- und Erdbeereis, im nächsten Sommer waren es die Solero-Shots, ein in Retrospektive völliges Gaga-Eis: kleine Eiskugeln in einem Plastikbecher, die man direkt in den Mund schüttete. In späteren Sommerferien entwickelte sich dann mein Geschmack hin zu jenen der Eltern. Milcheis, Schokolade, bissl Nuss schmeckten dann ebenso gut wie Erdbeer, Cola oder Zitrone. Der Winner-Taco blieb mir bis heute in Erinnerung, ein halbrundes Eis-Sandwich. Apropos Milcheis: Als großer Eisfan war ich natürlich extrem begeistert, als man das Tschisi-Eis wiederbelebte, auch, wenn die Freude nur kurz andauerte und es schnell wieder von den Eiskarten verschwand. (Kevin Recher)

(feld, maik, mich, rec, saum, 5.6.2024)