Rasenmäher, Motorsägen, elektrische Heckenscheren – es gibt so einige Geräte, die in den Vorgartensiedlungen des Landes für nachbarschaftliche Reibungen sorgen können. Klagen ob vermeintlich oder tatsächlich widerrechtlicher Lärmeinwirkung sorgen für rege Beschäftigung an den Bezirksgerichten. Insofern gibt es Grund zur Erleichterung, dank einer Innovation von Studenten der Johns Hopkins University in Baltimore. Denn diese nehmen zumindest ein Gartengerät aus der Gleichung.

Verschiedene Sponsoren hatten einer Gruppe von Technikstudentinnen und -studenten eine Herausforderung gestellt. Nämlich einen Weg zu finden, um Laubbläser deutlich leiser zu machen, ohne dabei ihre Leistung zu beeinträchtigen. Insbesondere die Betriebsgeräusche mit höheren Frequenzen gelten als ausgesprochen nervtötend für Nutzer und ihre nähere Umgebung. Und das vierköpfige Forscherteam hat geliefert, berichtet TechXplore.

Hearing is Be-leafing: Students Invent Quieter Leaf Blower
Johns Hopkins University

Über 40 Ansätze

Die Arbeit hat im vergangenen September begonnen. Zunächst widmete man sich monatelang der Zerlegung eines elektrischen Laubbläsers der Marke DeWalt und der Analyse der Einzelteile. Ziel war es, zu identifizieren, welche davon auf welche Art Lärm produzieren. Anschließend sammelte man Lösungsansätze zur Lautstärkenreduktion und versuchte, manche Ansätze weiterzuentwickeln, um letztlich viele wieder zu verwerfen. "Der Ton, der aus dem Laubbläser kommt, ist sehr kompliziert und beinhaltet viele verschiedene Frequenzen", erklärt Andrew Palacio, der Teil des Teams war. Vergleichbar sei dies mit vielen unterschiedlichen Noten, die auf einem Piano gespielt werden.

Über 40 unterschiedliche Ansätze probierte man aus, bis man sich schließlich dazu entschied, einen Aufsatz zu entwickeln, der an einen Schalldämpfer für eine Waffe erinnert. Dieser teilt den Luftstrom auf und verschiebt einen Teil davon. Die Kombination beider Luftströme sorgt für eine erhebliche Geräuschreduktion. Insgesamt konnte die Gesamtlautstärke des Laubbläsers um zwei Dezibel reduziert werden, womit das Gerät praktisch 37 Prozent leiser wurde.

Nervige Frequenzen um 94 Prozent reduziert

Deutlich stärker konnte man die Lautstärke der besonders störenden Frequenzen einschränken. Diese wurden um zwölf Dezibel reduziert, was einer um 94 Prozent gesenkten Lautstärke entspricht und sie nahezu unhörbar machen. Das erreichte man, ohne die effektive Stärke des Gebläses zu beeinträchtigen. Statt schrillen Geräuschen klingt der Laubbläser mit dem Aufsatz nun noch nach starkem Wind, beschreibt die Forscherin Madison Morrison das Ergebnis.

Das Forscherteam: Michael Chacon, Madison Morrison, Andrew Palacio und Leen Alfaoury (v. li.).
Johns Hopkins University/Will Kirk

Die Entwicklung wird auch kein reines Uni-Projekt bleiben. Der US-Gerätehersteller Stanley Black & Decker, zu dem auch die Marke DeWalt gehört, wird den von den Studenten entwickelten "Schalldämpfer" aufgreifen. Man geht davon aus, dass bereits in zwei Jahren die ersten damit ausgerüsteten Laubbläser auf den Markt kommen. Der Frieden in der Nachbarschaft scheint in greifbarer Nähe.

Das Forscherquartett von der Johns Hopkins University geht davon aus, dass sich seine Erfindung auch für ähnliche Geräte anpassen lässt. Somit könnten in Zukunft beispielsweise auch Haarföhne oder Staubsauger nach demselben Prinzip deutlich leiser im Betrieb werden. (gpi, 16.5.2024)