Urlaubsreisen mit der Bahn werden bei Österreichs Bevölkerung immer beliebter, stellt die Mobilitätsorganisation VCÖ fest. Und untermauert dies mit Daten der Statistik Austria: Mit 4,07 Millionen Urlaubsreisen mit der Bahn habe sich die Zahl in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt.

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Während sich andere Bahnunternehmen aus dem Nachtzuggeschäft zurückgezogen haben, investierte die ÖBB in den Ausbau des Nachtzugnetzes und in neue Garnituren. Das ist der Hauptgrund, warum Wien in diesem Ranking den Spitzenplatz einnimmt.
IMAGO/Andreas Stroh

Ein Teil dieser Reisen wurde mit dem Nachtzug gemacht. "Von keiner EU-Hauptstadt aus gibt es so viele Nachtzugverbindungen wie von Wien", informiert der VCÖ. 16 Enddestinationen können von Wien mit dem Nachtzug sinnvoll erreicht werden. Dazu zählen unter anderem Amsterdam, Berlin, Brüssel, Hamburg, La Spezia, Paris, Rom, Zürich und in den Sommermonaten auch Split.

Zehn EU-Hauptstädte nicht erreichbar

"Silber" im Nachtzug-Ranking geht an Bukarest mit zwölf verschiedenen Nachtzugverbindungen, "Bronze" ex aequo an Budapest und Paris mit jeweils elf, wie die VCÖ-Analyse auf Basis von Daten von Traivelling, Back on Track und Bahnunternehmen zeigt. Es folgen Rom sowie ex aequo Berlin, Prag und Sofia. Zehn EU-Hauptstädte sind mit dem Nachtzug nicht erreichbar, darunter zum Beispiel Lissabon.

"Jede EU-Hauptstadt am europäischen Festland sollte im internationalen Reiseverkehr gut mit der Bahn erreichbar sein, auch mit dem Nachtzug. Von diesem Ziel ist die EU leider noch deutlich entfernt. Reisen mit der Bahn muss der Bevölkerung in Europa so einfach wie möglich gemacht werden. Dafür braucht es mehr grenzüberschreitende Bahnverbindungen, und das Planen und Buchen der Reisen muss einfacher werden als heute", fordert die Mobilitätsorganisation. Man sieht die kommende EU-Kommission, das künftige EU-Parlament, aber auch die Mitgliedsstaaten und Bahnunternehmen in der Pflicht.

Hoffen auf europäisches Zugticket

Diesbezüglich zeigt sich tatsächlich ein Lichtschein am Ende des Eisenbahntunnels. Denn im September beginnt der Aufbau des Open Sales and Distribution Model (OSDM), eines einheitlichen Online-Buchungsstandards für 22 europäische Bahnen. Mit von der Partie sind sämtliche großen Staatsbahnen von Skandinavien bis Spanien und Italien, darunter die ÖBB, die Deutsche Bahn, die Schweizer SBB, die französische SNCF, die polnische PKP und Trenitalia.

Angestoßen wurde das Projekt laut Welt am Sonntag von der EU-Kommission: Mit einem entsprechenden Gesetzentwurf sollen europäische Bahnunternehmen gezwungen werden, "ihre Daten an unabhängige internationale Buchungsplattformen herauszugeben". Dann soll endlich Schluss sein mit Ticketwirrwarr und Falschauskünften. Im Endausbau sollen sämtliche bisherigen Online-Verkaufssysteme von 22 europäischen Bahnen und weiteren Vertriebsunternehmen mit eigenen Buchungsplattformen in das neue System integriert werden. Wann das der Fall sein wird, wurde allerdings noch nicht bekanntgegeben. (Markus Böhm, 28.5.2024)