E-Auto wird aufgeladen 
Zusätzlich bitter für Fans von E-Autos: Die Ladesäulen-Infrastruktur ist auf den griechischen Inseln noch schwach ausgebaut.
IMAGO/Joaquim Ferreira

Seit 16. April gibt es auf den meisten griechischen Fähren eine neue Regelung, die in der Urlaubssaison so manchem Besitzer eines Elektroautos den Schweiß auf die Stirn treiben dürfte: E-Autos und Plug-in-Hybride dürfen die Fähre nur nutzen, wenn der Ladestand ihres Akkus maximal 40 Prozent beträgt, wie der deutsche Automobilclub ADAC berichtet.

Die Betreiber nennen Sicherheitsbedenken als Gründe für diese Maßnahme. Bei Autos, die andere alternative Kraftstoffe wie Flüssiggas (LPG) oder Erdgas (CNG) nutzen, dürfen die Tanks zu maximal 50 Prozent befüllt sein.

Der Ladestand der Akkus wird offenbar beim Einschiffen der Fahrzeuge kontrolliert, heißt es vom ADAC. Die großen griechischen Reedereien Anek Lines, Minoan Lines und Superfast Ferries weisen auf ihren Websites auf diese Maßnahme hin. Wer also eine derartige Fähre verwenden möchte, muss seine Fahrten und Ladevorgänge so planen, dass er mit 30 bis 40 Prozent Batterieladestand zum Fährterminal kommt.

Schlecht ausgebautes Ladenetz

Beklagt wird vom Autobmobilclub in diesem Kontext auch, dass das Ladenetz in Griechenland vergleichsweise dünn ist. Derzeit gibt es dort rund 2000 öffentliche Ladestationen, die sich hauptsächlich im Süden des Landes, entlang der Hauptverkehrsachsen und rund um die größeren Städte finden. Die meisten Lademöglichkeiten gibt es in der Hauptstadt Athen, deutlich weniger dicht ist das Netz auf den Urlaubsinseln.

Zwecks Vergleichs mit anderen Reisedestinationen informiert der österreichische Automobilclub ÖAMTC, dass im ebenfalls beliebten Urlaubsland Italien vor allem der Norden gut versorgt ist, auch hier vor allem entlang der Hauptverkehrsachsen und rund um größere Städte, weniger gut ausgebaut ist hingegen das Netz in Kalabrien oder auf der Insel Sardinien.

Im Urlaubsland Kroatien ist ebenfalls der Norden gut abgedeckt, weniger gut sieht es im Süden und Osten des Landes aus. Dafür gibt es in Kroatien laut ÖAMTC zum Teil noch kostenlose öffentliche Ladestationen, die vor Ort ausgeschildert sind. Auch einige Hotels bieten in Kroatien kostenloses Laden an. Laut einer interaktiven Karte des ÖAMTC bietet Österreich 47,6 Ladepunkte pro 100 Kilometer, Italien 7,5, Kroatien 5,4 – und Griechenland nur 1,86.

Einen Überblick über die Lademöglichkeiten in beliebten Urlaubsländern bietet der ÖAMTC unter diesem Link.

Experten sehen keine erhöhte Brandgefahr

Entgegen den Bedenken der griechischen Reedereien heißt es seitens des ADAC übrigens, dass dessen Fachleute keine Hinweise darauf sehen, dass von Elektroautos eher eine Brandgefahr ausgeht als von Autos mit Verbrennungsmotor. Grundsätzlich könne zwar nie völlig ausgeschlossen werden, dass sich ein Auto aufgrund eines Defekts entzündet – dies gelte jedoch für alle Antriebsarten.

Handlungsbedarf sieht man beim ADAC jedoch, weil die Brandszenarien von E-Autos und Verbrennern sich deutlich unterscheiden. Vor allem Versicherungen würden darauf hinweisen, dass Schiffsbesatzungen diesbezüglich noch unerfahren sind und entsprechend geschult werden müssen. (stm, 28.5.2024)