Librettist Franzobel und Komponisten Gerd Hermann Ortler
Schifffahrt zum Ort des neuen Werkes "Wolf – Das Mystical": Librettist Franzobel (li.) und Komponist Gerd Hermann Ortler.
IMAGO/Rudi Gigler

Mit Jesus' Wunderwerken, zu denen es ja auch ein Musical von Andrew Lloyd Webber gibt (Jesus Christ Superstar), konnte der heilige Wolfgang natürlich nicht ganz mithalten. Der Legende nach hat der aus einfachen Verhältnissen stammende spätere Bischof von Regensburg (etwa 924–994) durchaus aber über rätselhafte Fähigkeiten verfügt. Sie brachten ihm jedenfalls eine spätere Heiligsprechung ein (1052).

Wolfgang soll etwa eine Zeitlang in der Gegend des nach ihm benannten Wolfgangsees als bescheidener Einsiedler in einer Höhle gelebt haben. Wunder wirkend habe er damals für einen Durstigen eine Quelle entstehen lassen, deren Wasser später reichlich Heilkräfte zugesprochen wurden. Sein Einsiedlertum soll allerdings auch den Teufel gestört haben, worauf Wolfgang eine Kirche, angeblich eigenhändig, baute. Dies tat er, der Legende nach, an jener Stelle, an der er jene Axt, die er weit ins Tal geworfen hatte, wiedergefunden hatte.

Dunkelheit und Licht

Der Teufel gab natürlich auch dann noch keine Ruhe. Was es noch an Disputen mit Satan gegeben haben mag, wird sicher Wolf – Das Mystical schildern, ein Stück, das Franzobel (Libretto) und Gerd Hermann Ortler (Musik) geschrieben haben – aus Anlass von Wolfgangs 1100. Geburtstag. Franzobel nennt den zentralen inhaltlichen Gedanken: "Die Grundidee war, dass er kein Heiliger sein will. Er sagt: Bitte, lasst mich in Ruh' damit, ich will mein Leben leben und kein Vorbild sein müssen."

Ob in dem Stück, das den Fight zwischen innerer Dunkelheit und Licht, Versuchung und Regeltreue schildert und in dem drei Frauen für humorige Elemente und Gegenwartsbezug sorgen, weitere Kompetenzen Wolfgangs thematisiert, wird sich weisen. Jedenfalls wird Wolfgang, der Patron unter anderem der Hirten, Schiffer und unschuldig Gefangenen, angeblich auch bei Schlaganfällen und anderen Leiden angerufen.

Noch was: Für Wolf – Das Mystical, das Viktoria Schubert inszeniert, wird zwar keine Kirche gebaut, aber eine architektonische Neuheit gibt es. Eduard Neversal (auch für das Bühnenbild zuständig) hat eine Seebühne mit 800 Plätzen entworfen. Und weil das alles in der quasi mitinszenierenden Natur stattfindet, lässt sich sagen: Die Aufführung beginnt für Interessierte gleichsam mit dem Seeweg dorthin, das Publikum wird nämlich mit dem Schiff zum Ort der Aufführung gebracht, das allen Wetterkapriolen standhalten soll. Bühne und Zuschauerraum sind überdacht, versprochen wurde, dass bei jedem Wetter gespielt wird.

Viele Stile gemischt

Wenn das stimmt, hört man musikstilistisch einen Mix aus alter Gregorianik, repetitiver Minimal Music und Jazz, dies jedenfalls kündigt Komponist Gerd Hermann Ortler an. Übrigens: Interessanterweise hat das Projekt nichts mit dem Europäischen Kulturhauptstadtjahr Salzkammergut zu tun. (Ljubiša Tošić,21.5.224)