Ein Großkonzert am Wiener Rathausplatz - mit Voodoo Jürgens, Fuzzman, Bipolar Feminin oder Pussy Riot eröffnet die Wiener Festwochen.
Ein Großkonzert auf dem Wiener Rathausplatz – mit Voodoo Jürgens, Fuzzman, Bipolar Feminin oder Pussy Riot – eröffnet die Wiener Festwochen.
Ines Bacher

Jetzt geht's los! Nachdem die Wiener Festwochen mit der Ankündigung einer Republiksgründung (samt Verfassung und Hymne), ihrer turbulenten Einladungspolitik (Teodor Currentzis, der wieder ausgeladen wurde) oder der im Vorfeld unter erhitzter Stimmung gehaltenen Rede an Europa von Omri Boehm schon wochenlang in aller Munde waren, verwundert nur eines: dass sie offiziell erst heute (17. Mai) eröffnen. Die große Show auf dem Rathausplatz der Bundeshauptstadt wird live im Fernsehen (ORF 2, ab 21.20 Uhr) übertragen. Sie steht am Anfang eines sich über mehr als fünf Wochen lang erstreckenden Bühnenprogramms, das Highlights des internationalen Theater-, Opern- und Performancegeschehens versammelt.

Es sind 2024 die ersten Festwochen unter der Intendanz von Milo Rau – und das sieht man ihnen auch an. Gilt der Schweizer Theatermacher doch nicht nur als begabter Machatschek und PR-Fuchs, sondern auch als jemand, der für Kunstwerke politische Tragweite einfordert. In seiner Programmierung rückt er die politischen Implikationen von Kunstwerken in den Vordergrund und reagiert in eigenen Arbeiten selbst oft direkt auf reale politische Verhältnisse (siehe früheren Projekte wie Orest in Mossul oder die Oper Justice über eine ökologische Katastrophe im Kongo).

Pussy Riot, Voodoo Jürgens

Beim Eröffnungsfest vor dem Rathaus fällt das zentrale Konzertprogramm mit Musik-Acts wie Bipolar Feminin, Fuzzman & The Singin Rebels, Pussy Riot, Voodoo Jürgens & Die Ansa Panier, Paula Carolina, Gustav oder Monobrother mit der Zeremonie zur Ausrufung der Festwochen als "Freie Republik Wien" zusammen. Diese alternative künstlerische Staatsform wird während der Festivalzeit eine "Zweite Moderne" realisieren – im Unterschied zur rein europäischen, elitären und fast rein männlich geprägten klassischen Moderne.

Und es werden sich Intellektuelle, Interessierte und Kunstschaffende gemeinsam mit einem hundertköpfigen Rat gesellschaftspolitischen Zukunftsfragen stellen und daraus eine eigene Verfassung ableiten. Diese Wiener Erklärung wird am letzten Festivaltag verlesen. Den Kern des Rates bilden 80 Wiener Bürgerinnen und Bürger, nebst prominenten Mitgliedern wie Jean Ziegler, Sandra Hüller, Annie Ernaux, Dunia Khalil, Valie Export, Srécko Horvat, Bibiana Beglau u. v. a.

Fuzzman & The Singin Rebels - Topic

Bereits am Eröffnungsabend stoßen Statements prominenter Ratsmitglieder die Diskussionen an. Beiträge kommen von Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, Ökologin Carola Rackete, Hip-Hop-Musiker Kid Pex, den Autoren Kim de l'Horizon und Sibylle Berg, der Kunstfigur KDM Königin der Macht, der Autorin und Schauspielerin Mateja Meded oder dem ukrainischen Regisseur Stas Zhyrkov. Zum Höhepunkt des feierlichen Abends soll die Präsentation der für jede Republik konstitutiven Hymne sein: Steht auf steht auf von Fuzzman. Geübt werden kann schon vorab mithilfe von Youtube. (Margarete Affenzeller, 16.5.2024)