Es wäre wohl nicht vermessen zu sagen, dass hier möglicherweise zusammenwächst, was zusammengehört. Laut einem Bericht des "Wall Street Journal" will der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump den Besitzer von X (vormals Twitter) und CEO von Tesla und Starlink, Elon Musk, in die Politik holen.

Konkret geht es um einen Posten als Regierungsberater, sofern Trump im November sein Wahlduell gegen den amtierenden Demokraten Joe Biden gewinnt. Beim nationalen Umfragetrend hat Trump laut der vom Portal FiveThirtyEight geführten Statistik aktuell die Nase um 1,2 Prozentpunkte vorne. Beide Kandidaten kämpfen allerdings mit akuter Unbeliebtheit in der Gesamtbevölkerung. Wahlentscheidend sind zudem die Ergebnisse in einigen wenigen Bundesstaaten mit wechselhaftem Wahlverhalten, vulgo "Swing States".

Direkttelefonate

Laut dem WSJ befinden sich Musk und Trump schon länger im Austausch über ein Engagement des umstrittenen Techmanagers für eine etwaige Trump-Regierung. Laut Insidern geht es vor allem darum, Musk Möglichkeiten zu geben, Input zu liefern und Einfluss auf Entscheidungen insbesondere im Bereich Wirtschaft und Grenzsicherheit zu nehmen. Seine mögliche Rolle sei aber noch nicht vollständig festgelegt worden und es besteht auch noch die Möglichkeit, dass die Vereinbarung letztlich doch nicht zustande kommt.

Trump erwägt eine einflussreiche Beraterrolle für Elon Musk, sollte er erneut US-Präsident werden.
REUTERS/EDUARDO MUNOZ

In der Vergangenheit sollen sich beide bereits über verschiedene Themen - etwa Technologie, Wissenschaft oder auch Migration - unterhalten und sich inhaltlich immer stärker angenähert haben. Musk rufe Trump mitunter auch direkt auf seinem Handy an, heißt es im "Wall Street Journal".

Der Tesla-CEO soll laut den Insidern außerdem vorhaben, gemeinsam mit dem Hedgefonds-Milliardär Nelson Peltz derzeit in ein nicht näher definiertes, "datengetriebenes Projekt" zu investieren, mit dem angeblicher Wahlbetrug verhindern werden soll. Beide sollen Trump außerdem darüber informiert haben, dass sie in seinem Sinne eine Kampagne gestartet haben, um "Eliten" in seinem Sinne zu beeinflussen. Demnach veranstalten sie Treffen mit Personen aus der Wirtschaft, um sie davon zu überzeugen, die Wahlkampagne von Biden nicht unterstützen.

Nachrichten aus dem "Fiebersumpf"

Musk befeuert bereits seit geraumer Zeit immer wieder rechte Gesprächsthemen über sein reichweitenstarkes X-Konto. Neben politischen Standpunkten zum russischen Angriff auf die Ukraine, die Situation an der US-Südgrenze oder vermuteter Zensur fanden sich darunter auch immer wieder Verschwörungserzählungen. Manche Beobachter sehen ihn immer tiefer in den "Fiebersümpfen der Rechten" versinken.

Musks politische Botschaften auf X haben sich in den letzten Jahren stark an jene von Trump und dessen Partei angenähert.
IMAGO/UPI Photo

Ein Projekt zur Bekämpfung von Wahlbetrug dürfte einer Gutstellung mit Trump dabei besonders entgegenkommen, denn der Ex-Präsident behauptet nach wie vor, dass er die Wahl 2020 gegen Joe Biden nur aufgrund massiver Manipulationen verlor. Beweise dafür konnten weder er noch mit ihm in Verbindung stehende Anwälte jemals vorlegen. Die Erzählung der "gestohlenen Wahl" wurde schließlich auch zum Brandbeschleuniger, der letztlich Anfang 2021 zum Sturm auf das US-Kapitol führte. Anhänger des Abgewählten wollten dabei die Zertifizierung des Wahlergebnisses verhindern.

Trump hatte auch 2016 bereits Wahlbetrug zu seinen Ungunsten reklamiert, nachdem er die Wahl gewonnen hatte. Er hatte damals die Mehrheit bei den Wahlmännern errungen, über welche der Wahlausgang entschieden wird. Seine Widersacherin Hillary Clinton hatte allerdings den größeren Teil der abgegebenen Stimmen landesweit erhalten, was Trump auf "Millionen Stimmen illegaler Immigranten" zurückführte. Das US-System, bei dem fast alle Bundesstaaten dem Kandidaten mit der Stimmenmehrheit bei ihrer Auszählung sämtliche Wahlmänner zuweisen, ist gerade bei knappen Wahlentscheidungen anfällig für diese Diskrepanz. (red, 30.5.2024)