Um drei Uhr nachts wurde aus der Hoffnung traurige Gewissheit für die Eltern von Andrea Papi. Der 26-jährige Jogger fiel am 5. April 2023 im norditalienischen Trentino im Wald einer Bärenattacke zum Opfer und starb.

Im Trentino leben mittlerweile rund 100 Bären.
Im Trentino leben mittlerweile rund 100 Bären.
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Die Tragödie ereignet sich just zum Jubiläum. Vor 25 Jahren wurden im Trentino Braunbären wiederangesiedelt. Betäubt in Slowenien, freigelassen in Italien. Von 1999 bis 2004 waren es zehn Bären. Heute existieren hier 100 Exemplare – nirgendwo sonst auf der Welt leben Bären und Menschen auf so engem Raum zusammen. Dass das nicht nur für Faszination, sondern auch für jede Menge Angst bei der Bevölkerung sorgt, liegt auf der Hand. Die Schafbauern können ein Lied davon singen, aber nicht nur sie.

Gefährlich nah – Wenn Bären töten | Sky Original | Sky Österreich
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Angst und Wut der Dorfbewohner

Die Sky-Dokumentation Gefährlich nah – Wenn Bären töten rekonstruiert den Unglücksfall und zeigt, wie schwierig die Koexistenz zwischen Menschen und Bären ist. Filmemacher Andreas Pichler (Das System Milch) hat sich dafür etwa an die Fersen des 20-köpfigen Teams geheftet, das aus Tierärztinnen und Förstern besteht und sich um das Zusammenleben kümmert. Der Tod Papis ist eine Zäsur, die auch das Team zu spüren bekommt. Die Angst und Wut der Dorfbewohner entlädt sich an ihnen.

"Jetzt büßen wir dafür, dass wir damals nicht laut genug protestiert und die Wiederansiedlung gestoppt haben", sagt ein Landwirt, der seine Kühe auf die Alm treibt. Der Ruf nach Gerechtigkeit für Papi ist laut, aber wer übernimmt die Verantwortung? Die Förster? Die Politik? Und darf die Problembärin "JJ4" nach ihrem Angriff getötet werden? Der Grat zwischen Tier- und Menschenschutz ist schmal, die Probleme komplex, das zeigt die Doku eindrucksvoll. Sehenswert. (Oliver Mark, 15.5.2024)