Südkoreanische Streitkräfte sammeln den Müll in Seoul ein
Südkoreanische Streitkräfte sammeln den Müll in Seoul ein.
EPA/YONHAP

Seoul/Singapur/Pjöngjang – Nach Angaben von Südkorea hat Nordkorea in der Nacht auf Sonntag etwa 600 mit Müllsäcken beladene Ballons nach Südkorea fliegen lassen. Die Ballons, die Müllsäcke voller Zigarettenstummel, Kleidung, Papierabfälle und Plastik transportierten, wurden am Morgen überall in der Hauptstadt Seoul verteilt gefunden, teilte Südkoreas Generalstabschef mit. Das Militär überwache den Ausgangspunkt und führe Luftaufklärung durch, um die Ballons aufzuspüren und einzusammeln.

Der südkoreanische Verteidigungsminister Shin Won-sik bezeichnete nach Aussagen des südkoreanischen Militärs den Ballon-Vorfall bei einem Treffen mit US-Verteidigungsminister Austin Lloyd am Rande des Shangri-La-Sicherheitsdialogs in Singapur am Sonntag als Verstoß gegen das Waffenstillstandsabkommen. Beide Minister bekräftigten eine koordinierte Reaktion auf jegliche nordkoreanische Bedrohung und Provokation auf der Grundlage der südkoreanisch-amerikanischen Allianz, hieß es weiter.

Reaktion auf Aktionen privater Organisationen

Nordkorea kündigte unterdessen Medienberichten zufolge an, es wolle vorerst keine mit Müll gefüllten Ballons mehr senden. Zugleich habe jedoch Vizeverteidigungsminister Kim Kang-il in einer von Staatsmedien veröffentlichten Erklärung gedroht, die Aktion fortzusetzen, sollten aus Südkorea noch mehr antinordkoreanische Flugblätter kommen, wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete.

Nordkorea hatte bereits am Mittwoch Hunderte von Ballons mit Müll und Exkrementen über die Grenze geschickt, die es als "Geschenke der Aufrichtigkeit" bezeichnete. Seoul reagierte verärgert und bezeichnete die Aktion als niederträchtig und gefährlich. Den Militärangaben zufolge wurden etwa 720 Ballons in Seoul und anderen Regionen des Landes entdeckt. In den daran angehängten Beuteln hätten sich unter anderem Zigarettenstummel, Papier, Kleiderfetzen, Plastik und andere Abfallprodukte befunden. Die Objekte sollten nicht berührt werden, da sie potenziell gefährlich sein könnten.

Das von Machthaber Kim Jong-un autoritär regierte Nordkorea hatte sein Verhalten vor allem als Reaktion auf Aktionen privater Organisationen in Südkorea bezeichnet, die immer wieder mit Flugblättern und anderem Propagandamaterial gefüllte Gasballons über die Grenze ins Nachbarland senden. In den Flugblättern rufen sie unter anderem zum Sturz der Regierung auf. Nordkorea reagiert auf Propaganda gegen die eigene Führung in der Regel sehr empfindlich. Nordkorea hatte am vergangenen Sonntag gedroht, "Haufen von Altpapier und Dreck" über die Grenzregionen zu schicken. Bereits von Dienstag bis Mittwoch trieben den Angaben Südkoreas zufolge etwa 260 Ballons über die militärische Demarkationslinie. (APA, 2.6.2024)